Unsere
Tage in Cusco waren nach dem Ausflug zur Via Ferrata gezählt. Der Plan sieht
vor, dass wir weiter Richtung Osten ziehen. Ziel: der Titicacasee.
Ursprünglich
wollten wir mit einem –zugegebenermaßen- sehr touristischen Luxuszug von Cusco
nach Puno fahren. Im Büro unserer Freunde von Perurail wurde da allerdings ein
Strich durch die Rechnung gemacht: Der Zug kostet in die von uns präferierte
Richtung 261 US$ … DAS war uns dann doch ein wenig zuviel. (in die
Gegenrichtung waren es 100 weniger, das hätten wir noch akzeptiert) Was macht
man also in solch einer Situation? Man nutzt das Fernverkehrsmittel Nummer eins
auf dem platten Land: den Bus. So bring uns ein Taxi zum geschäftigen
Busbahnhof von Cusco.
Bei
dieser Gelegenheit kommt zum ersten Mal unser kreatives Rucksacktarnsystem zum
Einsatz:
Alte
Kaffeesäcke, oben und an einer Längsseite aufgeschnitten und mit Ösen versehen,
können schnell und umkompliziert als Schutzhülle über die Rucksäcke geschnürt
werden. So fällt der (auch nicht wirklich wertvolle) Inhalt nicht direkt als
mögliches Diebesgut ins Auge.
Die
Busfahrt führte uns von Cusco aus noch höher in die Anden, die Landschaft war
anfangs noch grün und abwechslungsreich, jedoch gibt es auch auf der
Südhalbkugel eine Höhengrenze, ab der die Welt, welche draußen am Fenster
vorbeizieht, recht karg wird.
Bald
tauchten die ersten mit Schnee bedeckten Gipfel auf
Auf
dieser Busfahrt erreichten wir auch den höchsten Punkt der Reise: 4335m … Kurz
eine Liste der Orte in Deutschland, die höher liegen: …
Dort
stoppte der Bus für ein paar Minuten und dem weltoffenen Reisenden wurde die
Möglichkeit geboten, vor prächtiger Gebirgskulisse auf einem kleinen Markt
handgefertigte, authentische Souvenirs zu erwerben.
Einige
Reisende (interessanterweise fast nur die älteren und vom nördlichen Teil des
Kontinents stammenden) nutzten die Chance auch für eines dieser bekannten
Standardfotos mit der quietschbunt gemusterten Inkafrau samt knuffigem Kind auf
dem Rücken…
Scheißegal
ob das Kind gerade keine Lust hatte… hier wurde arrangiert, verschiedene Posen
gestellt…Akkordarbeit für das perfekte Bild aus dem Menschenzoo…und wie
glücklich die doch hier alle sind… und wie schön die hier in ihrer Freizeit
noch Zeit finden, ihre Sachen zu verkaufen…die haben ja auch so einen Spaß an
der Sache „Amazing, gorgeous…absolutely lovely“ schnell noch ein paar Soles in
die Hand gedrückt und Abfahrt…
(Hinweis
für Allergiker: der letzte Absatz kann Spuren von Ironie und Sarkasmus
enthalten)
Nach
diesem Stop begann der Abstieg (klingt Hinsichtlich der Zielhöhe von immer noch
über 3000m am Titicacasee fast schon ironisch) in weniger hohe Gefilde. Die
Fahrt führte uns durch verschlafene Hochebenennester, die alle samt eins
gemeinsam hatten: Chaos und unfertige Häuser:
Nach
gut einigen weiteren Stunden war er endlich in Sicht: Lago Titicaca
Und
kurz darauf zeigte sich auch Puno:
Dort
sind wir für eine Nacht in einem kleinen Hotel untergekommen. Der Ort ansich
ist nur noch ein trister Schatten seiner selbst. Einst wichtige Handelsstadt,
Fischereizentrum und wirtschaftlich von Bedeutung. Heute: Leerstand, Müll, vor
sich hinrostende Industrieanlagen und verfallende öffentliche Einrichtungen.
Abgesehen davon allerdings gleicht sie anderen von uns besuchten Städten: es
gibt ein paar recht gepflegte Plätze, diverse sakrale Kunstbauten und Statuen,
die an landestypische und regionale Helden erinnern.
…und ohne es zu hart sagen zu wollen: anderswo gibts mehr zu sehen. Auf
Grund der genannten Punkte haben wir uns dann kurzfristig entschlossen, am
nächsten Morgen weiter an die Copacabana zu fahren...der ein oder andere mag hier
jetzt direkt an Rio denken…Nein, es gibt noch einen Ort namens Copacabana am
Titicacasee…und dahin werden wir uns fahren lassen…in einem „Minibus“... Bolivien - wir kommen!
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