Sonntag, 23. November 2014

Clownauto


Die relativ kurze Fahrt von Puno nach Copacabana werden wir in einem sogenannten „Minibus“ zurücklegen. Diese Fahrzeuge sind handelsübliche Minibusse, wie sie in Deutschland für 8 Personen incl. Fahrer und noch einem Kofferraum ebenfalls vorkommen… In Peru allerdings sind diese Fahrzeuge für 16 Personen ausgelegt und mit an Bord sind oft wesentlich mehr…Effizienzprobleme sind für die Fahrer ein Fremdwort… Das Gepäck wird auf dem Dach verstaut und was auf den Schoß passt, wird dort gelagert…Tetris lässt grüßen...





Sitzanordnung in Standardfall: 3 – 3 – 3 – 3 – 4

In Stoßzeiten kann in jeder Reihe noch mindestens einer dazu und wenn kein Gepäck auf dem Dach liegt, dann liegen da auch noch en paar Fahrgäste rum…Cabriofeeling ohne Aufpreis… und das Peeling durch die staubigen Pisten ist ebenfalls mit drin…



So sieht das ganze dann von der letzten Bank aus (da wo auch früher schon immer die coolen gehockt haben…)







Dass wir mit dem Minibus wirklich bis Copacabana gefahren sind, stimmt nicht ganz: Copacabana selbst liegt bereits in Bolivien…so hieß es für uns „Adios Peru“ und „Bienvenidos Bolivia“. Der Fahrer hat uns bis fast an die Grenze gebracht, von da aus mussten wir zu Fuß weiter. Die Grenze sieht eigentlich recht einladend aus - kein Vergleich zu Nordkorea oder so...







Hier sind wir gerade auf dem Weg in die Kasernen…erst in die vordere, um sich aus Peru abzumelden, danach ging es in die hintere…dort wurden wir offiziell ausgestempelt…bis zum Erreichen der bolivianischen Kaserne auf der anderen Seite des Tores waren wir somit nirgends registriert…im Niemandsland…aber wir hatten Essen und Trinken dabei… und nach dem gleichen Procedere in Bolivien sollten wir noch den Passierschein A38 besorgen…







Die Beamten auf bolivianischer Seite waren recht gelangweilt von ihrem Job…der Kollege, der mich abgefertigt hat, hat beim Vergleich von Passfoto zu lebendem Objekt kurz gestutzt, dann noch etwas genervt eine freie Stelle für den Stempel gesucht…schon war ich offiziell eingereist…Kurz nach der Grenze heuerten wir einen der dort wartenden Taxifahrer an, der uns die letzten paar km bis nach Copacabana gefahren hat…



Unser Domizil im Ort lag auf einer kleinen Anhöhe mit idealem Seeblick…weiträumiger Gartenanlage und jeder Menge Wohlfühlequipment:




(B. hatte im Hintergrund kleine Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme…)






Der Ort selbst liegt direkt am Titicacasee…schön in den Hang hineingebaut..,







Auch hier setzt sich der aus Peru bekannte Eindruck fort: viele unverputzte Backsteinbauten, meist zwei Stockwerke fertiggestellt, darüber dann der unvollendete Ansatz eines weiteren Stockwerkes…oft notdürftig mit Planen abgedeckt – aber Satschüsseln… notdürftige Baustellen…alles was brauchbar erscheint, wird genutzt







Und zwischendrin kleine Inseln der Ordnung, dort wo das Leben grünt, meist eine Statue sich gen Himmel reckt und eine Kirche dem ganzen den finalen sakralen Touch gibt






Wir haben uns dann direkt noch ein kleines Polster an Landeswährung besorgt…“Polster“ im wahrsten Sinne des Wortes: Abheben von etwa 75 Euro und der Automat rattert gefühlte drei Minuten nur Scheine zusammen… Geldregen…



Den restlichen Abend verbrachten wir damit, den neu erworbenen Reichtum gönnerhaft unter die lokale Bevölkerung zu bringen…natürlich im Austausch gegen Waren…



Und der Himmel leuchtet, als die Sonne im Titicacasee versinkt:







Den weiteren Abend haben wir mit erst mit den schlechtesten Cocktails der Welt und dann mit der wahrscheinlich unvorbereitetsten Kneipe der Welt verbracht:



Zu ersterem bleibt nicht viel zu sagen…außer: meidet die Kneipe mit Dachterasse am Hafen…zu zweiterem: nach ersterem sind wir in eine Kneipe geflüchtet, die mit Livemusik geworben hatte…klingt immer gut… so nutzten wir auch die Happy Hour und bestellten Cuba Libre (Rum, Cola, Zitrone) und eine Champignonsuppe (Champignons und Suppe) gegen den kleinen Hunger… zwei Minuten nach unserer Bestellung rannte der Küchengehilfe aufgeregt aus der Kneipe in den Supermarkt gegenüber und kam dann kurz darauf mit drei Flaschen Coca Cola zurück… weitere Minuten später rannte er wieder los und kam – man ahnt es fast – mit einer Packung Pilzen zurück…Die versprochene Livemusik war nach zwei Liedern zuende…der Protagonist war übrigens ein ehemaliger Soldat bei den US Streitkräften und kannte Deutschland… „Good beer und schnelles Autofahren“ … daran konnte er sich noch erinnern… und wir wurden mit Handschlag begrüßt…



Kurz zu Bolivien: Die Sozialisten sind an der Macht, MC Donalds gibt es nicht mehr … andere Großkonzerne, allen voran Coke mit den historisch anmutenden Fläschchen aus den 70ern und sicherlich vielen bei uns verbannten Inhaltsstoffen in Fanta und Sprite halten sich noch… Google warnt esplizit vor Reisen in dieses Land… und ein Zimmergenosse in Peru hat uns erzählt, dass sich dort viele krasse Geschichten zutragen… er sollte nicht ganz unrecht behalten…



(uh…Spannung ;-) )

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