Die relativ kurze Fahrt von Puno nach Copacabana werden wir in einem sogenannten „Minibus“ zurücklegen. Diese Fahrzeuge sind handelsübliche Minibusse, wie sie in Deutschland für 8 Personen incl. Fahrer und noch einem Kofferraum ebenfalls vorkommen… In Peru allerdings sind diese Fahrzeuge für 16 Personen ausgelegt und mit an Bord sind oft wesentlich mehr…Effizienzprobleme sind für die Fahrer ein Fremdwort… Das Gepäck wird auf dem Dach verstaut und was auf den Schoß passt, wird dort gelagert…Tetris lässt grüßen...
Sitzanordnung
in Standardfall: 3 – 3 – 3 – 3 – 4
In
Stoßzeiten kann in jeder Reihe noch mindestens einer dazu und wenn kein Gepäck
auf dem Dach liegt, dann liegen da auch noch en paar Fahrgäste
rum…Cabriofeeling ohne Aufpreis… und das Peeling durch die staubigen Pisten ist
ebenfalls mit drin…
So
sieht das ganze dann von der letzten Bank aus (da wo auch früher schon immer
die coolen gehockt haben…)
Dass
wir mit dem Minibus wirklich bis Copacabana gefahren sind, stimmt nicht ganz:
Copacabana selbst liegt bereits in Bolivien…so hieß es für uns „Adios Peru“ und
„Bienvenidos Bolivia“. Der Fahrer hat uns bis fast an die Grenze gebracht, von
da aus mussten wir zu Fuß weiter. Die Grenze sieht eigentlich recht einladend
aus - kein Vergleich zu Nordkorea oder so...
Hier
sind wir gerade auf dem Weg in die Kasernen…erst in die vordere, um sich aus
Peru abzumelden, danach ging es in die hintere…dort wurden wir offiziell
ausgestempelt…bis zum Erreichen der bolivianischen Kaserne auf der anderen
Seite des Tores waren wir somit nirgends registriert…im Niemandsland…aber wir
hatten Essen und Trinken dabei… und nach dem gleichen Procedere in Bolivien
sollten wir noch den Passierschein A38 besorgen…
Die
Beamten auf bolivianischer Seite waren recht gelangweilt von ihrem Job…der
Kollege, der mich abgefertigt hat, hat beim Vergleich von Passfoto zu lebendem
Objekt kurz gestutzt, dann noch etwas genervt eine freie Stelle für den Stempel
gesucht…schon war ich offiziell eingereist…Kurz nach der Grenze heuerten wir
einen der dort wartenden Taxifahrer an, der uns die letzten paar km bis nach
Copacabana gefahren hat…
Unser
Domizil im Ort lag auf einer kleinen Anhöhe mit idealem Seeblick…weiträumiger
Gartenanlage und jeder Menge Wohlfühlequipment:
Der
Ort selbst liegt direkt am Titicacasee…schön in den Hang hineingebaut..,
Auch
hier setzt sich der aus Peru bekannte Eindruck fort: viele unverputzte
Backsteinbauten, meist zwei Stockwerke fertiggestellt, darüber dann der
unvollendete Ansatz eines weiteren Stockwerkes…oft notdürftig mit Planen
abgedeckt – aber Satschüsseln… notdürftige Baustellen…alles was brauchbar
erscheint, wird genutzt
Und
zwischendrin kleine Inseln der Ordnung, dort wo das Leben grünt, meist eine
Statue sich gen Himmel reckt und eine Kirche dem ganzen den finalen sakralen
Touch gibt
Wir
haben uns dann direkt noch ein kleines Polster an Landeswährung
besorgt…“Polster“ im wahrsten Sinne des Wortes: Abheben von etwa 75 Euro und
der Automat rattert gefühlte drei Minuten nur Scheine zusammen… Geldregen…
Den
restlichen Abend verbrachten wir damit, den neu erworbenen Reichtum gönnerhaft
unter die lokale Bevölkerung zu bringen…natürlich im Austausch gegen Waren…
Und
der Himmel leuchtet, als die Sonne im Titicacasee versinkt:
Den
weiteren Abend haben wir mit erst mit den schlechtesten Cocktails der Welt und
dann mit der wahrscheinlich unvorbereitetsten Kneipe der Welt verbracht:
Zu
ersterem bleibt nicht viel zu sagen…außer: meidet die Kneipe mit Dachterasse am
Hafen…zu zweiterem: nach ersterem sind wir in eine Kneipe geflüchtet, die mit
Livemusik geworben hatte…klingt immer gut… so nutzten wir auch die Happy Hour
und bestellten Cuba Libre (Rum, Cola, Zitrone) und eine Champignonsuppe
(Champignons und Suppe) gegen den kleinen Hunger… zwei Minuten nach unserer
Bestellung rannte der Küchengehilfe aufgeregt aus der Kneipe in den Supermarkt
gegenüber und kam dann kurz darauf mit drei Flaschen Coca Cola zurück… weitere
Minuten später rannte er wieder los und kam – man ahnt es fast – mit einer
Packung Pilzen zurück…Die versprochene Livemusik war nach zwei Liedern
zuende…der Protagonist war übrigens ein ehemaliger Soldat bei den US
Streitkräften und kannte Deutschland… „Good beer und schnelles Autofahren“ …
daran konnte er sich noch erinnern… und wir wurden mit Handschlag begrüßt…
Kurz
zu Bolivien: Die Sozialisten sind an der Macht, MC Donalds gibt es nicht mehr …
andere Großkonzerne, allen voran Coke mit den historisch anmutenden Fläschchen
aus den 70ern und sicherlich vielen bei uns verbannten Inhaltsstoffen in Fanta
und Sprite halten sich noch… Google warnt esplizit vor Reisen in dieses Land…
und ein Zimmergenosse in Peru hat uns erzählt, dass sich dort viele krasse
Geschichten zutragen… er sollte nicht ganz unrecht behalten…
(uh…Spannung
;-) )
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