Nach der Verabschiedung von Mark
steht der anstrengendste Teil der Reise bevor: zwei Nachtbusfahrten um von La Paz (Bolivien) nach
Salta (Argentinien) zu kommen. Unterwegshalt wird Uyuni sein. Dort werden wir die berühmte Salzwüste
besuchen, ihreszeichens größte der Welt. Teil 1 der Odyssee startet um 21:00 Ortszeit in La Paz: Man führt uns
in einen recht ansehnlichen Reisebus, die Fahrt geht los, man serviert uns
ordinäres Flugzeugessen (welches die eh schon recht niedrig liegende Limbostange der
durchschnittlichen "Gaumenfreude" Geschmacksskala gewissermaßen aufrecht gehend unterläuft) und auf den beiden
Bildschirmen läuft ein Film, der bei jeder kleinen Bodenunebenheit aussetzt
(und davon gibt es auf bolivianischen Straßen ins Hinterland schon ein paar mehr…) Nach etwa
der Hälte der Fahrt wechselt der Straßenbelag von Asphalt auf „nicht vorhanden“
und die Fahrt mit Tempo 70 über die Steinpiste wird zur Belastungsprobe für
Mensch und Material. Es wäre interessant gewesen, seismische Gerätschaften
aufzustellen, um die Aktivitäten des Busses in ein Verhältnis zu setzen… ich
für meinen Teil hatte zu dem Zeitpunkt meine eh schon nicht tiefe Schlafphase
verlassen und versuchte, nicht von Sitz gerüttelt zu werden…95% der restlichen Insassen waren von den Umständen weniger bis gar nicht beeinträchtigt und schnarchten seelenruhig vor sich hin...Neid macht sich breit...(bevor er wieder abgeschüttelt wird)
Pünktlich zum Sonnenaufgang waren wir in Uyuni angekommen.
Ein verschlafenes Nest mitten im wüsten Nirgendwo von Bolivien. Einzige
Existenzberechtigung des Örtchens: Salz, Salz, Salz and don´t forget about the Salz...Man fährt mit 30 Tonnern in die nahe
Salzwüste und baggert dort im Tagebau Salz…darüber hinaus fährt man mit
Geländewagen schaulustige Touristen in die Wüste. Da wir grad keinen 30 Tonner zur Verfügung
hatten, nahmen wir den Geländewagen…
Startpunkt der Tour war der „Cementario de los Trenes“
(Zugfriedhof) … für mich natürlich interessant, für die anderen ein
Kollateralerlebnis… Zur Sache: früher hatte die Bahn (wie in so vielen Ländern
der Welt) einen großen Stellenwert…so auch im Nirgendwo in Bolivien um große
Mengen an Gütern über weite Entfernungen zu transportieren…bevor es Straßen
(bzw. mit Stöcken abgesteckte Pfade mit weniger großen Steinen) gab…als der
Individualverkehr zunahm, stellte man die nicht mehr benötigten Lokomotiven und
Wagen einfach etwas weiter draußen vor den Toren der Ortschaft ab und überlies
sie ihrem Schicksal… das sieht dann mittlerweile so aus:
Einführung in die Ferroviate Prähistorie „so und so und so hat das funktioniert…damals“
Man kann auch auf den Wracks herumklettern… insgesamt ein
eher trostloser Anblick… zumal auch einige selbsternannte Künstler ihre Spuren hinterlassen haben...
Wer Ahnung von der Materie hat, wird überrascht sein, wie vielfältig damals der Bahnbetrieb gewesen sein muss... der Rest sieht einen Haufen Altmetall...
Unser Fahrer war sehr bemüht, trotz Sprachbarriere viel mit
uns zu reden…er erklärte uns die heimische Tierwelt: ein männliches Lama nennt
man „Macho“ sobald es mehr als fünf Weibchen zu seinem Harem zählt…Jauch ich komme! Der Trip führte uns dann weiter in die Salzwüste hinein.
Das Salz hier ist auch an der Oberfläche so sauber, dass man es direkt essen
kann. Das musste man uns nicht zweimal sagen und so testeten wir das mit Chips,
die zufällig in unserem Gepäck waren… Prädikat: salzig
Wir fuhren immer weiter in die Salzwüste hinein…an manchen
Stellen drängt Grundwasser nach oben, was von den entfernten Bergen abfließt…es verdunstet durch die unbarmherzige Sonneneinstrahlung aber auch schnell wieder, so haben die Pfützen keine Chance, größer zu werden. Sprudelt aber trotzdem ganz nett...
Entstanden ist die Salzwüste, als vor Millionen von Jahren
die Südamerikanische Erdplatte auf die Pazifische Erdplatte geprallt ist und
die Anden entstanden sind…dadurch wurde dieser Teil des Meeresbodens angehoben
und mit der Zeit ist alles Wasser im Becken verdunstet…zurück blieb das Salz…
Bis zum Horizont sieht man nichts als weiß:
Beliebt sind auch Trickfotos, bei denen mit der Perspektive
gespielt wird…bei der weiten ebenen Fläche eigentlich kein Problem…wir haben
das aber nicht wirklich hinbekommen…
Andere waren da experimentierfreudiger:
Da damals der komplette Meeresboden angehoben wurde, waren
natürlich auch alle Inseln des Gebietes betroffen. Die sogenannte „Kaktusinsel“
ist eine davon. Mitten im grellen weißen Salz taucht sie plötzlich auf…Fels in
der Brandung…Fels im Salz... und bevölkert ausschließlich von Kakteen, die
höher als zwei Meter sind und teilweise über 1200 Jahre alt…einigen Vögeln und Steinen…
Angesichts der dort bereits vorhandenen Steintürme konnte
ich natürlich nicht ohne Hinterlassenschaft bleiben... und die vorhandenen waren jetzt nicht sonderlich hoch...
(Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass der orkanähnliche Wind meine Pläne irgendwann doch zum Scheitern verurteilte...da wollte ich wohl zu hoch hinaus...)
Von der Insel ging es dann wieder auf direktem, salzigen Wege zurück in die Stadt...wo
auch schon gleich unser Nachtbus zur argentinischen Grenze auf uns wartete… bleibt noch zu erwähnen, dass zumindest unser Fahrer entgegen dem augenscheinlichen Trend zum Verkennen des Potenzials der Landschaft in solchen Ländern für JEDES Stück Plastik (Sonnenbrillen etc) angehalten hat und es eingesammelt hat... es ist halt nicht immer aller Tage Abend was das angeht...
Sehr wohl Abend war für uns - der Bus zur Grenze wartete bereits...
Sehr wohl Abend war für uns - der Bus zur Grenze wartete bereits...
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