Montag, 1. Dezember 2014

weiß!



Nach der Verabschiedung von Mark steht der anstrengendste Teil der Reise bevor: zwei Nachtbusfahrten um von La Paz (Bolivien) nach Salta (Argentinien) zu kommen. Unterwegshalt wird Uyuni sein. Dort werden wir die berühmte Salzwüste besuchen, ihreszeichens größte der Welt. Teil 1 der Odyssee startet um 21:00 Ortszeit in La Paz: Man führt uns in einen recht ansehnlichen Reisebus, die Fahrt geht los, man serviert uns ordinäres Flugzeugessen (welches die eh schon recht niedrig liegende Limbostange der durchschnittlichen "Gaumenfreude" Geschmacksskala gewissermaßen aufrecht gehend unterläuft) und auf den beiden Bildschirmen läuft ein Film, der bei jeder kleinen Bodenunebenheit aussetzt (und davon gibt es auf bolivianischen Straßen ins Hinterland schon ein paar mehr…) Nach etwa der Hälte der Fahrt wechselt der Straßenbelag von Asphalt auf „nicht vorhanden“ und die Fahrt mit Tempo 70 über die Steinpiste wird zur Belastungsprobe für Mensch und Material. Es wäre interessant gewesen, seismische Gerätschaften aufzustellen, um die Aktivitäten des Busses in ein Verhältnis zu setzen… ich für meinen Teil hatte zu dem Zeitpunkt meine eh schon nicht tiefe Schlafphase verlassen und versuchte, nicht von Sitz gerüttelt zu werden…95% der restlichen Insassen waren von den Umständen weniger bis gar nicht beeinträchtigt und schnarchten seelenruhig vor sich hin...Neid macht sich breit...(bevor er wieder abgeschüttelt wird)



Pünktlich zum Sonnenaufgang waren wir in Uyuni angekommen. Ein verschlafenes Nest mitten im wüsten Nirgendwo von Bolivien. Einzige Existenzberechtigung des Örtchens: Salz, Salz, Salz and don´t forget about the Salz...Man fährt mit 30 Tonnern in die nahe Salzwüste und baggert dort im Tagebau Salz…darüber hinaus fährt man mit Geländewagen schaulustige Touristen in die Wüste. Da wir grad keinen 30 Tonner zur Verfügung hatten, nahmen wir den Geländewagen…



Startpunkt der Tour war der „Cementario de los Trenes“ (Zugfriedhof) … für mich natürlich interessant, für die anderen ein Kollateralerlebnis… Zur Sache: früher hatte die Bahn (wie in so vielen Ländern der Welt) einen großen Stellenwert…so auch im Nirgendwo in Bolivien um große Mengen an Gütern über weite Entfernungen zu transportieren…bevor es Straßen (bzw. mit Stöcken abgesteckte Pfade mit weniger großen Steinen) gab…als der Individualverkehr zunahm, stellte man die nicht mehr benötigten Lokomotiven und Wagen einfach etwas weiter draußen vor den Toren der Ortschaft ab und überlies sie ihrem Schicksal… das sieht dann mittlerweile so aus:





 Einführung in die Ferroviate Prähistorie „so und so und so hat das funktioniert…damals“




Man kann auch auf den Wracks herumklettern… insgesamt ein eher trostloser Anblick… zumal auch einige selbsternannte Künstler ihre Spuren hinterlassen haben...




Wer Ahnung von der Materie hat, wird überrascht sein, wie vielfältig damals der Bahnbetrieb gewesen sein muss... der Rest sieht einen Haufen Altmetall...



Unser Fahrer war sehr bemüht, trotz Sprachbarriere viel mit uns zu reden…er erklärte uns die heimische Tierwelt: ein männliches Lama nennt man „Macho“ sobald es mehr als fünf Weibchen zu seinem Harem zählt…Jauch ich komme! Der Trip führte uns dann weiter in die Salzwüste hinein. Das Salz hier ist auch an der Oberfläche so sauber, dass man es direkt essen kann. Das musste man uns nicht zweimal sagen und so testeten wir das mit Chips, die zufällig in unserem Gepäck waren… Prädikat: salzig







Wir fuhren immer weiter in die Salzwüste hinein…an manchen Stellen drängt Grundwasser nach oben, was von den entfernten Bergen abfließt…es verdunstet durch die unbarmherzige Sonneneinstrahlung aber auch schnell wieder, so haben die Pfützen keine Chance, größer zu werden. Sprudelt aber trotzdem ganz nett...







Entstanden ist die Salzwüste, als vor Millionen von Jahren die Südamerikanische Erdplatte auf die Pazifische Erdplatte geprallt ist und die Anden entstanden sind…dadurch wurde dieser Teil des Meeresbodens angehoben und mit der Zeit ist alles Wasser im Becken verdunstet…zurück blieb das Salz…

Bis zum Horizont sieht man nichts als weiß:







Beliebt sind auch Trickfotos, bei denen mit der Perspektive gespielt wird…bei der weiten ebenen Fläche eigentlich kein Problem…wir haben das aber nicht wirklich hinbekommen…




 Andere waren da experimentierfreudiger:




Da damals der komplette Meeresboden angehoben wurde, waren natürlich auch alle Inseln des Gebietes betroffen. Die sogenannte „Kaktusinsel“ ist eine davon. Mitten im grellen weißen Salz taucht sie plötzlich auf…Fels in der Brandung…Fels im Salz... und bevölkert ausschließlich von Kakteen, die höher als zwei Meter sind und teilweise über 1200 Jahre alt…einigen Vögeln und Steinen…









Angesichts der dort bereits vorhandenen Steintürme konnte ich natürlich nicht ohne Hinterlassenschaft bleiben... und die vorhandenen waren jetzt nicht sonderlich hoch...







(Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass der orkanähnliche Wind meine Pläne irgendwann doch zum Scheitern verurteilte...da wollte ich wohl zu hoch hinaus...)

Von der Insel ging es dann wieder auf direktem, salzigen Wege zurück in die Stadt...wo auch schon gleich unser Nachtbus zur argentinischen Grenze auf uns wartete… bleibt noch zu erwähnen, dass zumindest unser Fahrer entgegen dem augenscheinlichen Trend zum Verkennen des Potenzials der Landschaft in solchen Ländern für JEDES Stück Plastik (Sonnenbrillen etc) angehalten hat und es eingesammelt hat... es ist halt nicht immer aller Tage Abend was das angeht...

Sehr wohl Abend war für uns - der Bus zur Grenze wartete bereits...


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