Busreise...nach Landmannalaugar
Wie bereits angekündigt war die erste Nacht auf isländischem Boden recht kurz und um 6:00 morgens war wieder Tag...wir bauten die Zelte ab und machten uns auf den Weg...
kurz zu meinem Zelt:
auf diesem Foto lässt sich erahnen, was für die nächsten Nächte mein Zuhause sein würde...im gepackten Zustand gut 2 Kilo schwer und handliche 45 x 15 cm klein und ausgepackt sah das dann wie folgt aus:

soweit die von mir gewählte Aufteilung...Keller und Dachterrasse sucht man vergebens, auch die Toiletten und Duschen sind weit (SEHR WEIT teilweise) außerhalb angeordnet...aber sieht doch auf den ersten Blick recht geräumig aus und wird auch als Zelt für zwei Personen angeboten, jedoch auch allein war es dort recht kuschelig...nachts einmal mit Elan und ohne Bedacht umgedreht und schon hat man in der Küche randaliert und wacht morgens Auge in Auge mit der Tütensuppe oder dem Toastbrot auf...
das Ziel der heutigen Etappe: "Landmannalaugar" oder wie der Isländer sagt "Lannmannarolooocha" (sie sind generell etwas verwirrt, wenn man ihre Ortsnamen mit unserer Aussprache kombiniert...)
um das Ziel zu erreichen, mussten wir wieder zum BSI Terminal...glücklicherweise fährt ein kostenloser Shuttlebus vom Campingplatz zum Terminal...die wissen schon, was sie an ihren Touristen haben...
Um allerdings vom Terminal nach Landmannalaugar zu kommen, mussten wir in einen höher gelegten Allrad-Geländebus steigen:
Gepäck unten rein und Passagiere drüber...warum diese Konstrukton, wo doch überall einsteigefreundliche Niederflurbusse gern gesehen werden?
Auf Island gibt es drei Arten von Straßen:
1. Kategorie: vergleichbar mit unseren Bundesstraßen
2. Kategorie: weniger hochwertig, schmaler, vergleichbar mit unseren Landstraßen
3. Kategorie: Schotterpiste die sich oft nur durch die Pfosten an ihren Seiten vom Rest der Landschaft abhebt... Brücken nur wo es unbedingt notwendig ist...
und Straßen der dritten Kategorie muss man befahren, um nach Landmannalaugar zu kommen...
so fuhren wir also bei strömendem Regen los in die grüne Weite...alle Bilder habe ich durch die verdreckten Busfenster gemacht...also nicht über Spiegelungen und Flecken wundern...
der Bus hatte einen Audioguide, welcher interessantes und wissenswertes über Island erzählte...allerdings schien der Erzähler wohl ohne jegliche Vorbereitung und recht spontan zu dem Job gekommen zu sein...in etwa: "Ey erzähl ma grad was über die Strecke hier" - "ok..."
Es ging fast die komplette Fahrt (4 Stunden) wie folgt: "dort drüben sieht man Gras...ähm...und ähm dieses Gras ist äh...grün...und es ist äh grün...ähm weil es viel regnet in Island...und deshalb ähm wird das ähm Gras ähm gut mit Wasser versorgt...und dort drüben sind ähm Berge...und diese äh Berge sind ähm hoch... und weil sie ähm so hoch sind...liegt ähm auch im Sommer äh Schnee auf äh diesen Bergen..."
entweder man ignoriert den Kommentar nach ner Weile oder man springt bei voller Fahrt aus dem Bus...ich habe mich nach reiflicher Überlegung für die erste Variante entschieden...
Island ist stolz auf seine Wälder...nur gibt es davon leider nicht mehr viele, da während der Landnahme alles abgeholzt wurde um Brennholz zu gewinnen...irgendwann hat man festgestellt "scheiße, Holz alle" und diese Erkenntnis regte zum Umdenken an...mittlerweile werden fast überall im Land kleine Wäldchen aufgeforstet, gehegt und gepflegt... so wie dieser hier:
und ja: die Isländer nennen sowas "Wald"...
es war recht diesig, nass und nicht einladend...und irgendwann wechselte die Landschaft von einem satten grün zu einem eher gräulichen Farbton:
die "Straße" entstand übrigens im Laufe der Zeit durch Nachahmung: einer ist vor langer Zeit mal mit einem noch geländetauglicheren Fahrzeug (an manchen Stellen auch notwendig) vorgefahren und hat die ausgelatschten (-gefahreren) Pfade der Zivilisation verlassen und neue Wege gesucht...dann haben andere das nachgemacht und zack: eine neue Straße, schnell gelbe Pfosten hinstellen bevor der Winter kommt...fertig! (Der Schnee liegt im Winter generell höher als die gelben Pfosten hoch sind, aber mit Pfosten findet man die Straße nach dem Tauwetter leichter wieder...)
und nach einiger Zeit, wir mochten es selbst kaum glauben, bekam der Wolkenteppich Risse:
diese Risse wurden größer und größer und allmählich wurde es freundlicher...und wir gewannen stetig an Höhenmetern und waren bald mitten im tiefsten Hochland und wurden doch recht gut durchgeschüttelt...
kurzer Technikeinschub am Rande:
während man in Deutschland beispielsweise bei Zügen viel Geld in die sogenannte Neigetechnik steckt, um Kurven schneller durchfahren zu können, nutzt man in Island die natürliche Neigung der Landschaft aus...
und unser Busfahrer, dieser Teufelskerl, war fleißig am SMS tippen und telefonieren...und mit links (im wahrsten Sinne des Wortes) lenkte er uns trotzdem noch souverän durch die Höhen und Tiefen Islands...
nun zu dem Grund warum ich eben das Thema "Brücke" explizit erwähnt hatte:
es gibt so gut wie keine im Hochland... von unserem Standpunkt aus mussten wir nach links oben ans Ufer... das Wasser an dieser Furt war maximal einen halben Meter tief, allerdings gab es auch Flüsse, die gut einen Meter tief waren und in Schrittgeschwindigkeit durchquert wurden... leider war das Gepäckfach etwas tiefer als einen Meter über dem Boden und so schwappte phasenweise Wasser hinein und mein Rucksack nahm es dankend auf...
nach insgesamt gut vier Stunden Fahrt erreichten wir dann schließlich Landmannalaugar:
Camping mitten im Nirgendwo...für die privilegierten eine beheizte Hütte...der Rest muss draußen bleiben... so wie wir:
der Boden ist steinig und hart, die Heringe deshalb im Grunde nur Verzierung...es liegen Steine bereit um die Zelte gegen den Wind zu stabilisieren...das haben wir dann auch getan...und das war auch gut so...der Wind war stark und kalt... und nach einer kurzen Stärkung machten wir uns zu einer kleinen Wandertour auf...
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