Mittwoch, 29. Dezember 2010

weihnachtliches

oder wie man weihnachten am anderen ende der welt feiert...

man nehme das klischeeweihnachten aus heimischen gefilden mit weihnachtsbaum, niedrigen temperaturen, idealerweise schnee, dem christkind, dem weihnachtsmarkt, der besinnlichkeit, familientreffen in wohlig gewärmten räumen, den plätzchen und den warmen getränken...


man entferne dann die niedrigen temperaturen, den schnee, das christkind, den weihnachtsmarkt, die besinnlichkeit, die wohlig gewärmten räume, die plätzchen und die warmen getränke...(richtig, man behalte den weihnachtsbaum...)


man nehme stattdessen 30°C, starkregen oder starksonne, den weihnachtsmann, den weihnachtssonderrabatt im kaufhaus, stress, garten und pool, grillabend und eisgekühlte getränke...platziere diese zutaten um den nach wie vor existenten weihnachtsbaum, verschiebe die komplette feierei noch auf den 25.12. und tadaaaa... so feiert man in australien weihnachten...oft sieht man in den vorgärten noch jede menge kitschigen weihnachtskram wie rentiere, schlitten und plastikschneemänner...und natürlich kilometerweise lichterketten... soviel zum us-amerikanischen einfluss aufs fest...viele schmücken auch ihre autos mit glittergirlanden und analog zu den deutschlandfähnchen bei fußballgroßveranstaltungen gibt es dort rentiergeweihe und weihnachtselfenohren zum einhängen in die fenster...ist zwar an bescheuertheit nicht zu überbieten...aber jeder kann ja fast alles machen, was ihm gefällt...

weihnachten liegt dort im sommer und schulen entlassen ihre schüler bereits mitte dezember für acht wochen sommerferien...der 24.12. ist dort ein ganz normaler tag und die meisten geschäfte haben auch nur am 25. und 26.12. geschlossen... ich hab mit ein paar einheimischen gesprochen und die meinten nur, dass weihnachten für sie immer ein tag am pool mit grillen und verwandten sei... aber sie wollten unbedingt einmal weiße weihnachten erleben...und die damit verbundenen kalten temperaturen... mit anderen worten: das eingangs genannte klischee...


schon vor weihnachten hab ich mit verschiedenen leuten, von denen ich wusste, dass sie ebenfalls die ostküste bereisen, ein paar pläne geschmiedet... die wahl des treffpunktes fiel auf hervey bay, eine kleine verschlafene stadt am meer...die zimmerpreise über weihnachten waren noch relativ moderat und die minimalanzahl an zu buchenden nächten lag bei drei... 


als erstes konnte ich lena und sophia (vom cape tribulation trip) für ein weihnachten dort gewinnen...dann traf ich vorm segeln zufällig wieder die schwedinnen von fiji... diese konnte ich dann ebenfalls für weihnachten in hervey bay begeistern... dann nach dem segeltrip konnte ich noch karsten aus dänemark auf die gästeliste setzen... 


lena und sophia waren bereits ein paar tage vor mir in hervey und konnten ihrerseits noch patrick und ed aus england zur weihnachtsfeier einladen... mit dieser bunten gästeliste versprach es ein nettes fest zu werden... besessen von einer gewissen meteorologischen gutgläubigkeit planten wir großspurig eine party am strand... doch diese idee mussten wir schon bald verwerfen... es regnete bereits in strömen als ich mich am vorabend in den bus begab um meine übernachtreise nach hervey anzutreten... das highlight dieser reise:


während einer pause stoppte der busfahrer den motor, die klimaanlage, beleuchtung und das radio liefen aber weiterhin... gute dreißig minuten später wurde es dunkel und leise im bus, als der fahrer versuchte, den motor wieder zu starten... als erfahrener fiat geplagter weiß ich, dass dies definitiv kein gutes zeichen ist...auch nach mehrmaligem verzweifeltem schlüssel bis zum anschlag drehen erklang nicht das erhoffte blubbern des motors...


der busfahrer stand dann auf und meinte "wer an einer weiterfahrt interessiert ist, der steigt nun bitte aus und hilft mir schieben..." dann erklärte er noch einer frau, wie man die kupplung kommen lässt, wenn der bus angeschoben wird und kurz drauf fanden sich meine wenigkeit, zehn andere männliche backpacker und der busfahrer am hinteren ende des busses und drückten mit aller kraft gegen den bus... nach mühsamen zwei minuten fiel dem busfahrer ein, was er vergessen hatte, der dame zu zeigen: wie man die handbremse löst...

als das getan war, ging es auch relativ einfach, den bus mit vereinten kräften auf eine gewisse anspringgeschwindigkeit zu drücken... 


jubelnd stiegen wir dann wieder ein und der applaus der restlichen insassen (faules pack...;-) ) beflügelte uns und entschädigte uns auch noch nachträglich für alle qualen... der motor jedenfalls wurde dann für den rest der fahrt nicht mehr ausgeschaltet...


in hervey bay selbst schmiedeten wir dann auch (nachdem ich ein wenig schlaf nachgeholt hatte) vage pläne für weihnachten: wir deutsche wollten was "typisch deutsches" am 24. machen, die engländer wollten dafür am 25. grillen... es gab nämlich überdachte grillplätze...die schwedinnen unterstützten uns am 24. mit schwedischen hackbällchen... und unsere wahl fiel dann auf den klassiker "kartoffelsalat mit würstchen" ... ein rezept aus den unendlichen weiten des internets sagte uns dann auch, was wir alles brauchten...


soviel zur theorie... am 23. nahmen wir dann den bus zum einkaufszentrum und wollten bei aldi die zutaten besorgen... richtig... bei aldi... den gibts in australien auch und der liegt was preise angeht, so ziemlich an der spitze der günstigen... 


man betritt die aldi filiale durch die obligatorische schiebetür und ist binnen bruchteilen von sekunden fast wieder im 20000km entfernten deutschland: das gleiche regal-layout, die gleichen gelben bodenfliesen, das gleiche gepiepse an den kassen, der gleiche geruch, ähnliche produkte...die preise liegen zwar deutlich höher als in deutschland, aber dennoch sehr günstig für australische verhältnisse...

wir bekamen die folgenden zutaten: ein glas gurken, eine tube mayonaisse, 250g gewürfelter speck, 500g fleischwurst, eine dose sahne, zehn eier, schnittlauch, 15 würstchen und ein glas senf... die essentiellen kartoffeln mussten wir dann im benachbarten bioladen kaufen... und so brachten wir dann noch zusätzlich viereinhalb kilo kartoffeln und eine riesige zwiebel zurück ins hostel...das sollte für neun personen reichen... 


den 24.12. verbrachten wir dann mittags mit der zubereitung des mahls ... kartoffeln und eier wurden gekocht und kleingeschnitten... 
wurst, gurken und zwiebeln ebenfalls gewürfelt... aus mayo, senf, sahne, schnittlauch und gurkenwasser wurde eine sauce gezaubert, fleisch und zwiebeln wurden angebraten... nach dem erkalten aller zutaten wurde dann alles auf drei töpfe verteilt... ein vegetarischer für lena, die andern beiden für die restlichen acht personen... und die schwedinnen waren ebenfalls fleißig am hackbällchen rollen und braten...


da es den ganzen tag schon am regnen war und auch keine anzeichen von minderung in aussicht standen, entschieden wir uns kurzerhand, das essen und die feier in den dinnerbereich des hostels zu verlagern... das ersparte uns auch die logistischen probleme die wir gehabt hätten, wenn wir versucht hätten, töpfe, geschirr und besteck vorbei an der rezeption aus dem hostel an den strand zu schmuggeln.... so mussten wir nur sehen, wie wir den selbstgekauften wein unbemerkt trinken konnten... (das hostel verfügte über eine eigene bar, somit waren eigene alkoholische getränke untersagt...)


gegen 19:30 waren alle versammelt, zusätzlich gesellten sich noch pjerique aus frankreich und jo aus schottland zu uns... was nicht weiter schlimm war, denn wir hatten mit kartoffelsalat, den schnell noch gekochten würstchen und hackbällchen mehr als genug zu essen...


irgendwie war niemand von uns wirklich in weihnachtsstimmung... wir hatten mit dem dauerregen zwar europäisches wetter, aber auch drinnen war es gut 30°C warm und die bisherigen stranderfahrungen haben sämtliche weihnachtlichkeit vertrieben...

um einen winzigen rest zu retten, hatte ich einen schokoweihnachtsmann (hier schon leicht malträtiert)...


und lena einen adventskranz parat...


während dieser ganz besinnlich runterbrannte, verteilte ich (mittlerweile mit einer lustigen partykrone gekrönt) den kartoffelsalat unter den hungrigen gästen... 


und so sah die deutsch-französisch-britisch-dänisch-schwedische heilig-abend-combo aus:


selbst bei den wählerischen briten kam der kartoffelsalat gut an und den rest des abends verbrachten wir mit kartenspielen, geschichten erzählen und heimlich eigenen -natürlich reinen- wein einschenken... so gegen drei uhr löste sich dann die gruppe langsam auf und wir freuten uns alle schon auf den kommenden abend und auf das grillen am strand...

den 25.12. ließen wir alle ein wenig ruhiger angehen und wir verbrachten den großteil des tages im bett...pünktlich zum grillabend waren aber wieder alle fit...

es gab zwar "nur" hamburger von den engländern und hühnchen vom franzosen, aber es hat trotzdem gut geschmeckt... die stimmung war trotz regen unter dem dach der grillzone ausgesprochen gut... wenn auch wieder alles andere als weihnachtlich... 

fazit: es war ein sehr schönes wenn auch ungewohntes weihnachten, trotz verregneten abenden... ich hab mich gefreut, lena und sophia wiederzusehen... und ebenfalls über die gesellschaft der anderen gäste wie bspw karsten, mit dem ich beim segeln schon sehr gut zurechtkam... 


dank an lena für bilder zwei bis vier... :-)

Sonntag, 26. Dezember 2010

verlustmeldung

nun muss ich mal ein wenig weiter ausholen...

im jahre des herrn 2003 beschlossen drei wackere junge männer aus kirn, eine busfahrt ins weit entferne spanien auf sich zu nehmen, um zehn tage in lloret de mar zu entspannen...und zu feiern... wie auch immer... ich grüße an dieser stelle mal nilsi und andi!

und damals lagen die sogenannten oder auch flip flops voll und ganz im trend und jeder der was auf sich hielt, lief im sommer mit diesen minimalistischen schuhen durch die gegend und stellenweise hörte man nichts anderes als das charakteristische geräusch dieser latschen...

und da wir damals natürlich auch mit zu den hippen und coolen menschen zählen wollten, kauften wir uns ebenfalls flip flops... um dann ganz weltmännisch in lloret de mar am strand damit flanieren zu können...

ich legte mir das günstige rote modell zu... kostenpunkt knapp fünf euro... ich rechnete fest damit, dass ich die dinger nach dem lloreturlaub wegwerfen könnte... aber wie sooft: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...

die schuhe begleiteten mich durch die jahre 2004, 2005, 2006, 2007 zogen sie mit mir nach mainz, 2008 flip floppten sie in schöner regelmäßigkeit durchs krankenhaus, 2009 reisten sie mit mir nach prag, new york, miami beach und washington, 2010 schließlich fanden sie auch ihren weg auf meine packliste für diesen trip...und so sahen sie dann auch noch dubai, malaysia, singapur, australien, neuseeland und fiji... und sie fanden ihren weg auf das segelschiff von dem ich berichtete... und sie begleiteten mich auf die inseln und zuverlässig über stock und stein...

doch der letzte dschungeltrip war zuviel... die steine zu spitz und der weg zu weit...plötzlich stand ich einseitig barfuss da und das band welches den fuß auf der sohle hält war am rechten schuh gerissen... sämtliche rettungsversuche schlugen fehl... sieben jahre anspruchsvolle benutzung nagten am material...

wieder zurück am festland habe ich sie dann nach einer schweigeminute im kreise der mitreisenden feierlich dem allmächtigen gott der wiederverwertung übergeben...

 
sie sind jetzt an einem besseren ort...wurden wahrscheinlich schon von asiatischen sklaven am fließband aussortiert und zum plastikmüllhaufen gebracht, wo sie dann entweder recycelt werden oder alsbald auf einer müllkippe eines kleinen asiatischen oder afrikanischen landes landen werden... kinder werden sie finden und damit spielen oder evtl den einen noch ganzen schuh weiternutzen... 


rest in peace!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

schieflage

wenn denn das großsegel und das focksegel erfolgreich gehisst wurden, gibt es die anweisung "to the highside" (auf die hohe seite...) ... warum hohe seite? ganz einfach... sobald beide segel gesetzt sind, dreht captn pete das steuerrad und lässt den wind arbeiten... und völlig lautlos setzen sich 25 tonnen holz, stahl und segel in bewegung, nur angetrieben vom wind... faszinierend...und je schneller das boot fährt, desto mehr neigt es sich zur seite... bis fast hin zu einem 45° winkel...

das folgende bild aus dem inneren zeigt es recht anschaulich...das tau hängt lotrecht...


aber auch an deck war schieflage nicht zu verachten...


 und es macht unheimlich spaß, sich einfach mal hinzustellen und den fahrtwind zu genießen...

nach einer guten dreiviertelstunde ritt auf dem besenstiel kamen wir dann an "whitsunday island" an...dort wurden wir dann wieder mit dem beiboot ans ufer gebracht und wanderten erstmal wieder über stock und stein durchs immergrüne dickicht quer über die insel...

vom höchsten punkt hatte man eine gute sicht auf unser ziel: whitehaven beach...und mal wieder sind die bilder nicht ansatzweise in der lage, die überwältigende aussicht auch nur im geringsten wiederzugeben...ich versuche es trotzdem mal mit den folgenden vier bildern, die mehr als zuviele worte sagen...






es folgte dann der abstieg zum strand selbst...dort konnten wir dann aus der nähe sehen und mit eigenen füßen und händen fühlen was wir von oben betrachten konnten...

der sand war noch weißer als auf fiji...und beinahe so fein wie mehl... im wahrsten sinne des wortes in windeseile brachte eine leichte brise den sand in die kamera...worauf so manches objektiv empfindlich reagierte und den weiteren dienst verweigerte... wir haben uns dann in unsere schutzanzüge gequält und haben im seichten warmen wasser noch eine runde wasserball gespielt und nach einiger zeit hat sich sogar ein stachelrochen zu uns gesellt...mit einigem respektsabstand haben wir ihn dann ausgiebig betrachtet... er schien nicht wirklich angst gehabt zu haben, aber irgendwann wurde es ihm dann doch zuviel und er hat sich wieder ins offene meer verzogen...

und mal wieder ein kleines beweisfoto um zu zeigen dass ich auch wirklich dort war und nicht nur die bilder von irgendwo aus den unendlichen weiten des internets geklaut hab:


nach einer guten weiteren stunde segeln hart am wind erreichten wir dann unseren ankerplatz für die zweite nacht...und dann gab es endlich abendessen: steak vom grill... falls ich später auch mal ein segelboot haben sollte, so wird es definitiv einen grill an bord haben...


und so sieht es dann aus, wenn an deck der gemütliche teil des abends eingeläutet wird...

wir verbrachten den abend damit, die unmengen an steaks und salat zu verdauen und dem wirklich imposanten wetterleuchten zuzuschauen, das aus allen richtungen immer heller wurde... und da pete dank iphone und wolkenradar bestens über das kommende wetter informiert war, spannten wir noch schnell eine art zelt vom baum (der querstrebe von mast) zu den beiden seitenwänden... er meinte nämlich es könnte anfangen zu regnen...

und das war auch gut so, denn kaum zehn minuten später begann es zu regnen... und das nicht zu knapp...ein richtiges gewitter auf see hat was...wir wurden auch unter dem schützenden zeltdach bis auf die knochen nass...es gab keine großen wellen, aber der wind bewegte das boot mit leichtigkeit hin und her und so manches mal kam man sich vor wie auf einem karussell... auf der radaranzeige hatte dieses unwetter noch nicht mal die stärke "moderat"... also noch in der unteren hälfte der skala... wie sähe dann wohl ein "heavy storm" aus... also ein schwerer sturm? ... mehrere meter hohe wellen ... das wäre mal ein abenteuer gewesen...


nachdem sich wind und regen gelegt hatten, haben wir noch schnell das wasser von deck geschrubbt und uns wieder nach oben gewagt und bis knapp zwei uhr zusammengesessen...


der letzte tag unseres segeltörns begann vom wetter her diesig und neblig und von der geräuschkulisse wie der vorherige tag: geschäftiges treiben in der küche...da die schlafmatten versetzt an der wand angeordnet sind, wurde ein teil von mir nicht von der über mir hängenden matte abgedeckt... und war somit dem kondens- (oder regen-?) wasser schutzlos ausgeliefert, welches in schöner regelmäßigkeit auf mein gesicht tropfte... ich dachte erst, mich wollte jemand auf diese art  wecken...und nach dem fünften oder sechsten tropfen konnte ich diese konspirative theorie verwerfen...denn dann sah ich, dass es noch anderen so ging...


nach dem frühstück meinte pete nur, dass auf grund des vielen regens und dem damit verbundenen zustrom an süßwasser heute schnorcheln nicht wirklich was bringen würde, da die sichtverhältnisse sehr schlecht wären...also fuhren wir in eine weitere bucht und wurden wieder an land gebracht um einen kleinen dschungellauf zu absolvieren... in dieser bucht entstand auch das bild vom schiff aus dem ersten teil des beitrages... es ging dann 15 minuten steil bergauf über nasse und rutschige felsen zu einem kleinen plateau... dort gab es dann ein paar höhlen samt höhlenmalerei zu sehen...



für den hobbyarchäologen sicherlich interessant aber ich persönlich fand es jetzt irgendwie weniger spektakulär... und mit dieser meinung stand ich nicht alleine da...immerhin bot sich eine sehr schöne aussicht auf die bucht...




an der stelle an der wir abgesetzt (oder ausgesetzt?) wurden, entstand auch das einzige gruppenbild der reise:



pete erzählte uns dann noch, dass es früher in dieser bucht für jeden segler ein muss war, den namen des schiffes an die felsen am ufer zu pinseln... heute steht darauf eine strafe von 20000$ wegen verschmutzung eines unter naturschutz stehenden gebietes... die reste von früher sind aber noch zu erkennen...(das bild zeigt übrigens schön, wie neblig und diesig es morgens war...)


falls es also rivalisierende banden von segelunternehmen gibt und die einen den anderen eins auswichen wollten, so wäre es recht einfach, den namen des verfeindeten schiffs an die felsen zu pinseln und ein gut sichtbares "2010" hinzuzufügen...

auf der späteren rückfahrt gab es dann noch ein paar lektionen in sachen segeln: wie segelt man gegen den wind? antwort: kreuzen... dh man fährt in zickzackkurs möglichst hoch am wind (spitzer winkel um den tragflächeneffekt auszunutzen) in richtung des windes...das hat mehrere wenden zur folge was mit jede menge kurbelarbeit verbunden war um den baum von einer seite des schiffs auf die andere zu bekommen und dort zu verankern...

dann noch ein kleines highlight für mich: für kurze zeit die kontrolle über das schiff :-) die lenkung reagiert direkt und schnell, rückwärts einparken könnte etwas umständlich werden...aber egal...


die crew hat uns dann wohlbehalten wieder im hafen von airlie beach abgesetzt und wir haben uns dann von ihnen verabschiedet und unsere hostels aufgesucht oder sind zum busbahnhof gegangen... etwa die hälfte von uns hatte sich am abend zur "after-trip-party" in einer der großen bars eingefunden... es war ein tisch für uns reserviert und es gab freibier... auch für andere boote, die am selben tag wieder von ihren trips zurückkamen, waren tische reserviert... und es zeigte sich sehr schnell dass es eine gute entscheidung war, das kleinste schiff zu wählen... wir waren direkt wieder eine gruppe und nachdem wir gegessen hatten, kam es auch direkt wieder zu unterhaltsamen gesprächen während bei anderen tischen gequältes lächeln und ruhe herrschte... 


dann wurden noch einige spielchen gespielt, bei denen die bootsreisenden gegeneinander antreten mussten... und wir haben alle gewonnen... was in weiterem freibier resultierte... und wir haben mit abstand die beste stimmung in der ganzen bar gehabt und wurden dafür vom besitzer gelobt (ok, der hatte auch schon dollarzeichen in den augen weil er hoffte, dass wir mehr bier kaufen würden...was wir aber nicht taten...freibier war ja genug da)...im finale des einen spiels stand unser vertreter und einer von nem anderen boot... frage des moderators: "von welchem boot seid ihr?" antwort karsten aus dänemark: "broomstick!!!" folge: lauter jubel von unserem tisch... antwort des typen vom anderen boot: "ääähm...." und er musste nochmal nachfragen was denn nun sein boot war... frage vom moderator: "wo ist deine mannschaft?" und dann gab es ein kurzes winken mit angespannten und gequälten mienen vom entsprechenden tisch...


fazit: es war ein richtig geiler trip mit richtig netten leuten...und leider einer verlustmeldung...dazu ein ander mal mehr...


und jetzt will ich zusätzlich zu der hängematte, dem gekko, dem campervan noch ein segelboot... idealerweise groß genug, um alle vorher genannten dinge darin unterzukriegen :-)


pic 1, 13, 16 sind von patrick...danke dafür ;-) thank you!

Mittwoch, 22. Dezember 2010

besenstiel

oder eine schifffahrt die ist lustig...

eine der aktivitäten die ich unbedingt machten wollte, war eine mehrtägige segeltour in den ausläufern des great barrier riffs an der ostküste australiens... ist jetzt mit deutlich weniger action gespickt als bspw fallschirm- oder bungeespringen, aber bei so einer tour habe ich statt wenigen sekunden ganze drei tage die mich beschäftigen... eine schwierige diskussion was sich nun mehr lohnt...

solche touren werden vor allem für die inselgruppe der "whitsundays" angeboten... schon in cairns hatte ich diverse prospekte gewälzt und mir einige favoriten herausgesucht... durch einige meiner bekanntschaften dort, die schonmal in einem reisebüro gearbeitet hatten, wusste ich, dass die reisebüros riesigen spielraum haben, was die preissetzung angeht... also bin ich in reisebüro a) gegangen, hab mir dort die prospekte und einen kugelschreiber besorgt und hab mal von allen angeboten 50$ abgezogen und einen neuen preis hingeschrieben... dann bin ich in reisebüro b), welches von sich behauptet, jeden preis zu unterbieten und hab die prospekte auf den tisch gelegt und gemeint "mach mir ein angebot, dass ich nicht ablehnen kann"...

nach kurzem gespräch hat mir der gute verkäufer ein anderes angebot gemacht...ein sehr kleines segelboot, nur 25 gäste und drei mann besatzung...drei tage, zwei nächte ... und nach einigem verhandeln hab ich dann den trip für 110$ weniger bekommen als in der liste veranschlagt und hab mir zusätzlich noch 50$ lokale gebühren für hafen und tralalala gespart... und weil ich dann mein busticket auch noch dort gebucht hab, bekam ich das wiederum nochmal 10$ günstiger... alles in allem ein sehr erfolgreicher tag für meine finanzen... aber im endeffekt glaub ich, dass jeder auf dem boot in etwa für den gleichen preis gebucht hat...

sowohl der verkäufer wie auch ich konnten mit dem ausgehandelten preis gut leben...

und so machte ich mich am samstag dem 18.12.2010 mit zwei tshirts, badehose, fünf litern wasser, vier litern wein, handtuch, sonnencreme, kappe, sonnenbrille, fotoapparat und großen erwartungen auf den weg zum hafen...

klangvoller name des schiffchens: "broomstick"... zu deutsch "besenstiel" ... und so schmückte auch eine kleine hexe den schriftzug auf der außenwand des schiffes...

gebaut wurde das schiff, um das yachtrennen kapstadt - rio zu gewinnen... nachdem dies erfolgreich absolviert wurde, wurden noch einige weitere rennen gefahren und im jahr 2001 wurde das schiff umgebaut um passagiere zu transportieren...

so sieht das gute stück von außen aus:


auf so einem schiff geht alles etwas beengter zu... da hatte ich in so manchem hostel mehr platz gehabt... aber gut... anspruchsreduktion in vollendung... auch die vorräte sind begrenzt und deshalb gilt für jeden: maximal eine (in ausnahmefällen zwei) minuten duschen und das nur nachts, wenn das boot ruhig vor einer küste ankert...möglichst eigenes trinkwasser mitbringen und sparsam beim zähneputzen und händewaschen sein... wenn die trinkwasservorräte erschöpft sind, muss das boot zurück in den hafen... und eine vorzeitige heimreise wollte niemand riskieren...

thema toiletten: auch hier geht es beengt zu: 


und hier toilette nummer zwei mit dusche... die dusche das ist die platte im vordergrund mit den löchern... und ich dachte mein bad in mainz wäre klein gewesen... hier konnte man wirklich klo und dusche auf einmal benutzen...sofern man denn wollte... was nicht heißen soll, dass ich das gemacht habe... nur um mal dem ein oder anderen gedankengang rein prophylaktisch den wind aus den segeln zu nehmen...


wenn man den hier sichtbaren wasserhahn herauszieht, hat man auch schon den duschkopf in der hand... alles in diesem schiff war von praktischer natur...


und nun ein blick in den kuscheligen schlafsaal im bug (nein, hier ist nicht der "fehler" gemeint, sondern in nautischer terminologie heißt das "vorne") mit "platz" für zwölf personen...unten links sichtbar meine liege... 80 x 1,90 cm ... polsterung: 1cm schaumstoff...klima: tropisch feucht und heiß... es war wirklich unglaublich heiß da drin und nach nur zwei minuten war man nass geschwitzt...


es gab noch einen ebenso gemütlichen schlaafsaal im heck (richtig: hinten) des schiffs sowie platz für weitere acht personen in der küche...


in diesem sinne ein mediterran-freundliches "buon giorno" an meine italienischen mitreisenden...

 
die gruppe bestand aus 24 jungen reisenden von 18 - 35 jahren und wir kamen aus england, wales, schweden, deutschland, belgien, holland, schweiz, israel, kanada und italien... 

und hier unser kapitän, reiseleiter, taxifahrer, spiritueller mentor, koch, arzt und mädchen für alles: pete lane


da am ersten tag der wind nicht wirklich stark war, fuhren wir mit unterstützung des motors über die ruhige see und kamen alsbald zum ersten ankerplatz, eine kleine bucht namen "ravens cove" vor "hook island" ... dort konnten wir dann eine runde schnorcheln... da -obowohl wir uns aktuell in der gemäßigten zeit befinden- zu jeder zeit des jahres die gewässer vor der ostküste mit quallen bevölkert sein könnten, mussten wir immer wenn wir im wasser waren, äußerst modische und figurbetonende schutzanzüge tragen...kurze einweisung in die zeichensprache der taucher und schnorchler und dann ging es mit einem kleinen beiboot in die bucht...

nachdem ich bereits richtig tauchen war (ja ich weiß, den bericht hab ich vergessen...kommt noch...) war nun dieses schnorcheln auch wieder etwas "langweiliger" als richtiges tauchen... trotzdem bin ich immer wieder erstaunt wieviele bunte fische sich dort unten rumtreiben... wie groß diese werden können und wie furchtlos und neugierig die teilweise sind, wenn man mal ein paar minuten regungslos an der wasseroberfläche treibt...andererseits ist an den küsten der inseln auch zu sehen, wie weit das absterben des riffs bereits vorangeschritten ist... stellenweise sieht man nur tote weiße korallen am boden und kein fisch verirrt sich mehr dorthin...

nach gut zwei stunden und ersten aufweichungsanzeichen wurden wir dann wieder zurück zum boot gefahren und es gab snacks in form von keksen und gemüse...


danach ging es dann direkt zum ersten nachtankerplatz, dem "macona inlet"... ebenfalls vor "hook island" ... dort begann dann der gemütlichere teil des tages mit einfach nur rumsitzen, essen, trinken und einander kennenlernen... das abendessen bestand aus hähnchen, kartoffelpürree, salat und brot... erstaunlich was die beiden anderen crewmitglieder, dan und ian, auf so kleinem raum mit nur einem backofen und drei kochplatten zaubern konnten...

gegen halb eins nachts löste sich dann die gruppe langsam auf und ein jeder verzog sich auf seine hängematte... nach kurzer rücksprache mit der crew haben ein paar andere und ich unsere schlafsäcke genommen und es uns -soweit möglich- an deck gemütlich gemacht... ruhige see, sternenklare nacht, angenehme brise... einfach herrlich...das leichte schaukeln wiegte uns schnell in den schlaf...


weniger angenehm wurde es dann gute anderthalb stunden später...das unbeständige küstenwetter kam mal wieder zum vorschein und wir wurden von einsetzendem regen geweckt...

mehr oder weniger im halbschlaf packten wir unsere sachen dann wieder ein und verzogen uns ins innere des schiffs... im grunde wäre es kein großer unterschied gewesen...so schwitzten wir uns nass während draußen der regen aufs deck prasselte... 


am nächsten morgen wurden wir gegen 6:30 am morgen von geschäftigem treiben in der küche geweckt... die sonne lachte verhalten hinter ein paar schönwetterwolken hervor und wir quälten uns langsam aus den hängematten...  7:00 frühstück, 8:00 schnorcheln, 11:00 segeln... so sah der plan für den morgen aus... der wind stand nach wie vor nicht wirklich günstig und so machten wir uns abermals mit motorischer unterstützung auf nach "mackeral bay" zum schnorcheln... dort bot sich ein ähnliches bild... einerseits farbenprächtige tierwelt und andererseits wieder jede menge tote korallen...


pünktlich um 11:00 wurden die segel gesetzt... und das ist auch in zeiten von web 2.0, gps und radarunterstützung immernoch handarbeit... das großsegel wiegt 250 kg und wird mittels einem seil gehisst...


die drei freiwilligen die sich dieser aufgabe stellten, waren dave aus england, patrick aus holland und ein gewisser sascha aus deutschland...


es folgte eine kurze einführung von ian über die richtige zugtechnik am seil und dann ging es los...(homers arm auf meinem shirt deutete schon die richtung an, in die das segel musste... nach oben... dank dieser kleinen gedächtnisstütze konnte wirklich nichts mehr schiefgehn)



zuerst konnte ich noch alleine ohne große mühen das segel nach oben ziehen, ab einer gewissen höhe allerdings wird es merklich schwerer, dann bekommt man unterstützung von einer zweiten person... aber auch hier wird es bald sehr schwer und für die letzten paar meter mast braucht man dann drei leute...



das segel war dann laut ian "in rekordzeit" oben... (ok ich glaube das sagt er jedesmal zu den freiwilligen) und danach durften dann drei freiwillige mädels das focksegel (vorne) nach oben wuchten... die damen erhielten ebenfalls ein lob von ian und unter applaus der restlichen gäste konnten wir unsere plätze auf dem deck wieder einnehmen...


mehr zum segeln dann im nächsten bericht...

Samstag, 18. Dezember 2010

magnetisch

endlich war ich wieder am reisen...frei und nur vom fahrplan des busses abhängig...die weite landschaft zieht am fenster vorbei...wechselt von hügelig zu flach und wieder zu hügelig...immergrün zu immergrau...bäume die von unten bis oben mit kletterpflanzen berankt sind...felsen die schroffer kaum sein könnten...soviel zu sehen, so wenig zeit die eindrücke zu verarbeiten...
ich kam mit dem greyhoundbus von cairns kurz nach sieben abends in townsville an und machte mich im dunkel der stadt auf den weg zu meinem hostel...viel gesehen habe ich von townsville eigentlich nicht und die stadt beschränkt sich im wesentlichen auch nur auf maritimes flair um den hafen herum... jede menge yachten und segelschiffchen liegen dort vor anker...


 der teil von townsville den ich gesehen hab, ist wirklich recht unspektakulär...
 

die stadt beheimatet allerdings die gelbbäuchige jagdspinne, die sich hier sehr schön dem besucher präsentiert...


früh am nächsten morgen nahm ich dann die fähre nach magnetic island... der regen verabschiedete sich dankbarerweise während der fahrt und so war es sonnig und warm als ich auf der insel ankam... 

als der des öfteren in meinen einträgen bereits erwähnte kapitän namens "cook" an dieser insel ankam, dachte er, der hohe eisenanteil würde seinen kompass beeinträchtigen und deshalb taufte er die insel "magnetic island" ... heute weiß man, dass diese annahme völliger blödsinn ist...
 
ich wurde vom kostenlosen abholservice am terminal in empfang genommen und zum hostel gefahren...stilecht im alten rolls royce...es liegt direkt am strand, hat sehr viele ecken an denen man ungestört ist, mehrere kleine terrassen und balkone, mehrere gemeinschaftsbereiche... kostenloses billard, kostenlose fahrräder und kanus... ich war zusammen mit zwei pärchen der einzige gast dort... die pärchen waren eigentlich nur in der stadt und so hatte ich die komplette anlage für mich... genauso wie mein zimmer... es war ein tolles gefühl, mal wieder mit klimaanlage zu schlafen und die decke hatte auch endlich wieder eine daseinsberechtigung...




nachdem meine sachen verstaut waren und ich schnell was gegessen hatte, nahm ich mir das fahrrad und machte mich auf den weg auf die andere seite der insel... acht kilometer über die bergige insel...sollte mit einem mountainbike kein problem sein....zwischendrin wollte ich noch einen abstecher zu den "forts" machen, der befestigungsanlage aus dem zweiten weltkrieg, die australien an dieser stelle vor angriffen der japaner schützen sollte...außerdem so wurde mir gesagt, sei auf diesem weg die chance am größten, koalas zu sehen...also...nichts wie hin...

man sagte mir bereits, dass das fahrrad nicht das beste sei... aber gut... einem quasi-geschenkten drahtesel schaut man ja nicht ins sprichwörtliche maul... nach einem guten kilometer leichten anstieg meldete die kette bereits mit lauten klackern einen unruhigen lauf weit abseits der ideallinie... mitten im steilsten stück der strecke mit 14% steigung vernahm mein ohr außer dem innerlichen pochen meines pulsschlags noch ein lautes krachen, meine gesamte kraftentfaltung der beine ging ohne übertrag plötzlich nach unten, ich machte beinahe den abflug über den lenker aber konnte mich und das fahrrad gerade so noch halten... wieder ein ereignis aus der kategorie "kann ja nur mir passieren": die kette war abgesprungen und hat mir dann noch die komplette schaltung der vorderen zahnradgruppe zerrissen...


nach kurzem eruptivem fluchen habe ich versucht zu retten, was noch zu retten ist... im grunde nichts mehr, denn die einzelteile der schaltung rollten teilweise hinter mir den berg runter oder waren im gebüsch verschwunden... man konnte noch auf dem größten vorderen ritzel fahren, aber die kette sprang immer wieder ab... zurückschieben wollte ich das fahrrad auch nicht und so blieb mir nichts anderes übrig als getreu dem motto "wer sein fahrrad liebt, der schiebt" den drahtesel die letzten paar meter steigung nach oben zu schieben...

oben angekommen zweigte nach rechts der pfad zu den forts ab... offiziell sind fahrräder dort verboten, aber die erste teilstrecke wäre ohne probleme zu bewältigen gewesen...




schon während diesem relativ leichten anstieg wurde ich mit weitreichenden ausblicken belohnt:




schon bald allerdings änderte sich das terrain und ich verfluchte abermals das fahrrad samt der kaputten schaltung... am ende dieses stufigen anstiegs wartete das fort auf mich... da ich das fahrrad auch nicht nach oben tragen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf das gute im menschen zu hoffen und das rad im gebüsch zu verstecken... (also im grunde habe ich dann nicht wirklich auf das gute im menschen vertraut sondern einfach nur gehofft, dass a) niemand das rad dort findet und b) wenn doch, niemand ein kaputtes rad klaut...)


immer höher stufte ich mich den berg hinauf und die ausblicke wurden immer besser... erinnerungen an rangitoto / neuseeland wurden wach... nur mit dem unterschied dass meine begleitung dort weiblicher natur war und nicht wie hier ein kaputtes fahrrad...


an den ruinen des forts angekommen, konnte man verschiedene punkte besichtigen, hier mal der ehemalige standpunkt des keine ahnung wieviel millimeter geschützes... drehbar gelagert und damals allzeit bereit, auf alles zu schießen was ein hakenkreuz oder schlitzaugen hatte...


auch von dort hatte man exzellente aussicht auf malerische einsame buchten...


hier die horseshoe bay auf der anderen seite der insel...mein ziel für den tag...


die insel zeigt sich sehr abwechslungsreich grün...grün...evtl auch mal grün und dann einige felsen...


hier mal aus der deckung heraus fotografiert: die signalstation des forts... welches eigenlich nur aus einigen auf dem hügel verteilten gebäuden besteht, von denen dieses das einzige ist, was zur zeit betreten werden kann... es steht erwartungsgemäß leer und von seinem dach hat man ebenfalls eine tolle aussicht...wie die beiden obigen bilder beweisen...


 danach folgte ich dem pfad durch wald, gestrüpp und über stock und stein... es war nicht immer einfach den weg zu finden und bei so manchem abschnitt war ich abermals froh, das rad im tal gelassen zu haben...


hier beispielsweise hätte ich nicht mit dem rad auf dem buckel durchgepasst...


und hier folgte ich einfach mal dem gefälle nach unten...scheinbar war die entscheidung richtig...denn ich fand den weg auch wieder...


sehr schön auch dieser punkt etwas abseits vom weg... man hatte eine klasse weitsicht und es ging auch recht tief nach unten...


das erkennt man auf diesem foto leider nicht so gut... aber es sah schon beeindruckend aus...


und hier habe ich dann mal ein wenig mit dem selbstauslöser gespielt und die aussicht genossen...

 
 nachdem ich dann von oben soviele schöne einsame buchten gesehen hatte, wollte ich dort auch noch hin... zum glück konnte ich bergab das fahrrad noch mehr oder weniger nutzen und rollen lassen... auf der insel kann man kleine elektroautos mieten, sogenannte "mokes" ... die sind aber so schwach, dass sie den späteren anstieg nach der bergabpassage zu den buchten nicht bewältigen würden...deshalb: keine mokes auf der straße nach unten... für mich folgten dann 3,5km kurvige abfahrt...


und wer den nervenkitzel sucht, sollte sich ein fahrrad zulegen, bei dem auch die bremsen nicht die besten sind und damit eine steile straße abwärts rasen... es kommt an manchen stellen zu einer merklichen beschleunigung der herzschlagfrequenz...und zum glück hatte ich keinen gegenverkehr ...

ich kam aber auch dieses mal heil an und es bot sich mir die einsame radical bay... 


und spätestens bei diesem anblick wusste ich, wo ich als nächstes hin musste...


ganz so einsam war die bucht dann doch nicht... dieses teuer aussehnde anwesen stand fast direkt am strand...
 

eigentlich wollte ich ja bis ganz dort oben hin...und trotz der tatsache dass sich meine laufschuhe mit ihren profil regelrecht an die felsen krallten und ich ohne probleme nach oben klettern konnte, schaffte ich die letzten drei meter nicht mehr...es war dann doch etwas zu steil...


ich habe das fahrrad dann anschließend wieder 3,5 anstrengende kilometer bergauf geschoben, mich dann gute vier kilometer wieder bergab nach horseshoe bay rollen lassen... dort kam ich dann nahe der totalen dehydration an und kaufte erstmal wasser und coke...1,25l coke auf einen schlag sorgten erstmal wieder für ausgleich in meinem flüssigkeits- und zuckerhaushalt... horseshoe bay ist mit das touristischste örtchen das ich je gesehen hab...geschäft an geschäft, restaurant neben restaurant... nett, aber nicht wirklich besonders...
deshalb auch keine bilder... basta ;-)

da ich dann folglicherweise das fahrrad dann wieder gute vier kilometer den berg rauf schieben durfte, hab ich mir noch eine flasche coke besorgt und mich auf den weg gemacht...koalas hab ich natürlich keine gesehen...

da ich das risiko, von den nicht wirklich regelkonform fahrenden aussis überfahren zu werden, minimieren wollte, schob ich mein rad größtenteils auf den wiesen am straßenrand... es dauerte insgesamt 84 tage bis ich (von einer kleinen redback spinne mal abgesehn) mit der giftigen australischen tierwelt bekanntschaft machte...

johnis reiseführer für malaysia schrieb sehr schön "wenn sie einer schlange auf den schwanz treten, könnte sie das als unangenehm empfinden und sich attackiert fühlen..." - würde mir ähnlich gehn wenn mir jemand...naja egal, anderes thema...

ich hab noch gesehen dass was braunes im grünen gras liegt, aber da wars schon passiert: fahrrad trifft schlange...die brownsnake (eine der giftigsten schlangen der welt) machte einen erschrockenen satz nach links und ich bin ebenfalls erschrockenerweise beinahe über das fahrrad nach rechts gesprungen... wir tauschten noch schnell einen blick aus und die drohhaltung der schlange sagte mir "geh jetzt lieber langsam weiter" ... da ich hier bei einer konfrontation den kürzeren ziehen könnte, ging ich dann auch weiter und war von diesem zeitpunkt an mit der zwiespältigen inneren diskussion beschäftigt, was der "bessere" tod wäre: überfahren werden oder giftschlange... glücklicherweise kam es weder zum einen noch zum anderen und als freund der multiversumtheorie (es gibt nicht nur ein universum sondern unendlich viele, parallel existierende universen die sich teilweise nur in kleinigkeiten unterscheiden) überlegte ich kurz, was in einem der anderen universen gerade passieren würde...wie evtl ein wagen anhält wenn ich am boden liege und das gift langsam meine atmung lähmt ... wie ich ganz dumpf die sirene des rettungswagens höre...oder aber wie in wieder einem anderen universum ich die schlange beiße...(ja, man denkt viel nach wenn man alleine ein fahrrad den berg hinauf schiebt und manchmal blüht meine phantasie prächtiger als alle blumenwiesen dieser welt zusammen...) ich kam nach guten sechs stunden tour wieder wohlbehalten und nassgeschwitzt im hostel an... der besitzer reagierte ziemlich cool auf die zerfetzte schaltung: "kein problem, das reparieren wir"... ich bezweifle irgendwie dass irgendwas geschehen ist... der / die nächste hört sicher nur wieder "es ist nicht das beste rad, aber es fährt" ... wie war das? "it is not a bug, it is a feature"


abends saß ich dann allein im mehrzweckbereich und hab schokocookies gegessen...allein? naja... nicht ganz...diverse durchaus laute geräusche auf dem wellblechdach und im dunkel hinter mir verrieten mir, dass ich besuch hatte... die beleuchtung des ambientes war miserabel und so machte ich das, was in jedem schlechten horrorfilm der anfang vom ende ist und wo der schockerfahrene zuschauer genau weiß was passieren wird aber trotzdem denkt "nein, mach das net du depp": ich stand auf und schaute nach... 

da ich aber gerade keine taschenlampe zur hand hatte, blitzte ich mir meinen weg mit der kamera... erster versuch: nichts zu sehen..


zweiter versuch...siehe da: augen leuchten mich auf dem foto an... diese tierart ist alles andere als giftig... es war ein possum... eine gewöhnliche beutelratte...


und sie war nicht allein... während ich dort stand, war eine andere dabei, um meine cookies zu streunen, so dass ich mich schnell wieder auf den weg zurück machte...der vertreter auf dem unteren bild war ein wenig erschrocken über den blitz (oder meinen anblick) und hat dann zum dank direkt mal den zaun entlang geschissen... roch weniger gut...


die viecher hatten mehr neugier als angst und so saßen sie bald auch im küchenbereich des gemeinschaftsraums und beäugten mich aufs genaueste...


nicht dass ich gesellschaft nicht zu schätzen wüsste...aber fünf von der sorte waren mir dann doch zuviel und ich hab den rest der cookies in meinem klimatisierten zimmer gegessen...