Donnerstag, 20. August 2015

Kronismus

Zum Auftakt mal was ohne Bilder...

Ich packe meine Koffer und nehme mit: maximal 10kg Handgepäck...Ziel dieses Mal: Mallorca, des Deutschen liebste Baleareninsel, die man vorurteilsmäßig als Sammelbecken überwiegend deutscher Pauschal- und Sauftouristen kennt. Zeitweise als das 17. Bundesland tituliert und wo trinkfreudige Kegelvereine und perspektivlose Provinzfußballer sich regelmäßig einmal im Jahr die Hirnzellen mit einer Flüssigkur rausspülen.  

Warum will ich gerade da hin??? Zusammen mit drei anderen Kletterbegeisterten habe ich mir vorgenommen, die Steilwände an den Küsten von Mallorca unsicher zu machen. Weit ab von den genannten Zuständen. Zwischen mir und dem Ziel stand dann aber immernoch die Reise mit dem Flugzeug von einem kleinen deutschen Regionalflughafen. Zusammen mit meinem Kumpel Youri wartete ich also Sonntags morgens um halb sechs auf den Flieger...und während wir so warteten, füllte sich die Abflughalle mit illustren Gestalten. Da wir getrennt eingecheckt hatten, saßen wir auch nicht nebeneinander und somit erhöhte sich das potenzielle Risiko, neben einem Idioten zu sitzen. (eine konstant schwelende Angst, die ich irgendwie vor jedem Flug habe) Das Dumme an der Sache: je näher der Abflug rückte, desto mehr "Reisegruppen" aus den Sektoren "Kegelclub" oder "Fußballverein" fanden sich in der Abflughalle ein. Vielleicht war auch die ein oder andere Landfeuerwehr dabei, die vorrangig den eigenen Durst löscht. Leute, deren Horizont maximal bis zum Boden der Stubbiflasche reicht ...und die Aufdrucke auf den eilig angefertigten Tshirts bestätigen das Ganze. Meine persönlichen Highlights waren "Trippertina" und "Mösenmagnet"...es sei angemerkt, dass beide Träger offensichtlich entweder Maskottchen ihrer Mannschaft oder bedingt durch eine gewisse beim Fußball sicher nicht vorteilhafte Leibesfülle auf der Ersatzbank zu finden sind. Eine unterschwellige Ironie war nicht zu leugnen...Sowohl Youri wie auch ich hatten Glück und blieben mehr oder weniger verschont. Neben mir saßen zwei Französinnen und der Fußballverein dafür ein paar Reihen vor mir. Kaum war der Flieger in der Luft, wurde der zuvor im Duty Free Shop erworbene Jägermeister ausgepackt - bis nach fünf Minuten die Stewardess das ganze unterbinden konnte... was nicht wirklich für Freude sorgte...auf die Frage, ob es denn auch Bier an Bord gäbe, konnte die Stewardess ein Lächeln auf die von Durst geplagten Gesichter zaubern: Für den attraktiven Sparpreis von 41,50 für neun Dosen war kurz wieder Ruhe eingekehrt... Ernüchterung (...) folgte, als eine andere Stewardess mit neun 0,33er Dosen kam... in der Not frisst der Teufel Fliegen und der Fußballer leert kleine Dosen.

Die erste Runde war schnell geleert und die zweite ebenso schnell geordert...Eine nicht zu übersehende, natürliche Verpeiltheit und der Alkohol verstärkten sich gegenseitig und so dauerte es keine zehn Minuten, bis die erste Dose umgekippt im Gang lag und der Lautstärkepegel stetig stieg... Gespräche wie "ey, in swei Stunden is häppi haua im XY, da gehma hin, danach machn ma n paar Weiber klaaa" sowie ein ständiges Wechseln der Sitzplätze und Tauschen der Dosen sorgten für schier unendlichen Gesprächsstoff... Gepflegter Alltagsrassismus wie "ey welcher Jude hat sein Kaugummi an meine Dose geklebt???" kam dabei auch nicht zu kurz...

Sollten die Jungs es wirklich bis zur Party schaffen? Frauen, die mit "Trippertina" und "Mösenmagnet" und zwei Promille aufs Zimmer gehn, müssen schon sehr verzweifelt oder blind oder beides sein...naja...jeder wie er/sie will. Kurz drauf kam wieder die Stewardess und forderte die Jungs auf, die Dosen zu leeren...es sei jetzt mal genug - verständlich, dass dies auch nicht gerade für Erheiterung sorgte. Wer jetzt denkt, dass ohne Bier der Flug leiser würde, der täuscht sich: Tiefpunkt des ganzen war das "Penisspiel" ... wer am lautesten "Penis" brüllen kann, gewinnt... nach zwei endlos langen Stunden im Flugzeug waren wir endlich am Ziel und die Sonne lachte zur Entschädigung...nur irgendwie hatte ich das Bedürfnis, mir den Kopf an einer Wand einzuschlagen...

Immerhin: Jetzt kann ich nachvollziehen, warum manche Tiere ihren Nachwuchs fressen... was man auch "Kronismus" nennt...  

Sonntag, 18. Januar 2015

vorletzte Worte

Nun sind sie also vorbei...vier Wochen Urlaub am Stück...ein Kontinent von West nach Ost...immer auf der Suche nach...ja...wonach eigentlich?

Es gibt seit einiger Zeit in sozialen Netzwerken das Phänomen dieser unsäglichen Kalendersprüche, die möglichst majest- und ästhetischen Bildern prangen...und oft mit einer bescheuerten Schriftart und mit noch bescheuärterän Reschtchreibfehlan... und in den meisten Fällen versauen sie ein eigentlich recht schönes Foto... man postet dann diese Fotos als Zeichen persönlicher Stärke oder ... Langeweile (?)
 
Eines dieser Bilder hing in einem der vielen Hostels an der Wand...und im Rahmen der ganzen Warterei kam ich nicht umhin, den Spruch zu lesen:

"echte Touristen haben keine Ahnung, wo sie letztens gewesen sind - echte Reisende haben keine Ahnung, wo sie als nächstes hinkommen"

Trifft es eigentlich ganz gut... auch wenn wir immer wussten, wo wir am nächsten Abend schlafen werden und einen recht groben Plan hatten... aber trotzdem wissen wir auch, wo wir letztens gewesen sind...

Zusammenfassend kann man sagen, dass Südamerika auf jeden Fall eine Reise wert ist... vielleicht hatten wir einfach nur Glück und ich weiß, ich wiederhole mich, aber es gab keinerlei Probleme mit Kriminalität...nichts wurde geklaut und auch ohne dass wir nach Hilfe fragten: man stand kaum zwei Minuten etwas ratlos an einem Schild und wurde direkt angesprochen... Wir haben jetzt vier Länder besucht...jede Menge weitere warten noch darauf... und rückblickend muss man sagen, wir haben uns zuviel vorgenommen...mit deutlich weniger Wegstrecke hätten wir auch deutlich entspannter reisen können... aber egal...die Erfahrung haben wir gemacht - nächstes Mal wirds besser...

Denn was man nicht unterschätzen sollte, sind die Entfernungen in Kombination mit der Infrastrutur vor Ort... in Deutschland ist man in der komfortablen Situation, dass zumindest bei Zügen ein Fahrplan existiert, bei dem in jede Richtung mehrmals pro Tag ein Zug fährt... hat man einen verpasst, wartet man auf den nächsten...

In Südamerika gibts erstmal kein nennenswertes Eisenbahnsystem - Bus und Flugzeug sind die Verkehrsmittel dort... und in der Regel fährt ein Bus zweimal am Tag... morgens früh und oft nochmal mittags... nur die großen Städte werden auch über die Nacht angebunden... wenn man da einen verpasst hat - Pech... es geht erst am nächsten Tag weiter... hinzu kommt: die Straßen sind auch nicht die besten (sofern überhaupt existent) und im Durchschnitt kommt der Bus dann auf 60km/h ... und so kommt einiges zusammen, wenn man mal eben 500km vor sich hat...

A propos Straße: wer dachte, Italien oder Spanien hätte schreckliche Verhältnisse...NEIN...in Südamerika wird gefahren, wo Platz ist und mangels TÜV oder sonstigen Institutionen wird auch mit allem gefahren, was Räder hat...

Gefahren wird übrigens auch oft mit Gas und Salatöl, deshalb manchmal etwas gewöhnungsbedürftige Orte für den Tank... das unten gezeigte Gefährt hatte vier verschiedene Räder, fuhr mit Gas und musste nach jedem Ausschalten des Motors angeschoben werden...scheinbar ein Dauerzustand, denn die beiden Fahrer legten eine gewisse Routine an den Tag...



Dieses Bild hatte ich schonmal ganz am Anfang gezeigt, es verdeutlicht aber wunderschön die Mentalität der dortigen Autofahrer: wer die dickste Hupe hat, gewinnt... vorausschauendes Fahren ist nicht... 


Und DAS ist das EINZIGE wovor der gemeine südamerikanische Autofahrer zumindest einen Funken Respekt hat: Geschwindigkeitshubbel... oder auch "Bremsschwelle" wie der fachlich korrekte Terminus ist ("eine quer zur Fahrtrichtung angeordnete bauliche Erhebung auf der Fahrbahn, die zu einer Geschwindigkeitsdämpfung führt und damit zur Verkehrsberuhigung beitragen soll." vgl. die unzitierbare Quelle Wikipedia)


Was konnte ich sonst noch in keinem bisherigen Bericht unterbringen?

...

Diese Kiste fanden wir bei einer Sicherheitskontrolle nach dem Flug am Flughafen von Iguazu...sie zeigte, welche Gegenstände man nicht mit nach draußen nehmen durfte... (warum die dann erstmal mit im Flugzeug waren, interessiert nicht) 
Was die Sache eigentlich erst richtig interessant machte: die kleine Tür unten sieht nicht nur offen aus...   


Es lässt sich auch ein Trend hin zu qualitätiv hochwertigen Fernsehprogramm feststellen, welcher sich auch im Alltag bemerkbar macht...


Der Deutsche an sich ist ja mit Bier vertraut... Standardgröße für Bierflaschen ist ja irgendwie die 0,33er Flasche...ob als Stubbi oder Longneck... Auch kennt man hier 0,5er Flaschen...

In Südamerika gibt man sich nicht mit Kleinkram ab... hier gibts standardmäßig 0,9l ...dagegen sieht die 0,3er Dose schon ein bisschen mickrig aus... Prost! 


Kunsthandwerk wird in Südamerika mit sehr viel Liebe zum Detail betrieben...hier die Lamadecke, die uns in Copa Cabana vorm nächtlichen Erfrieren rettete...sie war so schwer, dass die Kälte einfach gar nicht unter die Decke kam...sie drückte einen direkt tief in die Matratze... Wenn Lamawolle im Originalzustand auch so schwer ist, muss man geschorene Lamas sicherlich festbinden...sonst fliegen die wie Heliumballons weg...


Mit viel Liebe zum Detail sorgten auch manche Hostels dafür, dass man seinen Schlüssel nicht vergisst: Schäfchen und Lamachen...


Freunde alter Autos kommen in Südamerika auf ihre Kosten...zwar sind nicht alle so gut in Schuss, wie diese Käferparade hier...(abgesehn von der lädierten Front des ersten Autos) ... aber so mancher gepflegte Oldtimer rollt noch durch die Straßen...


Linie Aquavit reift, indem er im Inneren von Schiffen den Äquator kreuzt... hat also eine halbe Weltreise hinter sich, wenn er die Kehlen durstiger Menschen wärmt... Zu meiner Überraschung hatte ich eine Banane aus Kolumbien, die ich in Deutschland gekauft hatte, im Gepäck...wieder in ihrer Heimat angekommen, wurde sie feierlich verspeist... "Linie Banavit" quasi ... (ja, der war schlecht...)


Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntermaßen das Leben oder er bekommt keinen Fensterplatz mehr... so wie ich... aber was solls... mit Hilfe der Bordmagazine entsteht hier der täuschend echte Eindruck einer Reise ins All... da können die anderen nur träumen von... 


kommen wir zu den proklamierten Verhaltensregeln für Banken in Lima:

verboten sind Schusswaffen (offensichtlich nur kleinkalibrige...aber wir wollen hier mal keine Korinthen kacken...), nicht-touchscreenige Handys und Rauchen... soweit...von mir aus...  


In der nächsten Bank durfte man ebenfalls keine Handys oder Zigaretten nutzen... Sonnenbrillen und Kappen waren auch verboten... und äh...


Es bleibt die Frage, ob die Abwesenheit eines expliziten Verbots den Gebrauch gewisser Gegenstände legitimiert... wo sind die Juristen wenn man sie braucht? 

Und überhaupt: wo ist eine Wäscheleine, wenn man sie braucht? Zum Glück sind wir handwerklich begabt und können auch einfache Terrassenmöbel verwandeln...


 Stichwort "Pragmatismus":  auf diesem Bild sieht man sehr schön, dass "Ladungssicherung" auch in Bolivien groß geschrieben wird: das Fass wurde erst mit den Pappkartons gesichert...als aber nach Anfahren des Zuges die Trägheit des Fasses die Haltekraft der Kartons überstieg, hat man kurzerhand vier Steine genommen...



Und wenn mal nichts geht: Billard geht immer...gerade am Stoßen: der amtierende internationale argentinische Meister...


Und J. schaut sich den Billardtisch an... (uh...Spoileralarm ;-) )

  

Samstag, 10. Januar 2015

Touristas im Nebel

Nun brechen die letzten Tage unserer Reise an...und wie immer hat man dieses berühmte lachende und weinende Auge...einerseits möchte ich weiterhin reisen und neue Orte und Menschen kennenlernen...andererseits hat das Nomadenleben doch auch kleine Schattenseiten...was ich definitiv vermisse: die Möglichkeit, genau dann zu kochen, wenn ich will...und vor allem was ich will... na egal...kommt früh genug...

Für den Trip von Ilha Grande nach Rio haben wir uns ein Paket gegönnt, welches uns direkt vor die Haustür des Hostels chauffiert...ein bisschen Luxus muss man sich auch mal gönnen, zumal es die letzten Tage in Südamerika sind...

Leider hat uns das eher durchwachsene Wetter stetig verfolgt...und ist auch etwa in gleicher Geschwindigkeit wie wir gereist...vor uns blauer Himmel und hinter uns diesige Nebelschwaden... die zeitgleich mit uns in Rio ankamen... 

Da einige Mitreisende auch unter anderem zum Flughafen gefahren wurden, bekamen wir obendrein noch eine kleine Tour durch die Stadt...die im Nebel fast nichts mit der schillernden, quietschbunten Sambametropole gemein hat, die man allerorten präsentiert bekommt...

Auch in Rio mischen sich Neubauten und renovierte Altbauten im Stadtbild und sorgen für ein vielfältiges Durcheinander in den Häuserschluchten...wir nutzten die Gunst der Stunde und nahmen an einer kostenlosen Wandertour durch die Stadt teil...es gibt viel zu sehen...



Aber es gibt sie noch: die kleinen Gassen in den alten Stadtvierteln...zwar ein wenig dreckig aber meist noch recht ursprünglich  gehalten...



Im Vordergrund: das Aquädukt mit der (vorübergehend eingestellten Straßenbahnlinie obendrauf) und im Hintergrund das nach oben zulaufende Gebäude: eine Kirche...die sechs kleine ersetzt und laut Fremdenführerin Platz für 20000 Besucher bietet


Nicht alles war top restauriert...aber versprühte doch irgendwie einen ganz eigenen Charme...


Höhepunkt der Tour war die berühmte Treppe des Künstlers Jorge Selaron...wie viele große Künstler wandelte er auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn...und wurde leider 2013 tot auf den Stufen seines Lebenswerkes gefunden... es halten sich Gerüchte von Mord bis Selbstmord...wirklich aufgeklärt wurde der Tod aber angeblich nicht...

Hier ein paar Bilder der Treppe: er hat über 2000 verschiedene Kacheln angebracht und teilweise wurden ihm die Kacheln auch aus aller Welt mitgebracht...


Ein meiner Meinung nach sehr schönes Motiv:


Auf den Stufen herrscht eigentlich IMMER Hochbetrieb...hier aktuell eine Showeinlage einer örtlichen Tanzschule...


Und nun zum völkischen Rätsel: wo ist die deutsche Kachel???


Rischdisch... hier ist sie: (interessanterweise mit einem Sprung versehen, der unsere südlichen und Teile der östlichen Landeswappen etwas separiert... erste Vorboten für eine Abspaltung einer Südostdeutschen Allianz? - Ein Fall für Galileo Mystery!)


Aber nicht nur die Treppe ist kunterbunt, auch die Häuser im Umfeld hat man farblich "angepasst"...


Klares Bekenntnis:


Nächstes Ziel der Erkundungstour sollte der Zuckerhut sein...den konnte man mit Hilfe zweier Seilbahnen erklimmen...das Wetter sah alles andere als vielversprechend aus:

Egal - aus der Gondel heraus, das das dann so aus: ein wenig nebelverhangen und die Wolken trugen auch noch ihren Teil dazu bei...

Was natürlich toll war: wenn grad kein Nebel die Sicht verhagelte, war das Panorama schon schön:




Hier ein Blick auf die berühmte Copa Cabana...menschenleer trotz 25° C im Tal...


das obligatorische Beweisfoto: später am Abend sind wir auch nochmal zu Fuß am Strand entlang...wir waren fast die Einzigen... ein bisschen schade


Und wenn die Wolken ganz doof stehn...dann sieht man den Gipfel auch nicht mehr...


Auch von Rio haben wir übrigens diverse Schauermärchen gehört...und gelesen...und auch hier waren wir nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs...auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln...

hier drei Fotos von der Copa Cabana...direkt am Strand:




Wir haben in den Strandbars der Einheimischen unsere Skatrunden abgehalten...und auch hier wieder: es ist nichts passiert... schätze mal, das hat nur teilweise was mit dem berühmten "Dummenglück" zu tun...wir sahen durchweg nur ganz selten aus wie Touristen...klar, man sieht uns an, dass wir Gauchos sind, aber der konsequente Noname Auftritt haben schon von weitem signalisiert: da ist nix zu holen...

Am Abend sind wir noch ein wenig zur Partymeile spaziert...haben erfolglos versucht, ein Konzert zu besuchen und wurden in einer Bar zurecht gewiesen, weil wir Karten gespielt haben... verständlich - wenn die Gäste anfangen, Karten zu spielen, dann signalisiert das potenziellen Gästen, dass es langweilig in der Bar ist... solch ein Verhalten kann und darf natürlich nicht toleriert werden... von beiden Parteien versteht sich...und so sind wir dann auch direkt wieder gegangen...

Rio ist selbstverständlich viel mehr, als nur Samba, Sonne und gute Laune...auf der Wandertour haben wir auch viel über die Geschichte erfahren und viele Orte gesehen, die der Pauschaltourist wohl nicht auf der Agenda hat...

am 27.11. um 23:55 hob pünktlich der Flieger mit dem Kranich ab...Adios Südamerika - Guten Tag Deutschland!






Freitag, 2. Januar 2015

Ilha Grande

...oder wie die Einheimischen zu sagen pflegen "Ila Gransche"...

Paraty war schön, aber wir wollten mehr...wir wollten Abenteuer, Einsamkeit, Abgeschiedenheit und Inselfeeling...und man hat uns die Ilha Grande empfohlen...dort, so die Meinung der Reiseführer und Erfahrungsberichte, sollten wir all das im Überfluss finden...

Um auf die Insel zu kommen, muss man eine Fähre benutzen...diese hatte ihre besten Tage schon hinter sich, sah aber dann doch besser aus, als das Teil, was den Bus über den Titicacasee verschifft hat... (ich hab irgendwie kein Foto gemacht...gegen Ende wurden wir etwas träge, was fotografieren angeht...)

Es folgt nun ein schönes Beispiel für die Wahrung der öffentlichen Ordnung und des Respekts vor dem und des Vertrauens in das Beförderungsmittel: 

Manch ein gläubiger Zeitgenosse würde beim Anblick der Fähre vielleicht in die Versuchung kommen, ein schnelles Stoßgebet gen Himmel zu schicken oder in Hoffnung auf sichere Überfahrt ein sakrales Liedchen anstimmen... doch dieses Verhalten würde offen zur Schau stellen, dass kein Vertrauen in die Fähigkeiten des Kapitäns oder der Zuverlässigkeit des Materials besteht... andere Leute könnten dadurch verängstigt werden und ruck zuck hat man eine Massenpanik an Bord ausgelöst... 

Findige Brasilianer haben mitgedacht und damit das Szenario erst gar nicht zustande kommen kann, ist beten (predigen) UND singen (religiöser) Lieder an Bord verboten:


über die Einhaltung der Vorschriften "wacht" ein "wach"samer "Wach"mann (ok, jetzt hab ich das genug strapaziert...)


Nach etwa einer Stunde Fahrt waren wir dann auch angekommen: Strandparadies mit vielen Booten...ebenso vielen Touristen und eher durchwachsenem Wetter:


Hauptbeschäftigung auf der Insel für uns war dann am Strand sitzen und Caipi trinken sowie um das Auslaufbedürfnis von J. gerecht zu werden: wandern... 

Wir hatten uns in einer etwas abseits des Trubels gelegenen Herberge eingerichtet...dort waren wir zusammen mit einem Österreicher und einer Französin auch die einzigen Gäste (mir sind in den vier Tagen zumindest keine weiteren aufgefallen)

Die Tage sahen wie folgt aus: aufstehen, was kleines Essen, in den Wäldern der Insel rumlaufen, irgendeinen Strand finden, hinlegen und ausruhen, zurück zum Hostel, an die Strandbar unseres Vertrauens und dort gut essen, ein paar Drinks und dann ab ins Bett... URLAUB :-)

Allein waren wir auch selten...so manch einer, der uns in Paraty schon begegnete, kam auch auf der Ilha Grande vorbei...eine Gruppe Briten schloss sich uns kurzzeitig an (oder wir uns ihnen...Ansichtssache...) oder der ein oder andere Weltenbummler fand sich ein...

Die Wandertouren führten uns auf die Gipfel der Inselberge und an verschiedene Strände...und nie wieder werde ich mit Flip Flops wandern gehn wenn alternativ Wanderschuhe zur Verfügung stehen...

Zu Fuß kann man die verschiedensten Ecken der Insel erkunden: man hat sogar in römischer Tradition ein Aquädukt gebaut, um das Wasser aus den Bergen schneller in die Stadt zu befördern:


A propos Berge: entsprechend steil war es auch streckenweise...und Bodenhaftung auf Flip Flops ist ...naja... ausbaufähig...
 

Der ein oder andere Ausblick entschädigte dann aber für die Strapazen und Schmerzen:
 

Ziel der Wanderung am ersten Tag: ein im Wald versteckter kleiner Wasserfall...nachdem wir die Wasserfälle von Iguazu erlebt hatten, konnte uns dieser hier nur ein müdes Lächeln entlocken...trotzdem tat die Pause nicht nur J. gut...


Weitere dreißig Wanderminuten entfernt gelangt man an einen fast einsamen Sandstrand...einzig das auch am zweiten Tag eher mittelmäßige Wetter nahm so ein bisschen das Sommerfeeling...
 

Wieder in der Stadt...besser gesagt dem Dorf der Insel angekommen, wartete schon ein leckeres Abendessen auf uns: der Fang des Tages aufs Allerfeinste in diesen ehemaligen Fässern gegrillt (wir gehen einfach mal davon aus, dass die bisherige regelmäßige Benutzung alle Reste der vorher darin befindlichen Stoffe vernichtet hat)

Was soll ich sagen? der Fisch war LECKER!
 

Die Tageswanderung am dritten Tag führte uns über mehr als zwei Stunden zum sogenannten Lopez Mendez Strand... angeblich der schönste der ganzen Insel... zuvor kamen wir dann aber an einigen anderen Stränden vorbei, die auch nicht zu verachten waren...


Und das ist er nun: Lopez Mendez Beach...um ehrlich zu sein: auf einer Skala bis 10 bekommt er eine gute 7,5 ... aber ansonsten gibt es hier nichts, was nicht auch an den anderen Stränden gewesen wäre...


Einzige Ausnahme: die Wellen... einige waren dann doch größer als man selbst und man konnte auch ohne Brett richtig gut davon getragen werden...hier versucht B. sich in die Wellen zu stellen: 


Natürlich musste ich das auch versuchen:


Aus der Kategorie "First World Problems": "ach Scheiße - Wasser im Ohr" ... im Hintergrund sieht der Betrachter bereits, dass da bald noch mehr Wasser in meinem Ohr sein wird...


Das Wetter meinte es gut mit uns an diesem Tag und vom Wasser aus sah der Strand dann so aus:


Das schöne Wetter lud auch ein, Südfrüchte in einem angemessenen Ambiente zu verspeisen...da schmeckt die Ananas gleich nochmal so gut:


Aus Gründen der Faulheit nahmen wir für den Rückweg das Boot...was uns die Möglichkeit gab, die Küste der Insel mal vom Wasser aus zu betrachten: 


Am vierten Tag hieß es dann Abschied nehmen von der Insel und der Abgeschiedenheit...  Rio wartete auf uns ... und so segelten wir einer ungewissen Zukunft entgegen: