es folgt mal wieder ein beitrag für freunde des geschriebenen...ganz ohne bilder...
aktuell arbeite ich mit carl bei einer offensichtlich reichen indischen familie im reichen- und schönenviertel von cairns... riesiges haus (mal wieder ein bungalow) und ein verhältnismäßig kleiner garten... ein teil davon soll mit platten ausgelegt werden...höchstwahrscheinlich sind alle zu faul (oder offiziell zu beschäftigt) um rasen zu mähen...wer weiß...
der vater ist arzt im krankenhaus von cairns, die mutter macht nichts außer den ganzen tag durch die gegend zu fahren, sich mit dem sohn zu streiten, telefonieren oder belanglose indische seifenopern auf dem großbildfernseher zu schauen und der sohn hat gerade die (sicherlich privat-) schule beendet und möchte nun das klischee der inder auf der ganzen welt erfüllen und informatik studieren...
der vater ist noch der normalste von allen, er schaut morgens bevor er auf die arbeit fährt noch kurz vorbei und wünscht einen angenehmen tag...und lässt uns dann für den rest der zeit in ruhe...
ganz anders hingegen seine frau und sein sohn...kaum hört man mal keine arbeitssamen geräusche wie das schaufeln von sand, das klacken der pflastersteine beim bewegen, das hämmern mit dem gummihammer oder allgemeine geschäftigkeit, geht direkt die terassen- oder haustür auf und entweder mutter oder sohn streunen im garten umher um zu kontrollieren, ob wir noch arbeiten...meist wird auffällig unauffällig ein beliebiger gegenstand von einer ecke in die andere getragen, doch an und zu kommt es zu kommunikativer interaktion...
hier die highlights der letzten tage:
ich sollte den untergrund ebnen und mit gefälle versehen, damit später auch das wasser ablaufen kann...man stelle sich hierzu ein rechteck vor und denke sich eine imaginäre mittelline die das rechteck längs teilt...carl hat mich beauftragt, gefälle zu dieser mittellinie und im ganzen rechteck nach links einzubauen...um dies zu bewerkstelligen, legt man lange eisenstäbe aus und tariert diese mit hilfe von wasserwaagen...später wird mit sand aufgefüllt und die stäbe dienen als obergrenze... das ausrichten der stangen ist keine sehr lautstärkeintensive arbeit und schwupps... keine zwei minuten nachdem ich die schaufel in die ecke gestellt hatte und auf dem boden kniete und sand unter die stäbe geschaufelt habe um das eine ende anzuheben, geht die terrassentür auf und der sohn steht hinter mir und fragt mit dem typischen scharfen indischen tonfall "was machst du da?"
"ich richte die stangen aus..."
"warum?"
"damit später das wasser abfließt..."
"warum dauert das so lange?" (es waren gerade fünf minuten vergangen...)
"wollt ihr später dass das wasser ins haus fließt?"
"ok..." und er flappt wieder ins haus...
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ab und an musste carl neuen sand besorgen und da er nicht jeden sack zu fuß holen wollte, ist er natürlich mit dem pick up gefahren und hat größere ladungen sand mitgebracht... da die ladefläche des pick ups nun mal nicht mit einem dreißigtonner zu vergleichen ist, musste er mehrmals hintereinander sand holen fahren, was jedesmal ca 20 minuten dauerte denn der baustoffhandel war einen vorort weiter, den sand hab ich dann zusammen mit joe auf der zu pflasternden fläche verteilt... kaum war carl weg, geht schon wieder die terrassentür auf und der sohn steht vor uns...
"wo ist carl?"
"sand holen..."
"warum?"
"weil wir sand brauchen..."
"warum dauert das so lange?" (ja, ich glaube der sohn konnte nur die paar sätze auf englisch...er nutzte sie auf jeden fall sehr oft...)
ich habe mich dann ein wenig zusammenreißen müssen...und habe freundlich aber bestimmt gesagt:
"es könnte unter umständen damit zusammenhängen, dass in diesem wunderschönen viertel kein baustoffhandel existiert und er deshalb eine weile fahren muss...er ist sicher nicht der einzige autofahrer auf der straße und es gibt mit sicherheit noch andere kunden, die im baustoffhandel bedient werden wollen und dann muss man ab und zu mal warten..."
joe hat nur gegrinst und der sohn hat sich mit einem leisen "ok" wieder ins haus verzogen...
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wenn man den boden mit steinen auslegt, fängt man an einem ende an und arbeitet sich zum anderen ende hin durch...so vermeidet man unnötiges stückeln von steinen und unschöne kanten... das war mutter und sohn allerdings zu ineffizient oder langsam und so hörte man erst eine laute diskussion im haus, dann kam sohnemann rausgeflappt und fragte, wann wir denn den gemüsegarten anlegen würden (der war am komplett anderen ende der zu pflasternden fläche) und carl antwortete sichtlich genervt nur "wenn wir dort sind..."
sohnemann hat den "warnschuss" nicht gehört und frage wieder "warum dauert das so lange?" und carl sagte nun etwas lauter "weil wir der reihe nach arbeiten..." ... und so verzog sich der sohn wieder im haus... es folgte eine weitere laute diskussion in einer sprache die keiner draußen verstand und dann kam die mutter nach draußen und fragte, warum wir uns denn nur von einer seite nach vorne arbeiten würden...carl hat versucht, es ihr zu erklären...sie hat es nicht verstanden und nach zehn minuten wurden die verhandlungen als gescheitert abgebrochen...
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die mutter möchte einen -wie sie sagt- gemüsegarten von sensationellen 1m² in einer ecke der zu pflasternden fläche haben... allerdings liegt diese stelle den größten teil des tages im schatten... wir haben versucht, ihr klarzumachen, dass das von nachteil für den ertrag des gemüsegartens sein wird...und dass ein quadratmeter vielleicht ein bisschen wenig ist...
sie hat nicht wirklich verstanden was wir ihr zu erklären versuchten und hat immer nur gebetsmühlenartig wiederholt dass sie einen quadratmeter in der einen ecke haben will...
nach fünf minuten hat carl aufgegeben...
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carl hat sich fürs mittagessen unter anderem schinken besorgt und nicht alles auf einmal gegessen...und so hat er gefragt, ob noch ein kleines bisschen platz im kühlschrank wäre, um seine sachen dort zu lagern... er gibt dem sohn die tasche (die nicht im geringsten dreckig war) und dieser nimmt sie mit zwei fingern an einem zipfel und in seinen gesichtszügen drücken sich abneigung und ekel aus... kurze zeit später kommt er wieder und sagt "ich kann das nicht bei uns in den kühlschrank tun, da ist fleisch drin, wir sind vegetarier..."
in diesem moment war carl glaube ich kurz davor, dem sohn mit einer vegetarischen bananenstaude links und rechts eine überzubraten... er hat sich aber zu einem mürrischen "ok" entschieden...und hat dann gefragt ob wenigstens der kohlsalat mit mayonnaise in den kühlschrank darf... nach fast zehn minuten erklärung was denn nun im kohlsalat drin ist, wurde er wieder mit einer mischung aus abneigung und ekel vom sohn in empfang genommen durfte dann im kühlschrank asyl finden...
carl murmelte dann nur noch "arrogantes stück scheiße" und ging wieder an die arbeit...
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wenn man pflastersteine mit der schon vorher erwähnten säge schneidet, braucht man wasser damit einem das sägeblatt nicht direkt wegbrennt...und damit man nicht an einer staublunge zu grunde geht...sohnemann war allerdings der meinung, dass wir zuviel wasser verbrauchen und hat einfach mal den wasserhahn abgedreht...zum glück war ich gerade fertig mit sägen einer platte und die staubentwicklung hielt sich in grenzen... da ich allerdings nicht damit gerechnet hatte, dass uns jemand das wasser abdreht, hab ich dann erstmal erfolglos die ganzen dreißig meter schlauch auf ein leck untersucht und dann am ende den wasserhahn wieder aufgedreht...und schon wieder kam dann der sohn nach draußen und wollte wissen, ob wir denn wirklich soviel wasser bräuchten und für was überhaupt...
carl bemühte sich, ruhig zu bleiben, aber er kochte innerlich...
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nachdem man mit zement gearbeitet hat, sollte man sowohl den schubkarren in dem er angerührt wurde wie auch die werkzeuge die damit in kontakt gekommen sind, reinigen, denn nach dem aushärten kriegt man den nicht mehr ab... das habe ich abends mithilfe des wasserschlauchs auch gemacht...und wieder: weniger geräuschintensiv und keine zwei minuten später steht wieder der sohn neben mir und fragt:
"was machst du da?"
kurze pause und unglaubwürdiger blick richtung sohn "na, nach was sieht es denn aus?"
"du machst sauber..."
"gut erkannt..."
"warum dauert das so lange?"
hoppla...da ist mir der schlauch ausgerutscht... und schon war der sohn wieder im haus...
"oh...sorry..."
wenn der indisch-hinduistische glauben eine hölle kennt, so habe ich deren botschafter kennengelernt...
7 Kommentare:
Sehr sehr geil zu lesen aber bestimmt schwierig da ruhig zu bleiben. Weiß nicht ob ich das so lange geschafft hätte :-)
oh man da bekommt man ja schon aggros beim lesen...
da isses wieder, das alte phänomen: arbeiten könnte so angenehm sein, wenn da die kunden nicht wären. ;-)
heute war es noch schlimmer...aber ich muss mich erstma wieder abreagieren... ;-)
ist das wirklich alles an einem tag passiert?
schenk ihm ne kuh damit er sich ablenken kann oder mach ihn mit der schaufel kalt! tu irgendwas :D das hält man doch nich aus!
das waren die letzten tage...
aber was soll ich ihm denn ne kuh schenken? wenn die dumm im garten rumteht darf ich die net wegscheuchen...das verärgert die götter... warum sollte ich ihm überhaupt was schenken???
haha ich hab mich krümelig gelacht :D
leg nächstes mal ne curry spur in den nachbargarten :D
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