ein letzter Eintrag zum Abschluss:
nachdem wir heil und ohne Blessuren aus Myvatn abgereist sind, legten wir noch eine Nacht in Akureyri ein...da wir dort schon fast die komplette Stadt erkundet hatten, entschlossen wir uns, ins Kino zu gehen...Kino bedeutet dort OmU (Original mit Untertitel) und ich war fast mehr damit beschäftigt, mich über die Untertitel zu amüsieren als auf die Handlung des Films zu achten...
Tags darauf ging es dann wieder mit dem Bus zurück nach Reykjavik...dort hatten wir aber auch schon die ein oder andere Nacht verbracht und die Lösung des "Wo bleiben wir heut Nacht?" Problems lag einige Kilometer weiter im Süden: Grindavik
Eine kleine Hafenstadt und früher wichtiges Fischfangzentrum... "früher" war eigentlich alles in Island irgendwann einmal Zentrum für irgendwas... "Zentrum für Krabbenfischen", "Zentrum für kleine Fische", "Zentrum für große Fische" ...
aber all das war einmal... entsprechend trostlos sieht es am Hafen aus:
der Campingplatz war recht nahe am Hafen, gut geschützt von einem kleinen Wall und das Gras war weich und grün... dort hatten wir auch einen äußerst freundlichen Camp-Wirt, welcher bei allen Problemen vor der Abreise mit Rat und Tat zur Seite stand... dazu gehören Dinge wie "Ticket herunterladen und ausdrucken" ... also wer irgendwann mal in Grindavik sein sollte: nettes Ambiente und tolles Personal an diesem Campingplatz:
als sich am Abend die Sonne doch noch ein wenig zeigte, machen wir unseren Abendspaziergang am Hafen weiter...viele Schiffe liegen nicht mehr vor Anker...
etwas vorgelagert gibt es einen Leuchtturm, zu dem ein Pfad führt... dieser Pfad ist gesäumt von Schiffswracks, die einen (minimal) subtilen Hinweis darauf geben sollen, wie wichtig Leuchtturm und Seenotrettungsdienst für die Schifffahrt vor Ort sind... jede Gedenktafel erzählt eine individuelle Geschichte, listet Anzahl der Opfer auf und was sie alle gemeinsam haben: die Geschichte endet in etwa immer gleich: seit der Inbetriebnahme des Leuchtturms und der Stationierung des Seenotrettungsdienstes gab es ein vergleichbares Unglück nicht mehr und niemand kam seit dem ums Leben durch ein Schiffsunglück...hier mal zwei Wracks zur Ansicht, die Wucht und Kraft des Meeres wird hier zum Anfassen dargestellt:
hier ein Foto des Leuchtturms: nicht besonders groß, dafür scheinbar effektiv: im Bilde auch J. der ein Foto von selbigem von ganz nah dran macht...
die Nacht war kurz und am nächsten Morgen standen wir wieder früh auf und wanderten zur Blauen Lagune...ähnlich dem Naturbad in Myvatn, nur größer und touristischer... auf dem Weg dorthin kamen wir auch verdamt nah an eine US-amerikanische Abhörstation heran...im Bild hier nur die Sendemasten, die sich unter dem Deckmäntelchen der NATO in den Himmel recken... trotz des Fotos kamen keine unauffälligen Lieferwagen oder Männer in schwarz die mich abgeführen wollten... langweilige neue Welt... wahrscheinlich wussten die Mitarbeiter vor Ort schon lange vor unserer Ankunft über alles Bescheid... die eigentliche Basis liegt einige Kilometer weiter Richtung Horizont...gut versteckt vor neugierigen Augen und Objektiven...
an anderer Stelle hatte ich bereits Flora und Fauna erwähnt, hier nochmal zwei Bilder die zeigen, wie dicht das Moos über alle Steine der Gegend wächst. Lavaboden bietet hier die ideale Grundlage und da es kaum andere Pflanzen gibt, hindert nichts und niemand das Moos an der Verbreitung.
es fühlt sich übrigens auch so weich an wie es aussieht...nur muss man vorsichtig sein: darauf herumlaufen sollte man vermeiden, denn von der Oberfläche abgelöstes Moos stirbt ab und bis die Fläche wieder zugewachsen ist, kann es bis zu 100 Jahre dauern...(so mancher Fakt einer Infotafel bleibt verdammt lang hängen...)
nach einer guten Stunde Fußmarsch sahen wir von weitem wieder das nächste Geothermiekraftwerk...dort lag auch die blaue Lagune...
das Prinzip der blauen Lagune ist ähnlich dem des Naturbades in Myvatn: Wasser aus großer Tiefe mit großer Hitze welches durch großen Druck von selbst nach oben sprudelt sobald man in großer Tiefe bohrt wird in einem Krater gesammelt...die Minerale und sonstigen Elemente des Wassers sind selbstverständlich einzigartig, kommen nur an dieser einen Stelle vor und sind natürlich auch gut für die Haut und den Rest des Körpers auch... kleiner Unterschied zu Myvatn: in der blauen Lagune landet prinzipiell jeder einmal, der einen Stopover in Reykjavik hat oder generell auf seinen Flug wartet... das merkt man vor allem an der gegen 11 Uhr rasant steigenden Anzahl an Besuchern...
Das Wasser ist knapp 40°C warm, an manchen Stellen wärmer, an anderen kälter...je nachdem wie weit man von der nächsten Einlassöffnung entfernt ist... grimmige Securities wachen über das Geschehen und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rennen mit Ipads umher und fotografieren die Gäste...
am Ufer stehen diverse Eimer mit Schlamm, den man sich auf die Haut und vor allem ins Gesicht schmieren soll...dies macht angeblich eine besonders straffe Haut... der Vorteil an der Sache: man entgeht einem Sonnenbrand...denn auch wenn wie hier auf den Fotos der Himmel eher bedeckt ist, stellt man doch leichte Rötungen auf den Schultern fest wenn man den ganzen Tag im Wasser liegt... (und nein...es kam nicht vom Wasser selbst...)
nach fünf Stunden treiben lassen, saunieren, entspannen und schwimmen hatten wir dann genug und sind zurück zum Campingplatz gewandert... da der Bus uns recht früh wieder aus Grindavik chauffierte, waren wir am gleichen Abend noch frischen Fisch essen...der Flughafen liegt etwas außerhalb von Reykjavik in Reykjanesbær, dort gibt es ein kleines Lokal namens "Cafe Duus"...es wurde uns vom einheimischen Busfahrer empfohlen und er hatte nicht übertrieben: äußerst leckerer, fangfrischer Fisch! (es könnte zu einem klitzekleinen Anteil auch daran gelegen haben, dass ich die 12 Tage vorher nur Nudeln aus Tüten zu mir genommen hatte und ... aber der Fisch war wirklich lecker...)
die letzten beiden Kilometer zum Flughafen legten wir dann wieder zu Fuß zurück und kamen in dichtem Nebel schließlich heil an... durch fehlende Fluggäste verzögerte sich meine Abreise um gut 40 Minuten... gegen 23:55 hob die Maschine ab und um 6:00 am nächsten Morgen hatte ich dann wieder deutschen Boden unter den Füßen...
Fazit: ohne Knieschmerzen wäre der Urlaub noch wesentlich besser gewesen... alle vier Jahreszeiten in zwei Wochen...das ist ein Erlebnis... 12 Tage Camping und Schlafen auf dem Boden und keine Rückenschmerzen: top!
Landschaft: top!
Menschen: freundlich aber distanziert!
die Urlaubsplanung für 2014 beginnt bald...