Teil II
Machen wir weiter mit Impressionen aus Reykjavik, die nicht soviel mit bunten Häusern und großen Kirchen zu tun haben...
Beginnen wir mit einer Symbiose aus Müllvermeidung und Verkehrssteuerung...höchstwahrscheinlich kamen kreative Kunststudenten auf die folgende Idee (was sehr schön wäre, denn dann würde wirklich die gelehrte Kunst im hässlichen Kunstakademiegebäude aus dem letzten Post im krassen Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes stehen...)
Man nehme ein Fahrrad vom Schrottplatz, ein paar Eisenstangen, einen Eimer Farbe und fertig ist die Absperrung für die Fußgänger- und Radlerzone... natürlich ist das ganze drehbar verankert um im Notfall einem Krankenwagen oder der Feuerwehr die Zufahrt zu ermöglichen... gelb ist übrigens nur eine der vielen Farben die benutzt wurden
Natürlich gibt es in Reykjavik auch ein Jugendzentrum... und ganz im Stile anderer Großstädte sind die Kiddies recht versiert im Umgang mit der Spraydose: der Innenhof des Jugendzentrums besteht aus Skaterrampen, Quarterpipes (halbe Halfpipe ;-) ) und anderem Sportgerät...und alles war besprüht...manches er als Testobjekt...
...andere Objekte dagegen waren ansehnliche Werke geworden:
Aus verkehrspsychologischer Sicht sollen Bremsschwellen (regional auch bekannt als Krefelder Kissen oder Delfter Hügel) den Autofahrer dazu animieren, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen... was in Deutschland gut funktioniert muss in Island (man erinnere sich an die lustigen Geländewägelchen aus einem der letzten Einträge) auf andere Art und Weise gelöst werden... handelsübliche Bremshügel würden sicherlich vom durchschnittlichen Geländewagenfahrer beim Überfahren kaum registriert werden... Grünflächen zwischen den Fahrstreifen sind ebenfalls prädestiniert zum überrollen... wie macht man es richtig?
harte Steinsäulen im Stil des "Giant´s Causeway" in die Mitte zwischen den beiden Fahrtstreifen und Kopfsteinpflaster links und rechts davon... schon sorgt man für Beachtung durch höhergelegte Geländewagenfahrer...
Frei nach Rammstein "etwas Kultur muss sein": das dachten wir auch als wir durch die Stadt spazierten und auf dem Weg zum "Perlan" waren...darum schlenderten wir durch den Park des Skulpturenmuseums... mit einigen Ausnahmen sahen fast alle Werke aus, als hätte man Tiere und Menschen in einen genetischen Mixer geworfen...ein wenig Knete dazu und dann Feuer frei...meist vier Beine...etwas kopfähnliches und an sinnfreien Stellen zusätzliche Extremitäten... überall stand dabei, wer der schöpferische Geist hinter dem Werk ist, aber leider kein Kommentar zum Thema "was möchte uns der Urheber damit sagen?"
von dort oben hat man einen sehr schönen Ausblick auf die Stadt und das Umland...hier ein Blick nach Südwesten auf die amerikanische Kontinentalplatte:
hier die Stadt selbst... leider war das Wetter recht ungemütlich...
Nun ein Einschub "Lektionen aus dem Marketing" damit ich den Sinn des folgenden Fotos besser darstellen kann: vor einigen Jahren firmierte die Deutsche Bahn AG unter dem Namen "Die Bahn" ... man wollte die negative Konnotation von "deutsch" aus dem Gedächtnis der Kunden streichen...kein Gedanke sollte mehr an die Beamten-Deutsche-Bundesbahn verschwendet werden... "die" war in den Augen und Ohren der hochbezahlten Marketinggenies wesentlich neutraler... dummerweise wollte das Unternehmen auch international Fuß fassen... was aber ungemein schwieriger wird, wenn man im englischsprachigen Raum das Wort "die" im Namen hat... was auf deutsch "sterben" heißt... im Fußball heißt sowas Eigentor... genug Anekdoten...die Überleitung folgt auf dem Fuße: die Isländer können ziemlich gut englisch sprechen, was daran liegt, dass Kinofilme und Serien einfach nur untertitelt werden und in der Originalsprache laufen...umso mehr verwundert es dann, wenn man "Sadcars" als Autovermieter heißt... niemand möchte ein trauriges Auto fahren... oder durch Autofahren traurig werden...
das wars aus Reykjavik... es hat schöne Ecken dort...aber die kleinen Städte haben mir wesentlich besser gefallen..das Wetter mag auch eine Rolle gespielt haben...
Hotels haben wir keine genutzt...der Campingplatz am Stadtrand bietet alles was man benötigt: Duschen, Toiletten, Küchen, Reisebüro und Internetzugang für rund 12 Euro pro Nacht...Essen und Getränke sind allgemein teurer als in Deutschland... eine Busfahrkarte kostet 3 Euro... es gibt aber auch genügend kostenlose Shuttlebusse von verschiedenen Anbietern, welche die Busbahnhöfe und Hostels abfahren... es genügt, wenn man dem Busfahrer glaubhaft versichert, man fahre mit seiner Gesellschaft im Anschluss irgendwo hinfährt... schon kann man einsteigen... und selbst wenn man das nicht gemacht hätte: ich hatte ja bereits von der uns Deutschen unbekannten Freundlichkeit der Busfahrer gesprochen...es wäre sicherlich auch ok gewesen...
trotz allen positiven und schönen Seiten an Reykjavik: wir mussten raus aus der Tristesse des grauen Wolkenmeers... unser Ziel: Akureyri
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