oder wie eine dänin, eine britin, ein deutscher und ein tasmanier zusammen reisen...
ich hatte ja vor einigen tagen bereits berichtet dass ich eine dänin kennengelernt hatte, die mit einem kleinen wohnmobil von melbourne nach sydney wollte und mich dann auch mitgenommen hätte und dass aber die verleihstation das kurzfristig gestrichen hatte weil der van gar nicht erst von sydney nach melbourne gekommen ist...
wie es der zufall wollte, hat besagte dänin (ihr name ist littjen) dann über mehrere ecken graeme (sprich "gräyemm") kennengelernt...dieser hatte einen ähnlichen plan wie wir und wollte mit einem kleinen wohnmobil von melbourne nach sydney...allerdings hatte er den strammen plan, die strecke an einem tag zurückzulegen... unser ursprünglicher plan sah vor erst an der küste entlang zu fahren, dann nach canberra, dort bei einem kumpel von littjen schlafen (wieder mal ein beispiel der freundlichkeit der australier: besagter kumpel kannte mich nicht, hat aber dirkt zugesagt dass ich dort schlafen kann) und von canberra aus dann nach sydney und ggf noch eine nacht irgendwo bleiben...littjen musste deshalb noch nach canberra da sie dort noch sachen von sich hatte und so konnte sie graeme überzeugen, eine nacht in canberra zu verbringen...was insgesamt weniger stress für uns alle bedeutete...
sie hat mich dann auch nochmal angerufen und meinte ich solle mir keine sorgen machen, das wäre ein richtig netter älterer mann...
wie auch immer, am tag nach dem great ocean road trip war für mich morgens um viertel vor 6 tag, ich packte meine sachen, verabschiedete mich von meinen mitbewohnern und stiefelte vollbeladen quer durch melbourne zur bahnhaltestelle, nahm die erste straßenbahn und musste von der endhaltestelle nochmal gut 20 minuten laufen um zum vereinbarten treffpunkt zu kommen... dort wurde ich dann auch schon erwartet von littjen und graeme... und ja, er war baujahr 1948 und wirklich ausgesprochen nett...wir haben schnell meine sachen in den kleinen toyota campingvan geladen und los ging es...
graeme ist der typische weltenbummler, er war schon in fast jedem land der welt, kennt überraschenderweise die gegen um mainz und bingen von einem deutschlandbesuch und auch sonst zeigte er sich überaus gesprächig...er wollte nach sydney um dort seine schwester zu besuchen und nimmt bei seinen touren öfter mal backpacker und andere leute mit, die weite strecken von a nach b reisen...spritgeld wird dann geteilt... so auch mit uns...er wollte allerdings nicht an der küste entlang, sondern den direkten weg durchs hinterland denn der ist a) kürzer und b) holte er unterwegs noch eine weiter person ab...
er kündigte uns auch gleich an, dass es auf unserm weg die ein oder andere touristische attraktion gäbe, die wir besichtigen würden...und in canberra natürlich auch so wichtige dinge wie das parlament und mindestens mal das museum...
keine 45 minuten von melbourne entfernt herrschte bestes wetter und bedingt durch das extrem flache land konnte man viele hundert kilometer weit schauen... wäre deutschland so flach könnte ich in münchen stehn und jemandem in kiel winken...und mit einem guten fernglas könnte diese person das dann auch sehen...wir holten noch kurz die britin ab und weiter ging es...
nach einiger zeit wechselte die topographie aber zu hügellandschaft und riesige flächen waren mit violetten blumen bedeckt was einen sehr schönen kontrast zum grün darstellte...
die fahrt führte uns durch viele kleine städte die am highway lagen und allesamt irgendwie versuchten, vom durchreise verkehr zu profitieren, was teilweise skurrile früchte trug:
die erste touristenattraktion war ein uboot, welches man hunderte kilometer weit ins hinterland transportiert hatte, halbiert hatte und dann auf eine freifläche in einem kleinen kaff präsentiert:
weiter im programm der touristenmagnete: in dieser ländlichen gegend von australien entstand irgendwann in den frühen jahren der besiedlung eine urbane legende (ok, urban ist für diese gegend abseits vom schuss etwas übertrieben...) die von der freundschaft zwischen mensch und hund handelt: früher mussten nachschublieferungen durch unwegsames gelände gebracht werden und die lieferanten wurden oft von hunden begleitet...und wenn einer der lieferanten plötzlich umkehren musste um bspw hilfe zu holen, so bewachte der hund ladung und essen...die legende handelt von einem hund, der solange treu das essen seines herrchens bewachte, bis er selbst verhungerte...diesem hund wurde ein denkmal gesetzt und es gab einen in australien sehr berühmten song darüber...
außer littjen, der britin und mir war niemand unter 60 jahre an diesem denkmal...und graeme stimmte das oben erwähnte lied auch vorher und nachher andauernd an...
und um die masche "wir stellen einfach mal wahllos irgendwelche dinge mitten ins nirgendwo und machen viel wind drum damit viele touristen kommen" fortzuführen, greife ich vor auf den abschnitt canberra - sydney...dort findet man unterwegs das weltgrößte fieberglas schaf (ja leider mit stromleitung im bild):
dieses schaf verfügt auf seiner rückseite detaillierte nachbildungen seiner hoden und ähnlich wie bei dem stier an der new yorker wallstreet finden sich auch hier jede menge ach so lustige touristen ein und graulen dem schaf die eier... um es mal salopp auszudrücken...
kurz vor canberra haben wir die britin an einem bahnhof abgesetzt und am ende des ersten abschnittes der reise in canberra gingen wir schnell einkaufen und graeme parkte den wagen am ufer des sees von canberra und es gab hähnchen, krautsalat und brot...ausgesprochen lecker (auch wenn es nicht an ein heimisches grillhähnchen heranreicht) und sehr gechillt am ufer...danach ging es dann zu littjens kumpel wo wir bei einem rotwein und geselliger runde den abend ausklingen ließen...
kurz zu canberra: die stadt ist übersichtlich, nett...und wird schnell langweilig...sie ist das ergebnis eines streits zwischen melbourne und sydney um den hauptstadtstatus...da man sich nicht einigen konnte, stampfte man kurzerhand auf halber strecke zwischen den andern beiden städten canberra aus dem boden...eine bilderbuchretortenstadt hoch vier...aber wir haben uns trotzdem noch das alte und das neue parlament angeschaut und einen rundgang durchs museum gewagt...
hier etwas schlecht zu lesen der französische wahlspruch vieler ehemaliger commonwealth staaten: honi soit qui mal y pense ... "ein schelm der böses dabei denkt" ... das lassen wir mal unkommentiert im raum stehn...
über dem neuen parlament thront ein 10 millionen $ teurer fahnenmast aus edelstahl über den sich die meisten australier tierisch aufregen...ich kann es durchaus nachvollziehen...
kurz zu den wappentieren australiens: emu und känguruh... sie wurden laut graeme ausgewählt, da sie nicht rückwärts gehen können...das soll die marschrichtung australiens symbolisieren: immer nach vorne... ich habe diese und einige andere aussagen noch nicht überprüft und gebe sie einfach mal so weiter...
trotz aller freundlichkeit besaß graeme doch diese für ältere menschen typische alterssturheit...bspw gab er mir kurz vor sydney den straßenatlas weil das navi mal wieder am spinnen war...und ich bin durchaus in der lage die karte zu lesen und einen weg durch das straßennetz zu finden...aber sehr oft meinte er nur dass er hier und da schonmal war und dann doch lieber dort langfährt... was meist in einer wende auf der straße endete...irgendwann habe ich meinen protest aufgegeben und ihn einfach machen lassen... im endeffekt kamen wir doch noch an...strathfield, ein kleiner vorort von sydney war ende unseres roadtrips...littjen und ich nahmen unseren zug in die innenstadt und graeme fuhr weiter zu seiner schwester...
fazit: auf den vielen unterwegshalten in unspektakulären dörfern hab ich wesentlich mehr von australien mitbekommen wie wenn wir an der touristisch erschlossenen küste entlang gefahren wären...die australische gastfreundschaft hat mich mal wieder positiv überrascht und ich hatte viel spaß mit den anwesenden :-)
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