Samstag, 27. Juli 2013

Formáli

Prolog - Wenn einer eine Reise tut

Der Tag der Abreise ist gekommen, der Rucksack ist gepackt und alles in allem kratzt meine komplette Ausrüstung knapp an der 14 Kilo Marke, also samt dem später noch zuzurechnenden Wasservorrat von 2 Litern bei 16 Kilo...ideale Voraussetzungen für...

ja was eigentlich?

Ich habe mich von meinem Kumpel J. anstecken lassen und begebe mich in einen Wanderurlaub (neuhochdeutsch auch "hiking" genannt") nach Island... pure Natur...einfach mal abschalten...die Bilder die J. mir präsentierten, zeigten eine wilde Landschaft und versprachen grandiose Ausblicke... die Reiseführer die ich dann zu dem Thema gelesen hatte, glänzten ebenfalls mit tollen Bildern und vollmundigen Versprechungen...

Der Plan sah also wie folgt aus:


soweit zum Plan...der Abflug erfolgt von Düsseldorf und die Anreise dorthin erfolgt im ICE der Deutschen Bahn AG...für pulserhöhenden Nervenkitzel ist also gesorgt...

Ich habe extra so geplant, dass 2 Stunden Puffer eingebaut sind um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein...je länger die Fahrtstrecke, desto größer die Gefahr einer Störung...

Mein Kumpel J. hatte sich schon 3 Tage vorher auf den Weg nach Island begeben und hatte mich dann 2 Tage vor meiner Abreise per SMS informiert: "pack dir Regensachen ein"... na Klasse! Mit Regen hatte ich nicht wirklich gerechnet und außer einer Softshelljacke hatte ich auch nichts wasserdichtes in petto...in der Hoffnung auf Wetterbesserung vertraute ich auf die bereits erprobten Fähigkeiten der besagten Softshelljacke und packte vorsichtshalber noch einen blauen Sack ein, welcher in wenigen Minuten in eine Regenjacke umfunktioniert werden kann (alter Festivaltrick...)

Leider wurde das Wetter nicht wirklich besser und für die Nacht meiner Ankunft prognostizierte der isländische Wetterdienst vedur.is angenehme 15°C und Regen...

Also alle die mal ausnahmsweise gutes deutsches Sommerwetter gegen nordisch raues und nass-kaltes Wetter eintauschen: Hand heben... ich zählte nicht viele...

Der Zug an sich war voll mit Wochenendpendlern, Bundis und Bufdis, Touristen und ähnlichem Gefolge...Ferien sind deutlich spürbar...mein handlicher 85 Liter Rucksack zieht neugierige Blicke auf sich...die Klimaanlage versagte nicht und fast lautlos näherte ich mich Düsseldorf...

Allerdings wäre eine Anreise ohne Zwischenfälle ja langweilig...aus diesem Grund bescherte das Schicksal nicht einen...nein gleich 2 Zwischenfälle: ein etwa 15-minütiger außerplanmäßiger Halt wegen Personen im Gleis und nochmal knapp 20 Minuten an einem Unterwegsbahnhof wegen Notarzteinsatz im Zug...es war wie in einem schlechten Film: statt der Frage "ist hier zufällig jemand an Bord, der Lokführer ist?" kam die Frage "ist zufällig ein Arzt an Bord?" ... es war natürlich niemand an Bord und so wurde entsprechend beim nächsten Halt der gefragte Arzt zugeführt...somit war mein Anschlusszug weg, mein Puls etwas höher und mein smartes Telefon im Einsatz um mögliche Ersatzzüge auszuloten...

Im Endeffekt konnten nochmal ein paar Minuten aufgeholt werden und ich erreichte den Flughafen Düsseldorf eine Stunde später als geplant aber immernoch rechtzeitig...Check-In und Gepäckaufgabe verliefen ebenfalls problemlos und schon bald saß ich in einem schmucken rot-weißen Flieger von airberlin und wurde gen Norden geflogen...immer Richtung Sonne...pünktlich um 22:00 Ortszeit setzte der Pilot die Maschine butterweich und gefolgt vom obligatorischen Applaus (ob die auch klatschen wenn der Busfahrer erfolgreich an der nächsten Haltestelle hält???) auf der amerikanischen Kontinentalplatte auf...

ja...kleiner Klugscheiß am Rande: der Flughafen Keflavik und die dazugehörige Halbinsel befinden sich auf der amerikanischen Kontinentalplatte, welche bei Island an die eurasische Platte trifft...und sich von ihr weg bewegt...

zurück zum Thema: es regnete wie angekündigt...Passkontrolle zu solch später Stunde wollte sich scheinbar niemand antun und so konnte ich unkontrolliert einreisen... schnell Geld besorgen und dann erstmal anstehen um den Bus nach Reykjavik zu bekommen... die Aussage des Betreibers "right outside the building" (einfach vor dem Gebäude) ist wenig zielführend, wenn das Gebäude vier Ausgänge hat und man selbst (natürlich) erstmal an 2 der 3 falschen Ausgängen steht... 

auch andere wollten den Bus nehmen:


mittlerweile hatte es zum Glück aufgehört zu regnen und wie man sieht: 0:00 Ortszeit und es ist nicht wirklich dunkel... nach gut 90 Minuten Fahrt und dem Rauswerfen diverser Hotelgäste kam ich dann am BSI Terminal an, einer der Dreh- und Angelpunkte des isländischen Busverkehrs... dort wartete J. bereits auf mich und wir wanderten zum Campingplatz...einmal quer durch die City von Reykjavik...und es wurde langsam wieder heller...gegen 3:00 etwa rollte ich mich in meinen Schlafsack ein und verbrachte die erste kurze Nacht auf isländischem Boden...

drei Stunden später sollte wieder Tag sein...

dieser Beitrag ist ausdrücklich nicht den Idioten gewidmet, die bei der Hinfahrt in den Gleisen rumgerannt sind! 

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