achtung: der folgende bericht ist hochgradig vom bahnvirus befallen...
joa...sowas musste ja kommen... und es war nur eine frage der zeit bis der freak durchbricht ;-)
direkt schon bei meiner ankunft in cairns wurde ich durch diverse prospekte bildgewaltig und informativ darauf aufmerksam gemacht, dass ein "historischer" zug von cairns nach kuranda in den regenwald pendelt... zurück könnte man dann mit einer seilbahn...die seilbahn fand ich jetzt persönlich eher uninteressant... und aus meiner bisherigen reiseerfahrung weiß ich, dass die preise in solchen prospekten immer noch unterboten werden können, wenn man vor ort mal nachschaut... und siehe da: die ganzen agenturen wollten ab 85$ aufwärts für die bahnfahrt hin und zurück... wenn man auf dem rückweg die seilbahn nehmen wollte, wurde es nochmal teurer... und vor ort am bahnhof cairns habe ich 68$ bezahlt... gut, immernoch viel geld für eine einfache bahnfahrt mag der / die ein oder andere jetzt denken... stimmt auch... das wetter zeigte sich von seiner freundlicheren seite und so wartete ich gespannt auf die ankunft des zuges...
während dem warten fuhr mir dieser vertreter des doch deutlich unterentwickelten australischen eisenbahnwesens vor die linse: (man beachte: cairns hat -wie bereits im letzten eintrag erwähnt- 100000 einwohner und der bahnhof hat zwei spärliche gleise und liegt in einem einkaufszentrum...
es handelt sich hierbei um den zaghaften versuch, das bahnreisen in den unendlichen australischen weiten etwas attraktiver zu gestalten...ein australischer neigetechnikzug... laut werbeplakat haut er einen aus den socken... hoffentlich ist das nicht allzuwörtlich gemeint, denn wenn man von einem zug aus den socken gehauen wird, liegt man meist drunter... (uuuuh böse...)
zurück zum eigentlichen zug: unklimatisierte, fast 100 jahre alte wagen mit rotem kunstlederinterieur erwarten den interessierten reisenden... außer mir waren noch jede menge andere touristen im zug, die meisten von ihnen asiaten, die jeden schritt penibel mit fotos und auf video festhielten...ich bin dann auch bald wieder auf diversen asiatischen "guckt her wo ich überall war" präsentationsabenden zu sehen... während der zug steht, wird man mit absolut grauenhafter australischer folkmusik bedudelt...sobald der zug sich in bewegung gesetzt hat, wird man mit informationen bezüglich strecke, fahrzeugen und vor allem geschichte überflutet...
ich habe unter anderem behalten, dass die beiden lokomotiven je gut 1000 PS leisten...die arbeiter ihr eigenes werkzeug mitbringen mussten, wenn sie arbeiten wollten und aus italien, china und england kamen...
hier mal eine perspektive, die einem im klimaanlagengeplagten deutschland mit immer weniger zu öffnenden fenstern zu oft verwehrt bleibt:
man hat die strecke dem berg in mühsamer handarbeit ende des 19. jahrhunderts meter für meter abgerungen und manchmal geht es recht eng zu, wenn die beiden loks den zug auf der steigungsreichen strecke nach oben ziehen...deutlich ist das arbeiten der beiden V8 motoren zu hören und mit einer imposanten geräuschkulisse schraubt sich der zug nach oben...die alten wagen rumpeln gleise hinauf und alle paar meter hört man das charakteristische rattern der verschraubten schienen...in deutschland dank nahtlos geschweißter gleise auch fast überall vergangenheit...
die aussicht ins tal ist nicht zu verachten...dinge denen die arbeiter vor über 100 jahren wohl angesichts der harten arbeitsbedingungen eher weniger viel abgewinnen konnten...
eine der hauptattraktionen ist diese brücke mit einem recht engen radius von nur 80 metern ... auf einer seite hat man eine klasse aussicht ins tal...
auf der anderen seite rauscht laut dieser wasserfall ins tal...
wenn man sich rechtzeitig wieder auf die andere seite begibt und einen vorteilhaften platz im zug hatte (hatte ich natürlich nicht wirklich), kann man zug und wasserfall einigermaßen zusammen in ein bild packen...
am ende der reise wartete dann nach unzähligen brücken, kurven und tunneln kuranda auf mich, ein kleines dschungelnest welches fast ausschließlich vom tourismus lebt... und wenn man mal nicht weiß wohin mit den alten schienen:
um die bedürfnisse des angereisten touristen bestmöglich zu befriedigen (oder erst zu wecken...) besteht die hauptstraße aus unzähligen souvenirshops und restaurants...
manche lassen sich dabei auch ganz besondere hausdesigns einfallen...
kann man der geschäftigen jagd auf das geld der touristen entkommen, so bietet sich ein wenig abseits ein eher ruhiges bild eines kleinen städtchens...
berühmt ist auch der markt von kuranda... dort verkaufen hippies und andere junggebliebene 68er diverse kräuter, drinks, traumfänger, klamotten usw usf... leider ist der kapitalismus auch bei ihnen schon angekommen und die preise waren auf apothekenniveau... vielleicht wäre die heilsame und entspannende wirkung diverser tinkturen und pülverchen die passende ausrede gewesen...
auch ein abgestürztes flugzeug befindet sich in kuranda...die natur hat hier aber schon wieder einiges an fläche zurückerobert...
allerdings wird man recht schnell aufgeklärt: das ganze ist wie das uboot im nirgendwo und das fiberglasschaf ein kleiner gimmick für touristen... genutzt wurde das flugzeug für einen filmdreh... und sein auftritt endete mit einem absturz... die reste hat man dann nach kuranda gebracht...
in kuranda hatte ich dann auch meine erste richtige deutsche bratwurst seit abreise von daheim gehabt... dort gibt es eine deutsche wurstbraterei... und all meinen "verhalte-dich-net-zu-offensichtlich-wie-ein-tourist" vorsätzen zum trotz hab ich mir ein mittagessen dort gegönnt... denn die australischen bratwürste sind ... naja... ausbaufähig...
ich habe dann noch ein wenig die gegend erkundet, aber außer viel grün und wenig action gibt es in kuranda nicht viel... und so hab ich mich dann gegen 15:30 wieder ab ins tal gemacht...
aber vorher noch schnell den zug im immergrün fotografiert... die loks sind übrigens handbemalt und die motive stellen traummotive der ureinwohner dar... (nur so als info...)
2 Kommentare:
sehr schöner bericht mit tollen bildern...bitte mehr eisenbahnromantik
danke :-)
es is schwer hier mehr bahn zu erleben... wie gesagt... unterentwickelt ist noch untertrieben... der australier reist im bus oder flugzeug... verständlich bei reiseentfernungen um die 1000km und mehr... :)
ich seh mal was ich noch so finde
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