Donnerstag, 8. August 2013

annað stigum til Emstrur

zweite Etappe nach Emstrur...

mit viel Lese- und Sehstoff...

Wie im letzten Teil beschrieben hatten wir auf Grund des schlechten Wetters in Alftavatn und der hohen Müdigkeit schnell den Weg in die Zelte gefunden und waren auch ebenso schnell eingeschlafen...trotz Ohrstöpseln wurde ich gegen 23:00 von Regen geweckt... dieser Regen hielt sich hartnäckig die ganze Nacht... (ich gehe einfach mal davon aus, dass es durchgängig geregnet hat...es wäre zwar denkbar dass der Wettergott genau dann die Schleusen geöffnet hatte, wenn ich wach wurde, aber sehen wir mal von übernatürlichen Umständen ab...)

Der Plan war mal wieder um 6:00 aufzustehen und uns auf den Weg zu machen...wir hatten uns drauf geeinigt im Falle von Regen es im Abstand von einer Stunde immer wieder zu versuchen...

6:00 - Regen
7:00 - Regen
8:00 - Regen
9:00 - kein Regen!!!

in Windeseile schüttelten wir die Reste des Regens von unseren Zelten, packten und schulterten die Rucksäcke und machten uns auf den Weg...

wir waren nicht die einzigen, die diesen Plan hatten...seit Landmannalaugar folgte uns eine Gruppe französischer Pfadfinder die es vorzogen bei jeder Gelegenheit zu singen... aber wirklich IMMER waren die am singen... wir versuchten deshalb meist weit vor oder hinter ihnen zu wandern...bisher hatte das immer gut funktioniert...nur auf dieser Etappe sollten wir ihnen öfter begegnen... 

die andere Gruppe die uns regelmäßig über den Weg lief, bestand aus etwa zehn dekadenten Russen, die NICHT gewandert sind, sondern mit breitbereiften Geländewagen von Hütte zu Hütte gefahren wurden...und dort abends ausufernd gesoffen haben... so kann man es auch machen... in diesem Sinne: "До дна!" (Hau weg die Scheiße!)

in den Bergen von Alftavatn habe ich übrigens noch einen kleinen Smiley entdeckt...ob nun natürlicher Ursache oder von Bergsteigern mit Humor in den Schnee gezeichnet, konnten wir nicht klären...


zurück zum Wandern in Reinform... nach nur wenigen Metern kam schließlich der erste Fluss, den wir wirklich zu Fuß durchqueren mussten, selbst ausgiebiges Suchen nach flachen Stellen die man einfach hätte durchqueren können blieb ohne Erfolg...da mussten wir nun durch: 





J. ging wie immer mit großem Mut voran und stieg als erster mit Turnschuhen beschuht in das kalte Nass...



 

Danach traute auch ich mich ins Wasser...hier in der Mitte mit der weißen Plastiktasche vor der Brust..darin meine Wanderstiefelchen... so ein kalter Fluss am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen und macht verdammt wach...da ich keinen Kaffee trinke, kann ich hier keinen Vergleich anstreben, aber der Wachzustand hielt lange an... 



Am anderen Ufer angekommen sahen wir zu, dass wir schleunigst aus den nassen Schuhen rauskamen und wieder die trockenen Wanderschuhe anbekamen...die triefend nassen Turnschuhe fanden dann ihren Platz am Außenbereich des Rucksacks...gleichzeitig legten wir eine nicht zu verfehlende Wasserspur für alle unsere Verfolger...

Landschaft wie auch Himmel wandelten sich recht bald: es ging los mit grünen Hügeln und vielen Wolken und mit der Zeit wandelte sich erstere hin zu mehr dunkler Lava und letzterer wurde heller und blauer... 


Schon bald kam der nächste Fluss in Sichtweite und einerseits war er mit seinen Stromschnellen äußerst imposant anzusehen, andererseits recht ernüchternd bei dem Gedanken, dass wir da eventuell auch wieder zu Fuß durch müssten...


das isländische Tourismusministerium hatte aber Mitleid mit uns (und anderen Wanderern) und so hat man eine freundlicherweise eine stabile (ja war sie wirklich) Holzbrücke in die Landschaft gesetzt....auch hier nimmt J. seine Pionierfunktion wahr und quert als erster... ich bin recht schlecht im Schätzen von Höhen, aber ich nehme mal an dass von Kante der Schlucht bis zur Wasseroberfläche etwa 5 Meter Höhenunterschied waren....die Brücke war nochmal 2 Meter in die Höhe gebaut... und im Reiseführer stand zu dieser Stelle: "bei höheren Wasserständen muss der Weg zur Brücke gefurtet werden" ... nach dem Überqueren hatten wir dann eine Vorstellung, was mit "höheren Wasserständen" gemeint sein musste und wir waren froh, dass wohl gerade Niedrigwasser herrschte... 


so sahen die Stromschnellen von der Brücke aus...


nach etwa einer weiteren halben Stunde kam der nächste Fluss (ja, davon hat Island verdammt viele...) ...diesmal leider ohne Brücke...es ist ein Abfluss eines nahen Gletschers und dementsprechend kalt...auf Grund der schmalen Stelle die zum Furten genutzt werden kann, kam zu einem kleinen Stau...der Fluss ist etwas mehr als knietief und es war recht amüsant zu erleben, dass egal aus welchem Land man kommt: der Ausdruck für "scheiße ist das Wasser kalt" ist in so ziemlich jeder Sprache "uaaaaaaah" ...mein freudig verzerrter Gesichtsausdruck schmückt nun ein britisches Urlaubsfoto...

hier holten uns auch besagte Franzosen wieder ein und beim Furten machen sie sich gegenseitig Mut und schrien ganz in Revolutionslaune "Allons!!! Allons!!!" 

nach dieser Querung kann ich zumindest sagen, dass Wasser auch weit unter 0°C flüssig sein kann... Physiker kriegen das zwar im Labor auch schon hin, aber nur solange das Wasser unbewegt und ruhig ist... für weitere Experimente schlage ich der Welt der Physik diesen Fluss vor...
 


recht schnell änderte sich das Landschaftsbild und wir kamen in eine ausgedehnte Steinwüste... hatte gewisse Ähnlichkeiten mit Bildern von der Mondoberfläche...und unter anderem hier haben amerikanische Astronauten in den 1960ern trainiert, bevor sie dann die Kulissen in den Fernsehstud...ach nein...den Mond betreten haben ;-)


hier ein Blick auf den Gletscher, welcher den eben durchquerten Fluss fleißig mit Wasser füllt:


nun kamen die Flüsse zuverlässig im Stundentakt...hier ein ansehnlicher Wasserfall mit Brücke im Hintergrund, die wir nutzen konnten...das Ufer lud zu einer entspannenden Rast ein und unter dem monotonen Rauschen des Wasserfalls nahmen wir unsere Pausenmahlzeit ein...


und wieder wechselte die Landschaft abrupt ihr Erscheinungsbild: aus schwarz wurde wieder grün...und der Himmel hatte endgültig auf "Schönwetter" umgeschaltet... so macht Wandern richtig Spaß!


...und nach nur einer halben Stunde etwa wechselte das Grün wieder in ein sattes Lavaschwarz...und bis zum Horizont mussten wir noch laufen... hier war es angenehm still...und ich meine "still" ... wenn man stehengeblieben ist und die Luft für einen kurzen Moment angehalten hat, hat man nichts...wirklich NICHTS gehört...kein Hintergrundrauschen einer Stadt, keine Flugzeuge, keine Tiere, kein Wind... absolute Stille...


die letzten Meter bis zur Hütte führten stetig bergab und dazu auch wieder zu Knieschmerzen meinerseits...in einem Tal aber sahen wir schon die Dächer von Emstrur...unserem Nachtlager: 


und hier der Vulkan "Katla", er ist einer der aktivsten Vulkane in Island und liegt unter dem Gletscherschild des Mýrdalsjökull...welchen man hier in erster Linie sieht... er bricht etwa alle zehn Jahre aus und ist längst überfällig... überall stehen Warntafeln mit dem Hinweis im Falle eines Ausbruchs schnellstmöglich auf naheliegende Gipfel zu steigen um den Unmengen an Schmelzwasser zu entkommen... 


 Camp Emstrur liegt äußerst idyllisch gelegen in einem Tal direkt an einem kleinen Bach der leise säuselnd in seinem Bett rauscht...


man kann direkt aus dem Bach trinken...so versicherte man uns seitens der Wärter... J. blieb seiner Pionierrolle treu und versuchte sich als erster daran... als er nach fünf Minuten immernoch am Leben war, versuchte ich es ebenfalls ... und ich muss sagen: kalt und gut und vor allem ohne jegliche Nebenwirkungen! "pure icelandic water" wie es auf allen isländischen Lebensmitteln mit der Zutat Wasser zu lesen war...

das schöne Wetter wollten wir ausnutzen und so machen wir uns an die Zubereitung des Abendessens... aus Erfahrung kann ich jetzt sagen, dass wenn man Tütensuppe mit etwa einem Viertel der vorgegebenen Menge Wasser kocht, erhält man einen Nudelbrei... essen kann man diesen trotzdem... 


...weiterer positiver Nebeneffekt des schönen Wetters: die nassen Kleider die wir seit der Begegnung mit isländischem Regenwetter in den Bergen mit uns herum getragen hatten, konnten endlich trocknen... 


...und nun das Camp von der anderen Seite...eine Holztreppe führt hoch zu den Toiletten und Duschen...

besagte Treppe hatte einen ziemlich unnatürlichen Stufenabstand... entweder haben die Architekten vom RW1 der Uni Mainz hier kopiert oder umgekehrt...jedenfalls sah man immer aus, als hätte man einen latenten Gehfehler...


zum Glück konnte man auch wunderbar neben der Treppe laufen... und nach ausgiebigem Sonnenbaden ging es dann gegen 23:00 Uhr (es war noch taghell) ins Bett...die Franzosen (welche gut eine Stunde nach uns das Camp erreichten) hatten endlich aufgehört zu singen und zu labern und das einzige was zu hören war, war das Gluckern des Baches... und vor uns lag die letzte Etappe des Laugavegur...




Keine Kommentare: