Samstag, 18. Dezember 2010

magnetisch

endlich war ich wieder am reisen...frei und nur vom fahrplan des busses abhängig...die weite landschaft zieht am fenster vorbei...wechselt von hügelig zu flach und wieder zu hügelig...immergrün zu immergrau...bäume die von unten bis oben mit kletterpflanzen berankt sind...felsen die schroffer kaum sein könnten...soviel zu sehen, so wenig zeit die eindrücke zu verarbeiten...
ich kam mit dem greyhoundbus von cairns kurz nach sieben abends in townsville an und machte mich im dunkel der stadt auf den weg zu meinem hostel...viel gesehen habe ich von townsville eigentlich nicht und die stadt beschränkt sich im wesentlichen auch nur auf maritimes flair um den hafen herum... jede menge yachten und segelschiffchen liegen dort vor anker...


 der teil von townsville den ich gesehen hab, ist wirklich recht unspektakulär...
 

die stadt beheimatet allerdings die gelbbäuchige jagdspinne, die sich hier sehr schön dem besucher präsentiert...


früh am nächsten morgen nahm ich dann die fähre nach magnetic island... der regen verabschiedete sich dankbarerweise während der fahrt und so war es sonnig und warm als ich auf der insel ankam... 

als der des öfteren in meinen einträgen bereits erwähnte kapitän namens "cook" an dieser insel ankam, dachte er, der hohe eisenanteil würde seinen kompass beeinträchtigen und deshalb taufte er die insel "magnetic island" ... heute weiß man, dass diese annahme völliger blödsinn ist...
 
ich wurde vom kostenlosen abholservice am terminal in empfang genommen und zum hostel gefahren...stilecht im alten rolls royce...es liegt direkt am strand, hat sehr viele ecken an denen man ungestört ist, mehrere kleine terrassen und balkone, mehrere gemeinschaftsbereiche... kostenloses billard, kostenlose fahrräder und kanus... ich war zusammen mit zwei pärchen der einzige gast dort... die pärchen waren eigentlich nur in der stadt und so hatte ich die komplette anlage für mich... genauso wie mein zimmer... es war ein tolles gefühl, mal wieder mit klimaanlage zu schlafen und die decke hatte auch endlich wieder eine daseinsberechtigung...




nachdem meine sachen verstaut waren und ich schnell was gegessen hatte, nahm ich mir das fahrrad und machte mich auf den weg auf die andere seite der insel... acht kilometer über die bergige insel...sollte mit einem mountainbike kein problem sein....zwischendrin wollte ich noch einen abstecher zu den "forts" machen, der befestigungsanlage aus dem zweiten weltkrieg, die australien an dieser stelle vor angriffen der japaner schützen sollte...außerdem so wurde mir gesagt, sei auf diesem weg die chance am größten, koalas zu sehen...also...nichts wie hin...

man sagte mir bereits, dass das fahrrad nicht das beste sei... aber gut... einem quasi-geschenkten drahtesel schaut man ja nicht ins sprichwörtliche maul... nach einem guten kilometer leichten anstieg meldete die kette bereits mit lauten klackern einen unruhigen lauf weit abseits der ideallinie... mitten im steilsten stück der strecke mit 14% steigung vernahm mein ohr außer dem innerlichen pochen meines pulsschlags noch ein lautes krachen, meine gesamte kraftentfaltung der beine ging ohne übertrag plötzlich nach unten, ich machte beinahe den abflug über den lenker aber konnte mich und das fahrrad gerade so noch halten... wieder ein ereignis aus der kategorie "kann ja nur mir passieren": die kette war abgesprungen und hat mir dann noch die komplette schaltung der vorderen zahnradgruppe zerrissen...


nach kurzem eruptivem fluchen habe ich versucht zu retten, was noch zu retten ist... im grunde nichts mehr, denn die einzelteile der schaltung rollten teilweise hinter mir den berg runter oder waren im gebüsch verschwunden... man konnte noch auf dem größten vorderen ritzel fahren, aber die kette sprang immer wieder ab... zurückschieben wollte ich das fahrrad auch nicht und so blieb mir nichts anderes übrig als getreu dem motto "wer sein fahrrad liebt, der schiebt" den drahtesel die letzten paar meter steigung nach oben zu schieben...

oben angekommen zweigte nach rechts der pfad zu den forts ab... offiziell sind fahrräder dort verboten, aber die erste teilstrecke wäre ohne probleme zu bewältigen gewesen...




schon während diesem relativ leichten anstieg wurde ich mit weitreichenden ausblicken belohnt:




schon bald allerdings änderte sich das terrain und ich verfluchte abermals das fahrrad samt der kaputten schaltung... am ende dieses stufigen anstiegs wartete das fort auf mich... da ich das fahrrad auch nicht nach oben tragen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf das gute im menschen zu hoffen und das rad im gebüsch zu verstecken... (also im grunde habe ich dann nicht wirklich auf das gute im menschen vertraut sondern einfach nur gehofft, dass a) niemand das rad dort findet und b) wenn doch, niemand ein kaputtes rad klaut...)


immer höher stufte ich mich den berg hinauf und die ausblicke wurden immer besser... erinnerungen an rangitoto / neuseeland wurden wach... nur mit dem unterschied dass meine begleitung dort weiblicher natur war und nicht wie hier ein kaputtes fahrrad...


an den ruinen des forts angekommen, konnte man verschiedene punkte besichtigen, hier mal der ehemalige standpunkt des keine ahnung wieviel millimeter geschützes... drehbar gelagert und damals allzeit bereit, auf alles zu schießen was ein hakenkreuz oder schlitzaugen hatte...


auch von dort hatte man exzellente aussicht auf malerische einsame buchten...


hier die horseshoe bay auf der anderen seite der insel...mein ziel für den tag...


die insel zeigt sich sehr abwechslungsreich grün...grün...evtl auch mal grün und dann einige felsen...


hier mal aus der deckung heraus fotografiert: die signalstation des forts... welches eigenlich nur aus einigen auf dem hügel verteilten gebäuden besteht, von denen dieses das einzige ist, was zur zeit betreten werden kann... es steht erwartungsgemäß leer und von seinem dach hat man ebenfalls eine tolle aussicht...wie die beiden obigen bilder beweisen...


 danach folgte ich dem pfad durch wald, gestrüpp und über stock und stein... es war nicht immer einfach den weg zu finden und bei so manchem abschnitt war ich abermals froh, das rad im tal gelassen zu haben...


hier beispielsweise hätte ich nicht mit dem rad auf dem buckel durchgepasst...


und hier folgte ich einfach mal dem gefälle nach unten...scheinbar war die entscheidung richtig...denn ich fand den weg auch wieder...


sehr schön auch dieser punkt etwas abseits vom weg... man hatte eine klasse weitsicht und es ging auch recht tief nach unten...


das erkennt man auf diesem foto leider nicht so gut... aber es sah schon beeindruckend aus...


und hier habe ich dann mal ein wenig mit dem selbstauslöser gespielt und die aussicht genossen...

 
 nachdem ich dann von oben soviele schöne einsame buchten gesehen hatte, wollte ich dort auch noch hin... zum glück konnte ich bergab das fahrrad noch mehr oder weniger nutzen und rollen lassen... auf der insel kann man kleine elektroautos mieten, sogenannte "mokes" ... die sind aber so schwach, dass sie den späteren anstieg nach der bergabpassage zu den buchten nicht bewältigen würden...deshalb: keine mokes auf der straße nach unten... für mich folgten dann 3,5km kurvige abfahrt...


und wer den nervenkitzel sucht, sollte sich ein fahrrad zulegen, bei dem auch die bremsen nicht die besten sind und damit eine steile straße abwärts rasen... es kommt an manchen stellen zu einer merklichen beschleunigung der herzschlagfrequenz...und zum glück hatte ich keinen gegenverkehr ...

ich kam aber auch dieses mal heil an und es bot sich mir die einsame radical bay... 


und spätestens bei diesem anblick wusste ich, wo ich als nächstes hin musste...


ganz so einsam war die bucht dann doch nicht... dieses teuer aussehnde anwesen stand fast direkt am strand...
 

eigentlich wollte ich ja bis ganz dort oben hin...und trotz der tatsache dass sich meine laufschuhe mit ihren profil regelrecht an die felsen krallten und ich ohne probleme nach oben klettern konnte, schaffte ich die letzten drei meter nicht mehr...es war dann doch etwas zu steil...


ich habe das fahrrad dann anschließend wieder 3,5 anstrengende kilometer bergauf geschoben, mich dann gute vier kilometer wieder bergab nach horseshoe bay rollen lassen... dort kam ich dann nahe der totalen dehydration an und kaufte erstmal wasser und coke...1,25l coke auf einen schlag sorgten erstmal wieder für ausgleich in meinem flüssigkeits- und zuckerhaushalt... horseshoe bay ist mit das touristischste örtchen das ich je gesehen hab...geschäft an geschäft, restaurant neben restaurant... nett, aber nicht wirklich besonders...
deshalb auch keine bilder... basta ;-)

da ich dann folglicherweise das fahrrad dann wieder gute vier kilometer den berg rauf schieben durfte, hab ich mir noch eine flasche coke besorgt und mich auf den weg gemacht...koalas hab ich natürlich keine gesehen...

da ich das risiko, von den nicht wirklich regelkonform fahrenden aussis überfahren zu werden, minimieren wollte, schob ich mein rad größtenteils auf den wiesen am straßenrand... es dauerte insgesamt 84 tage bis ich (von einer kleinen redback spinne mal abgesehn) mit der giftigen australischen tierwelt bekanntschaft machte...

johnis reiseführer für malaysia schrieb sehr schön "wenn sie einer schlange auf den schwanz treten, könnte sie das als unangenehm empfinden und sich attackiert fühlen..." - würde mir ähnlich gehn wenn mir jemand...naja egal, anderes thema...

ich hab noch gesehen dass was braunes im grünen gras liegt, aber da wars schon passiert: fahrrad trifft schlange...die brownsnake (eine der giftigsten schlangen der welt) machte einen erschrockenen satz nach links und ich bin ebenfalls erschrockenerweise beinahe über das fahrrad nach rechts gesprungen... wir tauschten noch schnell einen blick aus und die drohhaltung der schlange sagte mir "geh jetzt lieber langsam weiter" ... da ich hier bei einer konfrontation den kürzeren ziehen könnte, ging ich dann auch weiter und war von diesem zeitpunkt an mit der zwiespältigen inneren diskussion beschäftigt, was der "bessere" tod wäre: überfahren werden oder giftschlange... glücklicherweise kam es weder zum einen noch zum anderen und als freund der multiversumtheorie (es gibt nicht nur ein universum sondern unendlich viele, parallel existierende universen die sich teilweise nur in kleinigkeiten unterscheiden) überlegte ich kurz, was in einem der anderen universen gerade passieren würde...wie evtl ein wagen anhält wenn ich am boden liege und das gift langsam meine atmung lähmt ... wie ich ganz dumpf die sirene des rettungswagens höre...oder aber wie in wieder einem anderen universum ich die schlange beiße...(ja, man denkt viel nach wenn man alleine ein fahrrad den berg hinauf schiebt und manchmal blüht meine phantasie prächtiger als alle blumenwiesen dieser welt zusammen...) ich kam nach guten sechs stunden tour wieder wohlbehalten und nassgeschwitzt im hostel an... der besitzer reagierte ziemlich cool auf die zerfetzte schaltung: "kein problem, das reparieren wir"... ich bezweifle irgendwie dass irgendwas geschehen ist... der / die nächste hört sicher nur wieder "es ist nicht das beste rad, aber es fährt" ... wie war das? "it is not a bug, it is a feature"


abends saß ich dann allein im mehrzweckbereich und hab schokocookies gegessen...allein? naja... nicht ganz...diverse durchaus laute geräusche auf dem wellblechdach und im dunkel hinter mir verrieten mir, dass ich besuch hatte... die beleuchtung des ambientes war miserabel und so machte ich das, was in jedem schlechten horrorfilm der anfang vom ende ist und wo der schockerfahrene zuschauer genau weiß was passieren wird aber trotzdem denkt "nein, mach das net du depp": ich stand auf und schaute nach... 

da ich aber gerade keine taschenlampe zur hand hatte, blitzte ich mir meinen weg mit der kamera... erster versuch: nichts zu sehen..


zweiter versuch...siehe da: augen leuchten mich auf dem foto an... diese tierart ist alles andere als giftig... es war ein possum... eine gewöhnliche beutelratte...


und sie war nicht allein... während ich dort stand, war eine andere dabei, um meine cookies zu streunen, so dass ich mich schnell wieder auf den weg zurück machte...der vertreter auf dem unteren bild war ein wenig erschrocken über den blitz (oder meinen anblick) und hat dann zum dank direkt mal den zaun entlang geschissen... roch weniger gut...


die viecher hatten mehr neugier als angst und so saßen sie bald auch im küchenbereich des gemeinschaftsraums und beäugten mich aufs genaueste...


nicht dass ich gesellschaft nicht zu schätzen wüsste...aber fünf von der sorte waren mir dann doch zuviel und ich hab den rest der cookies in meinem klimatisierten zimmer gegessen...

4 Kommentare:

Marla hat gesagt…

in einem anderen universum hättet ihr vielleicht best friends werden können und hättet die cookies zusammen gegessen und poker gespielt :)

AnDi hat gesagt…

irgendwie hat mich das alles so ein bisschen an indiana jones erinnert...

was is der plan für freitag???ich denke das wir um drei mit der p u c tour beginnen,dank modernster technik können wir eine konferenzschaltung der ereignisse via handy machen.

pleio hat gesagt…

*g Irgendwie kann ich mir dich flcuhend einsam aufm Berg sehr sehr gut vorstellen. Vor allem die Australier die unten im Tal alle gleichzeitig den Kopf drehen ;-)g

Sascha hat gesagt…

@ marla: wer weiß :)

@ andi: bedenke bitte, dass ich wenn ihr um 15 uhr euch trefft, bereits 0:00 am 25. hab... :)

@ pleio: niemand hat das gehört ;)