Donnerstag, 11. Dezember 2014

Don´t fly for me Argentina!



Der zweite Tag in Buenos Aires war eigentlich (!) als Start unserer Reise zu den Wasserfällen von Iguacu (es gibt da mehrere Schreibweisen und ich bin recht inkonsequent was das angeht...) geplant. Wir konnten verhältnismäßig lange schlafen und waren noch gut in der Zeit beim Check-out. Ich für meinen Teil machte den Online-Check-in für den Flug – alles problemlos…Auch die Preisfrage bezüglich der Zimmer wurde zu unseren Gunsten entschieden und das zuviel bezahlte Geld anstandslos zurückerstattet. Einzig das Wetter an diesem Tag wollte nicht recht...Es regnete in Strömen…zum ersten übrigens Mal machte das Wetter nicht wirklich mit, bisher blieben wir vom Regen verschont.

Mit dem Taxi machten wir uns auf zum Flughafen. Eine ziemlich überfüllte Abflughalle machte uns zunächst nicht stutzig, denn von den vergangenen Tagen wussten wir: der gemeine Argentinier steht gern in Schlangen an. Sei es für Banken und Busse...weder "Flugzeug" noch in "fliegen" beginnt allerdings mit einem "b" ... hätte uns das PLUS das schlechte Wetter ein Zeichen sein sollen?






Nachdem wir uns in die Schlange eingereiht hatten, kam irgendwann J. von einem seiner Erkundungsgängen (der regelmäßige Leser weiß: der braucht Auslauf) zurück und meinte „Leute, wir haben ein kleines Problem…unser Flug ist gestrichen“ Das war so der Moment, in dem man den Gesichtszügen von B. und mir beim Entgleisen zusehen konnte... Ratlosigkeit machte sich breit... Man konnte es gut erkennen: Tatsächlich zeigten die Bildschirme „Cancelled“ hinter unserem Flug um 13:10 an. 



Da wir aber eh gerade schon von den Menschenmassen der Anstehenden und Reisewilligen langsam aber stetig nach vorne gedrückt wurden, warteten wir, bis wir am Check-In Schalter waren. Bis dahin machten wir uns noch müde Hoffnungen, dass die Passagiere vielleicht auf andere Flugzeuge aufgeteilt werden...Effizienzgedanke und so…so der Standardscheiß, der einem dann in den Kopf kommt, wenn es darum geht, sich selbst und/oder andere zu beruhigen. Dann kam die Erkenntnis: Die endgültige und unausweichliche Bestätigung kam dann am Schalter selbst: Flug fällt aus wegen Streik…nächste Möglichkeit: Tags drauf um 11:00. Sämtliche Versuche, noch einen anderen Flug zu bekommen scheiterten. Auf die Frage aller Fragen „geht der Flug morgen wenigstens sicher?“ formten die Lippen der Dame zwar ein „Si“ aber die Augen sagen „oh chicos…wenn ihr wüsstet“…

Streik? Mal wieder... es hat schon eine gehörige Portion Ironie zueigen, dass wir in den Ländern, von denen wir anfangs annahmen, sie machten die meisten Probleme weil "niedrigerer Standard" usw. die wenigsten (also KEINE) Probleme auf der Reise hatten und in Argentinien, einem sehr westlich geprägten Land uns eine glorreiche Errungenschaft der modernen Gesellschaft die Reise verhagelt: Arbeitnehmerrechte... 

Drei mal individuelle Laune unter dem Nullpunkt in einem Meer aus gestrandeten Reisenden…ein Pulverfass… und trotzdem waren wir noch die ruhigsten...und irgendwie fanden wir einen ebenso ruhigen wie repräsentativen Platz vor der Flughafenbank...(wo aktuell ausnahmsweise mal keine Schlange war)

es regnete immer noch – innere Handlung = äußere Handlung…jeder Schriftsteller wäre stolz auf das Zusammentreffen dieser beiden Umstände…es hätte von Hollywood schöner nicht inszeniert werden können…und wir danken der Academy für das Erkennen von...naja...Durchhaltevermögen





Nun war Umdisponieren angesagt…Lonely Planet und sonstiges wälzen um Entfernungen und Reisemöglichkeiten zu checken...rein zeitlich sollte es kein Problem sein, die Wasserfälle in einem halben Tag abzuarbeiten… wir mussten aber wieder zurück in die Stadt und brauchten eine Unterkunft… und die bereits gebuchte Unterkunft in Puerto Iguazu musste storniert werden…Wir entschieden uns für den Bus und die Rückkehr zu dem bereits bekannten Hostel. Einziges Problem jetzt noch: der Bus akzeptiert als Zahlungsmittel nur Münzen…und die kleine Bank vor Ort am Flughafen wechselt immer nur acht Pesos von einem Zehner…die restlichen zwei gibt’s als Schein wieder…warum? Ma weiß et net… So musste jeder von uns noch mal Münzgeld suchen.

Als wir das auch geschafft hatten UND im Hostel sogar die gleichen Betten noch frei waren, ging es an die Frustbewältigung: laufen wir uns einfach den Frust von der Seele… das Wetter zeigte sich von seiner gnädigen Seite und es war nicht zu warm und hörte auch auf mit dem Regen… Ein paar Eindrücke:


Der japanische Garten...eine Insel der Ruhe und des Friedens...


Man legt großen Wert darauf, dass ursprüngliche Elemente des Stadtbildes nicht vollständig verschwinden...so wie dieser alte Hafenkran, der nun etwas weiter landein steht und einen netten Kontrast zu den Hochhäusern bildet...

Überall blitzen alte Gebäude hervor:

Wie kommt Argentinien von seinen Schulden weg? Einfach alle goldenen Straßenlaternen verscherbeln...da gibt es eine Menge von...allein in Buenos Aires bestimmt Millionen...




Die letzte Herausforderung des Tages wartete nach Einbruch der Dunkelheit: für den Bus am nächsten Morgen brauchten wir 21 Pesos in Münzen… in Deutschland kein Problem: man geht zum nächstbesten Laden und fragt…in Normalfall hat man dort einen gewissen Betrag vorrätig und wenn was fehlt, geht man zum nächsten Laden und in zwei Minuten ist die Sache über die Bühne/Ladentheke… Nicht aber in Argentinien…Minute 2: der erste Kiosk konnte uns zwei Pesos wechseln…Minute 4 – 20: die nächsten fünf Kioske hatten keine Münzen, ein MC Donalds konnte uns immerhin acht Münzen verschaffen…wohl aber auch nur, weil wir dort noch etwas gegessen hatten. Minute 30 – 40: Die nächsten drei Kioske vermeldeten münztechnische Ebbe in den Kassen…“holt euch doch ne Monatskarte“ … Ja! Danke fürs Gespräch…der zweite MC Donalds hatte weder das erhoffte Eis noch die sehnsüchtig erwarteten Münzen…aber einen Tipp: „Geht mal in die Pizzeria“ … Gesagt – getan: mit einem verständnisvollen Lächeln ob der geschilderten Notfallsituation konnte man uns zehn Pesos in Münzen in die Hand drücken… mit der wichtigen und gewichtigen Fracht machten wir uns dann wieder ab ins Hotel… Stellt sich die Frage (die uns auch kein Kioskbesitzer beantworten konnte): warum zum Geier macht man ein Geldmittel zum verpflichtenden Zahlungsmittel, welches NIRGENDWO erhältlich ist? (Wahrscheinlich gibt es eine vollkommen banale Quelle wie einen Wechselautomaten an einer Haltestelle...aber die haben wir einfach nicht finden wollen)


Und wir bedanken uns bei LAN Argentina für den weiteren Tag in Buenos Aires…hoffentlich kommen wir morgen weg…

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