Mittwoch, 21. August 2013

fyrir alvöru karlmenn

...was für richtige Männer!

die Wanderung war vorbei, die Schmerzen hielten sich in Grenzen und die Bilder im Kopf leuchten noch ein bisschen nach... tolle Landschaften...endlose Weiten...

was mir aufgefallen ist während der Wanderungen und vor allem an den Hütten: diese waren nicht nur allein für Wanderer sondern auch für die Nutzer von fahrbaren Untersätzen... und diese Kisten hatten es in sich...

In Landmannalaugar wie auch in Emstrur hat man noch relativ gute Möglichkeiten mit einem handelsüblichen Geländewagen in die Camps zu kommen... aber was hierzulande als SUV dem Durchschnittsmann einen kleinen Hauch Wildnis und Freiheit zurückgeben soll wird in den isländischen Highlands nur müde belächelt...alles unter 40cm Bodenfreiheit ist dort der Bezeichnung "Geländewagen" nicht würdig...

Los geht die lustige Autoschau mit einem Einsteigermodell: Nissan Patrol mit einem in Deutschland politisch nicht ganz korrekten Nummernschild...


das gibts auch als Minivan von Ford... gerade nicht angemeldet aber trotzdem nett anzuschaun:


eine Nummer größer hätten wir hier einen Ford Excursion...recht bullige Front aber es geht noch besser...


ein weiterer Nissan...hier hab ich leider keine Typbezeichnung von...aber hier hat man einen Federweg von etwa 20 cm...genug für leichte Touren ins Gelände...und der Kuhfänger räumt jedes Hindernis aus dem Weg... Zusatzscheinwerfer erhellen auch die dunkelste Polarnacht...


 in Reykjavik habe ich dann folgende Parade gesehn: von rechts nach links folgende Modelle:

Toyota Yaris - Stadtwägelchen...abseits geteerter Wege und an so mancher städtischer Bordsteinkante hoffnungslos verloren
Subaru Forester - guter Start ins Offroadleben...aber in den Highlands unbrauchbar
Ford Escape - Mittelfeld, für leichte Touren ins Gelände...isländischer Wochenendtrip
Toyota Land Cruiser LX - Bundesliga... Standard um in Island abseits der Wege zu überleben


und nun nähern wir uns der Champions League:

hier der knuffige Bus in der Mitte war eigentlich nur Beifang...rechts und links davon die eigentlich interessanten Fahrzeuge... Mercedes Sprinter Bus und Unimog...extra schön geparkt für die Touristen... die Fahrer haben Gäste von den Schiffen direkt abgefangen und versuchten teils recht penetrant arme kleine Asiaten für die Fahrten zu begeistern...


und zu guter Letzt noch die Champions League: 

Dodge Ram 2500 höhergelegt... 6,7l Motor mit 355PS in der Basisausführung... und der hier war nicht mehr wirklich Standard...   


Ein Nissan irgendwas...leider habe ich keine Typbezeichnung am Fahrzeug gefunden... Man legt keinen Wert auf große Namen...eher auf große Reifen... isländisches Understatement eben...


Fahrzeuge dieser Art haben wir recht oft in den Highlands gesehen...und in der dominierenden Stille der Einöde hörte man sie schon lange bevor man sie sah...

Sonntag, 18. August 2013

til Reykjavik

auf nach Reykjavik!

die Nacht am Campingplatz Volcano Huts war kurz....immerhin hörte es gegen 23:30 auf zu regnen und es blieb auch bis zum nächsten morgen trocken...oder sagen wir eher "weniger nass"... bis zu dem Moment (natürlich...) als wir unsere Zelte abbauen mussten...dank der mittlerweile eingekehrten Routine konnte ich mein Zelt in knappen 5 Minuten abbauen und einpacken, aber das mit eingepackte Wasser war mir nicht wirklich geheuer...  wir wurden dann von einem der bulligen Geländebusse abgeholt... die Rückfahrt nach Reykjavik war ähnlich abenteuerlich wie die Hinfahrt nach Landmannalaugar: unzählige (ich hab bei 21 aufgehört) Flüsse sollten zu durchqueren sein und einer davon war so tief, dass der Busfahrer den Luftansaugstutzen vom Motor abdichten bzw. verlängern musste, damit kein Wasser eindringen konnte... dies bedeutete auch, dass das Wasser wieder bis weit über die Höhe der Ladebuchten unterhalb des Sitzbereiches schwappen würde...dieses Mal hatte ich meinen Rucksack vorsorglicherweise etwas höher (auf Rucksäcke anderer Leute) gelegt...aber innerlich feuerte ich den Busfahrer pausenlos mit "jetzt fahr endlich" an wenn er mal wieder mit Schrittgeschwindigkeit in einem Flussbett rumlungerte...



 Die Landschaft wurde dominiert von einem sehr breiten Urstromtal welches mit mehreren kleinen und größeren Flüssen durchsetzt war... und von links und rechts strömten weitere Flüsse (natürlich ohne dass man eine Brücke drüber gebaut hätte) dazu...
 

sehr zu unserer Freude war auch der Audioguide wieder mit an Bord und erzählte uns von Island und auch dieses mal war der Monolog durchzogen von "ähm" und "ah"...

Nach einiger Zeit kamen wir an einen recht ansehnlichen Wasserfall zu dem der Audioguide meinte, es wäre ein Erlebnis, einmal hinter selbigen zu gehen...es sei eine 15 Minuten Pause vorgesehen und man solle sich das nicht entgehen lassen... so sah der Wasserfall vom Parkplatz aus: 


 und so aus der Nähe wenn einem die Gischt noch nicht alles vernebelt...


drei Italiener und ich wollten dann noch hinter den Wasserfall gehen,  was allerdings jäh unterbrochen wurde vom zufälligen Blick nach hinten: da fährt unser Bus ohne uns ab...


auch wenn das nun der ideale Moment wäre, mit einem Cliffhanger auf den nächsten Beitrag zu verweisen, so kann ich doch verraten, dass der Bus wieder zurückgekommen ist...dank des beherzten Einspruchs von J. wurde dem Busfahrer bewusst, dass Gäste fehlen... danke nochmal an dieser Stelle! Ich hätte nicht wirklich gewusst, was ich gemacht hätte, wenn J. nicht eingeschritten wäre...all meine Sachen waren im Bus...ich stand alleine mit meiner Kamera und meinem Geldbeutel auf dem Parkplatz...vielleicht hätte ich einfach auf den nächsten Bus gewartet, welcher nachmittags gekommen wäre... vielleicht hätte man mich auch einfach laut schreien hören...ma weiß et net...

Die bereits vorher erwähnten Franzosenpfadfinder waren uns auch bis nach Þórsmörk gefolgt und hatten einen kompletten Bus besetzt...wir waren eigentlich nur im Ersatzbus... da man unterwegs vom Geländebus in einen normalen Bus umsteigen musste und dieser nicht viel größer war als der Geländebus, kam es wie es kommen musste: wir kamen am Umsteigebahnhof an und sahen den anderen Bus mit vielen Franzosen und ohne uns wegfahren... der Busfahrer allerdings war a) überraschend gut gelaunt für einen Isländer und b) auch fix im Improvisieren: man kennt sich ja in so einem kleinen Land und er handelte mit einem Busfahrer der Konkurrenzgesellschaft "Strætó" einen Deal aus: wir fuhren mit dem Konkurrenzbus dem normalen Bus hinterher und da die Franzosen auf halbem Wege aussteigen wollten, sollten wir dann wieder in den normalen Bus umsteigen... der Plan klappte dann auch ohne weitere Probleme... eine kleine Erinnerung an die Mainzer Heimat: Linie 52 nach "Hella" (sprich "he`la" ... doppel L führt wie wir gelernt hatten dazu, dass der vorausgehende Vokal abgehackt kurz betont wird und dann ein normales L folgt...Klugscheiß Ende!) es bleibt noch zu erwähnen, dass mein Rucksack dank der eingangs erwähnten höheren Position dieses mal trocken geblieben ist... 

 

die restliche Fahrt nach Reykjavik blieb recht unspektakulär...wir wurden abermals darauf hingewiesen, dass in Reykjavik Südfrüchte angebaut werden: in eigens dafür errichteten Gewächshäusern die mit Geothermie beheizt werden... und wir wurden darüber aufgeklärt, dass Island keine Wintersportnation sei, denn die Durchschnittstemperatur im Winter sei 0°C was nicht ausreichend sei um an der Küste für gute Skibedingungen zu sorgen... deshalb würden Wintersportfans nach Norwegen oder in die USA fliegen...

Als kleine Zugabe erklärte sich der immernoch bestens gelaunte Busfahrer dazu bereit, uns (J. und mich sowie zwei weitere Camper) mit dem Bus während seiner Pause (!) zum Campingplatz zu fahren...was eine nicht unbedeutend weite Strecke ist und bei Regen gleich noch viel unangenehmer ist... hier wieder die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen Deutschland und dem Rest der Welt: in Deutschland hätte der Busfahrer einen angepflaumt, wenn man sich auch nur annähernd erdreistet hätte, nach einer nicht vereinbarten und bezahlten Zusatzleistung zu fragen...und schon gar nicht in der Pause! In Island bietet man es einem an... so kamen wir dann trocken am Campingplatz an und konnten in einer kleinen Regenpause unsere Zelte wieder aufbauen...mehr von Reykjavik im nächsten Teil!
 

Mittwoch, 14. August 2013

endanleg spurt til Þórsmörk

Endspurt nach Þórsmörk

...der alte und im isländischen Alphabet noch vorhandene und genutzte Runenbuchstabe  Þ wird übrigens wie das englische "th" gesprochen..."Wald des Thor" heißt es übersetzt...doch einen Hammer haben wir dort nicht gefunden...

der Wetterbericht den wir in Emstrur bekommen hatten, hatte uns am Abend noch etwas die Laune und das gute Wetter verhagelt: es sollte wieder schlechter werden...aus diesem Grund half wieder nur eins: der frühe Vogel fängt den Wurm (auch wenn meines Erachtens nach die zweite Maus den Käse bekommt...) und wir stellten die Wecker auf 6:00 morgens... eine gewisse Routine stellt sich ein und so war das Gepäck in weniger als 30 Minuten gepackt und wir somit startklar...der Himmel deutete schon an, dass die Wetterprognose höchstwahrscheinlich erfüllt werden würde...kein blau und kein Sonnenstrählchen fanden den Weg durch die dichte und tiefhängende Wolkendecke...

und diese interessante Landschaft lag vor unseren Füßen:


der Weg führte recht schnell in die Täler hinab und wir wanderten an den Ufern eines Gletscherflusses...



und natürlich wollte auch dieser Fluss überquert werden...die Planer ersparten uns dankenswerterweise die letzten 20 Meter Höhenunterschied die es noch bis zum Ufer waren und bauten eine Brücke in den Fels... der Weg dorthin war aber auch schon nicht ohne... wie bereits erwähnt tritt in Island auf Grund der Beschaffenheit des Untergrundes so gut wie überall Wasser ans Tageslicht und auch hier fanden sich einige Rinnsaale, die den steilen Abstieg zu einem rutschigen Vergnügen machten...weitere Informationen gleich...


 Blick seitwärts in die Schlucht von der Brücke aus:



Blick abwärts in die Schlucht von der Brücke aus:


Hier nun im linken mittleren Teil des Bildes der steilste Abstieg der gesamten Tour: senkrecht die Wand hinunter an einem Seil das um eine Eisenkette gewickelt war...zum Glück hatten wir die Handschuhe parat und die Wanderschuhe garantierten einen guten Halt im Fels...


Wir wanderten anschließend noch eine Weile in den doch schon sehr zerklüfteten Tälern umher, alle paar Meter zeigten sich links und rechts des Weges kleinere Wasserfälle...


...fast ohne Vorwarnung aber öffnete sich die Landschaft und es wurde flach und steinig...der Blick zurück offenbarte uns übrigens, dass es gut war um 6:00 aufzustehen, denn hinter uns regnete es bereits und die näher kommenden Wolken waren ein ziemlich guter Ansporn für uns...


...dummerweise zeigte der Blick nach vorne welcher sich nach der nächsten Anhöhe ergab das gleiche Bild: Regen...dieser hing an den Bergen fest und bewegte sich erstmal nicht... wir waren uns zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher, ob dies ein Vor- oder Nachteil sein sollte...


...landschaftlich gesehen kam keine Langweile auf: das weite flache Land wechselte wieder zu engen Tälern und tiefen Schluchten in denen laut und wild das Wasser tobte...und den Grundstein für noch tiefere Schluchten legte...


es ging größtenteils bergab auf dieser Etappe, hier Pionier J. auf einem der seltenen Unterwegsbilder auf denen er nicht in Bewegung ist: bei einer kurzen Dehnübung für die Arme :-) 


Was hier mit uns und den Wolken "Verstecken" spielt ist der Eyjafjallajökull, Gletscher und gleichnamiger Vulkan, der die halbe Welt 2010 in Atem und am Boden hielt...in den ersten Tagen der Eruption dachte man in Island noch an die große Kohle und freute sich über jeden Touristen, der staunend am Kraterrand stand und dem Spektakel zuschaute... "Touristeneruption" wurde das ganze auch genannt...als dann der Staub den Flugverkehr lahmlegte, schlug die Stimmung aber urplötzlich um... am linken Bildrand sieht man, dass die Vegetation nun etwas abwechslungsreicher wurde, denn so langsam kamen wir in Gebiete, in denen auch wieder baumähnliche Gewächse wurzelten...


kurz vor dem Ziel wurden die Bäume zahlreicher und auch eine weitere Brücke war zu überqueren...


das Ziel vor Augen mussten wir noch einen letzten Bergrücken bewältigen...aber der hatte es in sich...wir waren wieder mehr am klettern als am wandern und oben angekommen mussten wir die Schutzhüllen unserer Rucksäcke festzurren und uns mit Schlagseite nach links in den Wind legen um nicht umgeweht zu werden... 

 Zwar hatten wir im Reiseführer gelesen, dass unmittelbar vor dem Zeltplatz ein letzter Fluss zu queren sei, aber wir hatten bis zuletzt nicht die Hoffnung aufgegeben, dass wir ohne Schuhtausch das bisschen Wasser bewältigen würden...

Wir kamen etwa bis zur Mitte des weit verzweigten Flussbettes...Steine ins Wasser werfen und drüber steigen zeigte nur an den flachen Armen des Flusses den erhofften Erfolg...der Hauptarm war etwa so tief, dass Wasser doch deutlich über die Knie schwappte...ich brauche nicht zu erwähnen, dass auch dieser Fluss arschkalt war... 




je näher wir dem Camp kamen, desto dichter wurde der Wald:


In Deutschland baut man Brücken über Autobahnen, die nicht benutzt werden, weil die Anschlussstraßen fehlen...in Island schröpft man die Staatskasse auf ähnlich kuriose Art und Weise: man baut Straßenlampen ohne Straßen:

 

wir waren kaum 5 Minuten am Campingplatz und hatten die Zelte aufgebaut, da fing es auch schon an wie aus Eimern zu regnen...und es sollte die folgenden 10 Stunden nicht mehr aufhören... so sah der Blick nach draußen aus...wir konnten uns glücklicherweise in der Küche mit kombinierten Aufenthaltsraum die Zeit vertreiben... heiße Duschen sowie Sauna und Whirlpool wurden uns ebenfalls als im Preis inbegriffen versprochen...die Dusche war das einzige, was wirklich der Beschreibung entsprochen hatte... die Sauna war ein riesiges Holzfass im Freien, was nicht wirklich warm wurde und der Whirlpool war ein etwas größerer betonierter Gartenteich dessen Tiefe geschätzt bei 25cm lag... auf Grund der miesen Wetterlage haben wir es vorgezogen, erstmal zu duschen und dann zu kochen...

 

ein altes Kartenspiel verleitete mich zu architektonischen Spielchen während J. die Reste seiner mitgeführten Zeitungen leerlesen wollte...


ein paar Variationen des ganzen...





Als es gegen Abend immernoch regnete, wechselten wir ins Restaurant des Campingplatzes...ich dachte schon, ich hätte die Rettung des Abends gefunden in Form des Spieleklassikers "Trivial Pursuit" ... doch leider fehlte uns das Wörterbuch dazu...


immerhin konnte ich die letzte Frage beantworten: Diego Maradona kommt aus Argentinien ;-)

im weiteren Verlauf des Abends hatte ich dann noch entdeckt, dass man seine Wäsche komfortabel auf den Heizstrahlern in der Dusche trocknen konnte...also legte ich einen spontanen Waschtag ein und besetzte die Dusche für gut eine Stunde und hatte am Ende saubere und trockene Klamotten... 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Entscheidung zum frühen Aufbruch eine sehr gute war... ich hätte wollen nicht wieder im Regen wandern müssen... leider hält der Campingplatz "Volcano Huts" nicht das was er verspricht... die Pläne für den folgenden Tag: zurück nach Reykjavik und besseres Wetter suchen...
 

Donnerstag, 8. August 2013

annað stigum til Emstrur

zweite Etappe nach Emstrur...

mit viel Lese- und Sehstoff...

Wie im letzten Teil beschrieben hatten wir auf Grund des schlechten Wetters in Alftavatn und der hohen Müdigkeit schnell den Weg in die Zelte gefunden und waren auch ebenso schnell eingeschlafen...trotz Ohrstöpseln wurde ich gegen 23:00 von Regen geweckt... dieser Regen hielt sich hartnäckig die ganze Nacht... (ich gehe einfach mal davon aus, dass es durchgängig geregnet hat...es wäre zwar denkbar dass der Wettergott genau dann die Schleusen geöffnet hatte, wenn ich wach wurde, aber sehen wir mal von übernatürlichen Umständen ab...)

Der Plan war mal wieder um 6:00 aufzustehen und uns auf den Weg zu machen...wir hatten uns drauf geeinigt im Falle von Regen es im Abstand von einer Stunde immer wieder zu versuchen...

6:00 - Regen
7:00 - Regen
8:00 - Regen
9:00 - kein Regen!!!

in Windeseile schüttelten wir die Reste des Regens von unseren Zelten, packten und schulterten die Rucksäcke und machten uns auf den Weg...

wir waren nicht die einzigen, die diesen Plan hatten...seit Landmannalaugar folgte uns eine Gruppe französischer Pfadfinder die es vorzogen bei jeder Gelegenheit zu singen... aber wirklich IMMER waren die am singen... wir versuchten deshalb meist weit vor oder hinter ihnen zu wandern...bisher hatte das immer gut funktioniert...nur auf dieser Etappe sollten wir ihnen öfter begegnen... 

die andere Gruppe die uns regelmäßig über den Weg lief, bestand aus etwa zehn dekadenten Russen, die NICHT gewandert sind, sondern mit breitbereiften Geländewagen von Hütte zu Hütte gefahren wurden...und dort abends ausufernd gesoffen haben... so kann man es auch machen... in diesem Sinne: "До дна!" (Hau weg die Scheiße!)

in den Bergen von Alftavatn habe ich übrigens noch einen kleinen Smiley entdeckt...ob nun natürlicher Ursache oder von Bergsteigern mit Humor in den Schnee gezeichnet, konnten wir nicht klären...


zurück zum Wandern in Reinform... nach nur wenigen Metern kam schließlich der erste Fluss, den wir wirklich zu Fuß durchqueren mussten, selbst ausgiebiges Suchen nach flachen Stellen die man einfach hätte durchqueren können blieb ohne Erfolg...da mussten wir nun durch: 





J. ging wie immer mit großem Mut voran und stieg als erster mit Turnschuhen beschuht in das kalte Nass...



 

Danach traute auch ich mich ins Wasser...hier in der Mitte mit der weißen Plastiktasche vor der Brust..darin meine Wanderstiefelchen... so ein kalter Fluss am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen und macht verdammt wach...da ich keinen Kaffee trinke, kann ich hier keinen Vergleich anstreben, aber der Wachzustand hielt lange an... 



Am anderen Ufer angekommen sahen wir zu, dass wir schleunigst aus den nassen Schuhen rauskamen und wieder die trockenen Wanderschuhe anbekamen...die triefend nassen Turnschuhe fanden dann ihren Platz am Außenbereich des Rucksacks...gleichzeitig legten wir eine nicht zu verfehlende Wasserspur für alle unsere Verfolger...

Landschaft wie auch Himmel wandelten sich recht bald: es ging los mit grünen Hügeln und vielen Wolken und mit der Zeit wandelte sich erstere hin zu mehr dunkler Lava und letzterer wurde heller und blauer... 


Schon bald kam der nächste Fluss in Sichtweite und einerseits war er mit seinen Stromschnellen äußerst imposant anzusehen, andererseits recht ernüchternd bei dem Gedanken, dass wir da eventuell auch wieder zu Fuß durch müssten...


das isländische Tourismusministerium hatte aber Mitleid mit uns (und anderen Wanderern) und so hat man eine freundlicherweise eine stabile (ja war sie wirklich) Holzbrücke in die Landschaft gesetzt....auch hier nimmt J. seine Pionierfunktion wahr und quert als erster... ich bin recht schlecht im Schätzen von Höhen, aber ich nehme mal an dass von Kante der Schlucht bis zur Wasseroberfläche etwa 5 Meter Höhenunterschied waren....die Brücke war nochmal 2 Meter in die Höhe gebaut... und im Reiseführer stand zu dieser Stelle: "bei höheren Wasserständen muss der Weg zur Brücke gefurtet werden" ... nach dem Überqueren hatten wir dann eine Vorstellung, was mit "höheren Wasserständen" gemeint sein musste und wir waren froh, dass wohl gerade Niedrigwasser herrschte... 


so sahen die Stromschnellen von der Brücke aus...


nach etwa einer weiteren halben Stunde kam der nächste Fluss (ja, davon hat Island verdammt viele...) ...diesmal leider ohne Brücke...es ist ein Abfluss eines nahen Gletschers und dementsprechend kalt...auf Grund der schmalen Stelle die zum Furten genutzt werden kann, kam zu einem kleinen Stau...der Fluss ist etwas mehr als knietief und es war recht amüsant zu erleben, dass egal aus welchem Land man kommt: der Ausdruck für "scheiße ist das Wasser kalt" ist in so ziemlich jeder Sprache "uaaaaaaah" ...mein freudig verzerrter Gesichtsausdruck schmückt nun ein britisches Urlaubsfoto...

hier holten uns auch besagte Franzosen wieder ein und beim Furten machen sie sich gegenseitig Mut und schrien ganz in Revolutionslaune "Allons!!! Allons!!!" 

nach dieser Querung kann ich zumindest sagen, dass Wasser auch weit unter 0°C flüssig sein kann... Physiker kriegen das zwar im Labor auch schon hin, aber nur solange das Wasser unbewegt und ruhig ist... für weitere Experimente schlage ich der Welt der Physik diesen Fluss vor...
 


recht schnell änderte sich das Landschaftsbild und wir kamen in eine ausgedehnte Steinwüste... hatte gewisse Ähnlichkeiten mit Bildern von der Mondoberfläche...und unter anderem hier haben amerikanische Astronauten in den 1960ern trainiert, bevor sie dann die Kulissen in den Fernsehstud...ach nein...den Mond betreten haben ;-)


hier ein Blick auf den Gletscher, welcher den eben durchquerten Fluss fleißig mit Wasser füllt:


nun kamen die Flüsse zuverlässig im Stundentakt...hier ein ansehnlicher Wasserfall mit Brücke im Hintergrund, die wir nutzen konnten...das Ufer lud zu einer entspannenden Rast ein und unter dem monotonen Rauschen des Wasserfalls nahmen wir unsere Pausenmahlzeit ein...


und wieder wechselte die Landschaft abrupt ihr Erscheinungsbild: aus schwarz wurde wieder grün...und der Himmel hatte endgültig auf "Schönwetter" umgeschaltet... so macht Wandern richtig Spaß!


...und nach nur einer halben Stunde etwa wechselte das Grün wieder in ein sattes Lavaschwarz...und bis zum Horizont mussten wir noch laufen... hier war es angenehm still...und ich meine "still" ... wenn man stehengeblieben ist und die Luft für einen kurzen Moment angehalten hat, hat man nichts...wirklich NICHTS gehört...kein Hintergrundrauschen einer Stadt, keine Flugzeuge, keine Tiere, kein Wind... absolute Stille...


die letzten Meter bis zur Hütte führten stetig bergab und dazu auch wieder zu Knieschmerzen meinerseits...in einem Tal aber sahen wir schon die Dächer von Emstrur...unserem Nachtlager: 


und hier der Vulkan "Katla", er ist einer der aktivsten Vulkane in Island und liegt unter dem Gletscherschild des Mýrdalsjökull...welchen man hier in erster Linie sieht... er bricht etwa alle zehn Jahre aus und ist längst überfällig... überall stehen Warntafeln mit dem Hinweis im Falle eines Ausbruchs schnellstmöglich auf naheliegende Gipfel zu steigen um den Unmengen an Schmelzwasser zu entkommen... 


 Camp Emstrur liegt äußerst idyllisch gelegen in einem Tal direkt an einem kleinen Bach der leise säuselnd in seinem Bett rauscht...


man kann direkt aus dem Bach trinken...so versicherte man uns seitens der Wärter... J. blieb seiner Pionierrolle treu und versuchte sich als erster daran... als er nach fünf Minuten immernoch am Leben war, versuchte ich es ebenfalls ... und ich muss sagen: kalt und gut und vor allem ohne jegliche Nebenwirkungen! "pure icelandic water" wie es auf allen isländischen Lebensmitteln mit der Zutat Wasser zu lesen war...

das schöne Wetter wollten wir ausnutzen und so machen wir uns an die Zubereitung des Abendessens... aus Erfahrung kann ich jetzt sagen, dass wenn man Tütensuppe mit etwa einem Viertel der vorgegebenen Menge Wasser kocht, erhält man einen Nudelbrei... essen kann man diesen trotzdem... 


...weiterer positiver Nebeneffekt des schönen Wetters: die nassen Kleider die wir seit der Begegnung mit isländischem Regenwetter in den Bergen mit uns herum getragen hatten, konnten endlich trocknen... 


...und nun das Camp von der anderen Seite...eine Holztreppe führt hoch zu den Toiletten und Duschen...

besagte Treppe hatte einen ziemlich unnatürlichen Stufenabstand... entweder haben die Architekten vom RW1 der Uni Mainz hier kopiert oder umgekehrt...jedenfalls sah man immer aus, als hätte man einen latenten Gehfehler...


zum Glück konnte man auch wunderbar neben der Treppe laufen... und nach ausgiebigem Sonnenbaden ging es dann gegen 23:00 Uhr (es war noch taghell) ins Bett...die Franzosen (welche gut eine Stunde nach uns das Camp erreichten) hatten endlich aufgehört zu singen und zu labern und das einzige was zu hören war, war das Gluckern des Baches... und vor uns lag die letzte Etappe des Laugavegur...