Freitag, 14. November 2014

Machu Picchu - A Slow Train is Coming



Ein erstes Highlight der Reise steht an: Machu Picchu. Die Anreise erfolgt mit dem Zug und wir sind stolze Besitzer von Tickets für die „Vistadome“ Klasse…Kostenpunkt: 88US$ für eine Richtung… Eintritt zu Machu Picchu kostet nochmal etwa 40€… vor einigen Jahren war Machu Picchu so überlaufen, dass man die Zahl der Besucher auf Anordnung der UNESCO limitieren musste. 2000 pro Tag dürfen nur noch rein. Der seitdem drastisch gestiegene Preis sowie personalisierte Tickets regulieren den Ansturm der Touristen.



Die Aktion befindet sich auf einem schmalen Pfad zwischen Abzocke und Regulierung…vor allem, wenn man bedenkt, dass Einheimische die Strecke für 3€ fahren können…zwar weitaus weniger luxuriös…aber sie kommen auch an…



Früh morgens ließen wir uns zum Bahnhof „Poroy“ (etwa 30 min außerhalb von Cusco) bringen, wo der Zug bereits auf uns wartete.




 
Amerikanische Ingenieurskunst mit Lizenzbau in Mexico, verfrachtet nach Peru und eingesetzt zwischen Dschungel und Wüste… trotzdem noch top in Schuss (wird jeden Tag per Hand gewaschen)…



„Vistadome“ heißt das Produkt deshalb, weil auch im Dach Fenster sind…die Sinnhaftigkeit sollte sich später noch beweisen.






90km lagen vor uns, veranschlagte Zeit: 3 Stunden 30 Minuten… im Rausch der Geschwindigkeit…



Mit einem Rucken setzte sich der Zug in Bewegung und die Landschaft zog an uns vorbei.



Durch die Zugfenster waren wegen Spiegelung nicht immer tolle Bilder machbar…und die, die halbwegs brauchbar sind, können nicht annähernd die faszinierende Landschaft wiedergeben, die uns präsentiert wurde… wobei nicht die komplette Aufmerksamkeit zur Verfügung stand:






Warum J. allerdings zeitweise solch morbide anmutende Berichte lesen musste ("Dem Tod ins Antlitz starren") wissen wir nicht…mangelndes Vertrauen in die Technik könnte ein Grund sein







Um eventuellen Notfällen Herr zu werden, gibt es an Bord auch Sauerstoff:







Zeitweise rumpelte der Zug mitten durch Dörfer durch, danach folgte wieder spektakuläre, fast unberührte Natur:




So langsam machten auch die Dachfenster Sinn:


„Fast unberührt“ ist mancherorts leider untertrieben…klar ist die Bahnstrecke schon ein Einschnitt, aber die Straße bahnt sich ihren Weg ins heilige Tal Richtung Machu Picchu…“Straße“ im Sinne von gefestigtem, eventuell auch asphaltiertem Untergrund. Kleinere Pfade gibt es natürlich schon.






Wahrscheinlich können hier in wenigen Monaten Busse die Touristenströme ins Tal befördern.



Während der Fahrt gab es natürlich auch Bewirtung am Platz:






Besonders vorsichtig muss man sein, wenn der Zug abhebt, in Turbulenzen geraten sollte und wieder landet (bei der Geschwindigkeit gar nicht mal so abwegig…)






Und natürlich gab es an Bord des Zuges auch wieder jede Menge stereotypische Touristen…wir, die nicht zwingend als solche auffallen wollten…und andere, die keinen Hehl daraus machten…interessanterweise saßen sich zwei Paare dieser Gruppen an einem Tisch gegenüber…und dank der ausgeprägten Selbstdarstellung konnten sie unterschiedlicher kaum sein:






Die beiden Damen im ersten Bild machten erst gar keine Anstalten, ihren Status zu verbergen. Es glitzerten die Golduhren und –kettchen, man lässt sich das Vuitton-Köfferchen zum Zug tragen und erträgt es gerade so, mit dem proletarischen Pöbel in einem Wagen zu sitzen. Der Herr aus Bild zwei samt seiner Begleitung trumpft wiederum mit der High-End Ausrüstung auf: Superschuhe, Megaweste, Funktionsshirt mit Pulsmesser, Ray Ban Sonnenbrille (nicht funktional, dafür aber voll trendy) und natürlich der heutzutage fast schon obligatorischen Action-Cam, damit auch ja jeder Schritt auf Instagramm präsentiert werden kann… (ok…schreibt derjenige, der Blogeinträge auf Facebook bekannt gibt… ;-) )



Das Personal im Zug war äußerst freundlich und man freute sich merklich, wenn statt Englisch auch mal Spanisch gesprochen wurde. Wenn ich beispielsweise auf Spanisch erklärt hatte, was ich trinken möchte, zauberte das ein Lächeln auf die Gesichter: „ah, sie sprechen Spanisch“ … und dann wurde ich minutenlang freudig zugetextet…bruchstückweise konnte ich verstehen, dass es schön sei, wenn jemand auch mal Spanisch könne… allerdings konnte man dann bestimmt an meinem Blick erkennen, dass es mit meinen Kenntnissen dann doch nicht so weit her ist… und mein „Geständnis“ „un poco“ (ein bisschen) war dann auch nicht weiter schlimm…



Pünktlich nach gut dreieinhalb Stunden erreichten wir dann Aguas Calientes…Tor zu Machu Picchu…



  


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