Freitag, 5. Dezember 2014

Viva Argentina!

Unser Nachtbus fuhr pünktlich aus Uyuni ab und eigentlich war es kaum möglich, aber die Straßenverhältnisse wurden NOCH schlechter...mit abermals 70km/h rüttelte der Bus über die unendlichen Weiten der bolivianischen Einöde und verteilte unentwegt Schläge gegen den gesamten Körper...nach gut 45 Minuten Fahrt nutzte ich eine Pinkelpause um mal kurz die frische Luft zu nutzen...mal den Sternenhimmel genießen...kleiner Taktgeber für den Puls: die anderen fünf Aussteiger waren gerade wieder eingestiegen...da gehn die Türen zu und der Bus setzt sich langsam in Bewegung...ohne mich wohlgemerkt...zum Glück kann ich auch nachts unter widrigen Umständen einen Sprint in Wanderschuhen hinlegen...ging gerade nochmal gut! Meine dezenten Schläge gegen die Beifahrertür wurden erhört. Dankenswerter Weise stand drinnen schon J. im Gang um dem Busfahrer mitzuteilen, dass noch jemand fehlt... in der Nacht fand ich keinen Schlaf mehr sondern erlebte das Erreichen der Grenzstadt Villazon mehr im Dösen. Der Bus wurde schlagartig geentert von Marktschreiern, die den Leuten Taxis und Busse weiter nach Argentinien verticken wollten...genau DAS braucht man nach so einer Nacht. Wir packten die Sachen zusammen und machten uns auf zu Fuß durch den langsam erwachenden Tag der die fröstelnde Nacht vertreibt...Ziel: die Grenze, die in zwei Stunden öffnen sollte.


Einheimische und Straßenhunde störten sich nicht großartig an den geschlossenen Gittern der beiden Übergänge...allerdings wollten wir nicht unbedingt negativ auffallen und warteten brav, bis man auch offiziell passieren durfte...


Mit ähnlicher Gleichgültigkeit wie bei der Einreise wurden wir aus Bolivien ausgestempelt und mit ähnlicher Verwunderung ob der gewissen Differenz der aktuellen Erscheinung und des Passfotos wurde ich in Argentinien mit einem "Bienvenidos" begrüßt... überraschenderweise wollte keiner unser Gepäck checken... 

Und wieder zu Fuß machten wir uns nun auf argentinischer Seite in La Quiaca auf zum Busbahnhof um ein Ticket nach Salta zu bekommen. Nach ein paar Minuten Suchen fanden wir besagten Busbahnhof und konnten auch ein Ticket ergattern...die Fahrt allerdings endete abrupt vor den Toren der Stadt: brennende Straßensperren verhinderten ein Weiterkommen mit dem Bus. Die ATE streikte - ATE vertritt die Staatsbediensteten in Argentinien und die waren irgendwie ein bisschen aggro drauf...


In der Fahrschule hatte ich mal gelernt "alles, was unter die Stoßstange passt, kann überfahren werden" ... die bisherige Autofahrermentalität in Südamerika hätte mich eigentlich erwarten lassen, dass der Busfahrer kurz hupt und dann die Protestler über den Haufen fährt...Fehlanzeige!

Uns wurde eine Nummer genannt...samt dem Hinweis "lauft" ... 200m weiter standen dann weitere Busse, die dann die Flüchtlinge aufnahmen und weiter ins Landesinnere transportierten... guter Start... zumal nach gut einer Stunde Fahrt eine weitere dieser Straßensperren für eine weitere Stunde Verzögerung sorgte...wenigestens konnte man da ein bisschen Schlaf nachholen...

Die Landschaft änderte sich im Laufe der 375km sichtlich: wir begannen mit kargen Hochland, fuhren langsam in grünere Gefilde, dann durch den Regenwald und letztendlich in gemäßigten Breiten:


Weiterer ungeplanter Zwischenstopp: irgendwo im Nichts wurde der komplette Bus von der Militärpolizei geräumt. Sämtliche Insassen mussten samt Gepäck zur Durchsuchung antreten...den ein oder anderen verleitete das dazu, im Freien vor dem Gebäude noch schnell eine "Zigarette" zu rauchen... total unauffällig versteht sich... die Grenzbeamten waren von unseren Biervorräten erheitert und ansonsten konnten wir unbehelligt weiterreisen... wieder so ein Stop den keiner braucht... und ein Bett rückt in weitere Ferne...

zurück zu entspannenden Landschafsbildern:




Willkommen in Salta... wir waren keine fünf Minuten auf der Straße unterwegs, da reckte man uns schon den ersten Arm zum Hitlergruß entgegen...Viva Argentina! Was gibt es über Argentinien sonst noch Wissenswertes? Von den Simpsons wissen wir, dass Juan Peron ein konsequenter Führer war und mit Madonna verheiratet war: VIDEO (spanisches Intro, danach nur noch bis Sekunde 35 interessant) Darüber hinaus gibt es den sogenannten "Blue Market". Hier kann man ausländische Devisen zu einem weit über dem offiziellen Kurs liegenden Verhältnis tauschen...je größer und je amerikanischer die Scheine, desto besser... statt 8:1 ist 13:1 machbar... die auffällig unauffälligen Männer und Frauen mit dicken Brieftaschen reden nur von einem: Cambio (Tausch) und wenn man sich tauschbereit zeigt und Menge und Währung kundgetan hat, kriegt man mündlich oder per Taschenrechner die Rate...ab und an bringt auch Handeln ein wenig... und schon hat man Argentinische Pesos... und zu guter Letzt soll es hier ja auch die besten Steaks der Welt geben...wir waren gespannt...


 

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